ffhamburg192 schrieb:
Das was uns vor ein paar Monaten in einer Neurologie-Vorlesung vorgestellt wurde war vielversprechend mit extrem kurzen Zeiten für die Einleitung der Lyse und nahtloser Anschlussversorgung in der Neuroradiologie.
Und mit einem zweiten STEMO und Ausweitung der Vorhaltung scheinen ja Ergebnisse geliefert zu werden.
Flächendeckend lässt sich das nicht etablieren, keine Frage. Aber sicherlich in jeder Großstadt >200.000 Einwohner mit entsprechendem Neuro-Zentrum vor Ort.
Auch z.B. im Rendezvous mit der Rettung aus dem Umland.
Ebenso charmant sind Projekte wie Tempis in Bayern, die interventionelle Neuroradiologen in kleinere Häuser fliegen.
Und nur weil im Brandschutz in Berlin die Butze brennt darf man trotzdem in anderen Bereichen innovativ sein.
Im Bereich der Apoplexversorgung besteht in Deutschland gigantisches Potential, denn derzeit ist das Level an Versorgung eher gering. Daher hat mich dieser unqualifizierte Pauschalschlag etwas getriggert.
In der Medizin ist immer Platz für teils abgefahrene neue Feldversuche. Ohne diese wären wir nicht so weit in der Akutmedizin wie wir heute sind - ganz klar.
Jedoch finde ich den Nutzen der STEMO in der zugegebenermaßen maroden Rettungsdienst- und Feuerwehrlandschaft problematisch. Von dem Geld der STEMO könnte man auch weitere RTW oder NEF finanzieren, die wesentlich besser einzusetzen sind als nur die STEMO. Gerade in einer Krankenhauslandschaft wie Berlin, wo ich, wie ich jetzt mal behaupten werde, an jeder Ecke einen Neurologen und ein CT finden werde (bei der Krankenhausdichte die dort vorherrscht) halte ich den wirklichen Nutzen in Betrachtung der entstehenden Kosten der STEMO für marginal. Man erinnere sich nur an den Umzugslaster mit CT im Saarland (wie hieß der noch gleich?). Klar Time is Brain, aber was ich definitiv nicht glaube ist dass die Kombination STEMO + RTW + NEF + Versorgung + CT + Umladen + Transport schneller sein soll als RTW (+ NEF) + Versorgung + Transport >>> CT + Lyse + ggf. Angio im Zielhaus. Und das gerade wie schon ausgedrückt in einem Ballungszentrum wie Berlin mit hoher Dichte an CT/Neuro.
Genauso Sehe ich es auch mit dem Feldversuch der TEMPIS in Bayern. Wie soll das genau funktionieren? Denkst du die kommen in den Wald und Wiesen Grundversorger geflogen und machen ihre interventionelle Radio mit dem 20 Jahre alten C-Bogen der im OP steht? Pustekuchen. Schau dir mal die Infrastruktur an, die du für eine moderne Angio benötigst. Ich glaube kaum, dass das in der EC-135 alles mitgeführt werden kann. Von daher kann ich mir den wirklich breiten Nutzen dieses Feldversuches in Bayern nicht sinnhaft erklären. Man darf mich aber hier gerne vom Gegenteil überzeugen.
Ich selbst arbeite in einem Schwerpunktversorger mit großer Neurologie und interventioneller Radiologie mit regelmäßig durchgeführten Angios und arbeite in dem Bereich auch als Notarzt und somit als Zuweiser. Fahre ich als NA zum Neurologischen Geschehen und der Patient befindet sich im Lysefenster, dann schaffe ich selbst aus 25-30km Entfernung eine schnelle Zuweisung wenn ich mich bei meiner Versorgung präklinisch spute und den Patienten schnell versorge und abtransportiere. Und die Angio hat ein Zeitfenster von bis zu 6 Stunden und mehr. Mir erschließt sich durch diese Versorgung nicht der Sinn dahinter das CT zum Patienten zu bringen, wenn ich den Patienten genauso schnell oder schneller zum CT bringen kann. Außer, dass es Geld kostet und jemand der gerne forscht Impact Punkte für seine Publikationsliste sammeln kann.
Diese Feldversuche erinnern mich stark an das ECMO Mobil, um das es auch recht still geworden ist.