Private Rettungsdienste auf dem Vormasch?

    • Private Rettungsdienste auf dem Vormasch?

      Ich habe gerade einen Artikel der Bayrischen Staatszeitung gelesen, indem es um die Angst geht, dass "traditionelle Rettungsdienste" ihren RD-Auftrag nach und nach an private Unternehmen verlieren. Ist diese "Angst" berechtigt? In NRW z.B. ist Falck in den letzten Jahren extrem vorgestoßen. Allerdings verliert Falck jetzt immer mehr Standorte. Warum sind private Unternehmen so attraktiv? Stellen diese gleiche Qualitätsstandards wie die alteingesessenen Hasen?

      Hier der Artikel: bayerische-staatszeitung.de/st…die-angst-von-brk-co.html

      (Interessant auch das Kommentar vom MHW Deutschland e.V. unter dem Artikel und die Reaktion der Redaktion.)
      Status 10
    • Na, da hat die Staatszeitung aber schlecht recherchiert. Wir haben in München weit mehr private Rettungsdienst- und Krankentransportunternehmen. In der Notfallrettung sind die AAU, der MKT und IMS tätig. Sie sind auch neben den Hilfsorganisationen mit mehreren KTW im Krankentransport vertreten, allerdings disponieren sie über eigene Leitstellen. Zusätzlich gibt es noch einige Krankenbeförderungsunternehmen, die meist Liegendtaxi-Dienste übernehmen.

      Ich denke, der Artikel zielt eher auf die Krankenbeförderung ab, denn in der Notfallrettung sind alle Privaten im Rettungszweckverband organisiert (hier draußen im Oberland übrigens auch).

      Nicht zu bestreiten ist, dass die Privaten im Münchner Norden oder auch in Augsburg neu ausgeschriebene Stellplätze bekommen haben und damit auch zeigen, dass sie durchaus ernstzunehmende Konkurrenz für die alteingesessenen HiOrgs sind.

      Der Kommentar vom MHW ist übrigens absolut gerechtfertigt. Auch sei gesagt, dass das MHW ein Zusammenschluss der Privaten Rettungsdienste für den Katastrophenfall ist. Meines Erachtens ein sehr sinnvoller sogar, denn das in Bayern durchaus als gut zu bezeichnende Katastrophenschutz-Netz kommt immer wieder an seine Grenzen. Bestes Beispiel war die Ankunft der vielen Flüchtlinge in München. Der öffentliche KatS hat sich rein auf die Flüchtlingsunterkünfte konzentriert; das MHW übernahm die Sichtung und erste Medizinische Versorgung am Hbf. Dafür waren "die Privaten" dann gut genug.

      Sicherlich ist es so, dass gerade im Bereich Krankentransport ein Aufstreben der Privaten zu verzeichnen ist. Das liegt aber nicht zuletzt an vielen Änderungen durch TRUST II und den damit verbundenen Kürzungen oder nicht nachvollziehbaren Umstrukturierungen der Vorhaltestunden im KTP und der Notfallrettung.

      Aus dem RZV Rosenheim weiß ich z.B. aus dem Krankenhaus Agatharied, dass man vermehrt die Privaten zu Heimtransporten und Verlegungen ordert, weil die Hilfsorganisationen mindestens zwei Stunden und länger brauchen, um ein Fahrzeug bereitstellen zu können - auch mit Vorplanung. Und genau dieser Umstand war ja beim MKT (respektive den beiden Chefs Schmidt und Obermeier) damals der Grund, warum man ein eigenes Unternehmen gründen wollte. Patienten sollten nicht mehr ewig warten müssen.

      Bei den HiOrg's muss in dem Punkt ein Umdenken stattfinden - u.a. auch bei der Personalpolitik was fairen Umgang und angemessene Bezahlung angeht.


      Edit: @Leitessen, Dir ist aber bewusst, dass der Artikel aus 2014 ist? Dennoch nach wie vor aktuelles Thema. ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Manu Schwarzenberger ()

    • Na, und woran liegt´s? Hier im Nachbarkreis zumindest nicht zuletzt daran, dass

      Leitessen schrieb:

      "traditionelle Rettungsdienste" ihren RD-Auftrag
      oft nicht so recht ernstnehmen. Der ASB z.B. hat sich gleich komplett verkalkuliert und das Ding in den Sand gesetzt. Das DRK hat erst eigens eine gGmbH gegründet und sich dann aus eigener Entscheidung zurückgezogen. Hier war der RD offenbar nicht lukrativ genug. Wer soll´s denn retten, wenn nicht die Privaten ;)
      Wobei ich persönlich durchdachte kommunale Lösungen wie Diese bevorzuge..
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    • marcee schrieb:

      Na, und woran liegt´s? Hier im Nachbarkreis zumindest nicht zuletzt daran, dass

      Leitessen schrieb:

      "traditionelle Rettungsdienste" ihren RD-Auftrag
      oft nicht so recht ernstnehmen. Der ASB z.B. hat sich gleich komplett verkalkuliert und das Ding in den Sand gesetzt. Das DRK hat erst eigens eine gGmbH gegründet und sich dann aus eigener Entscheidung zurückgezogen. Hier war der RD offenbar nicht lukrativ genug. Wer soll´s denn retten, wenn nicht die Privaten ;) Wobei ich persönlich durchdachte kommunale Lösungen wie Diese bevorzuge..
      Wobei die Frage ist immer was bedeutet nicht lukrativ genug?

      Wenn ich mir die Ausschreibungen so anschaue und überlege was das auschlaggebende Argument für einen Zuschlag ist steht da keine wirtschaftlichkeit, keine Tariftreue oder sonst was im Raum, sondern das günstigste Angebot macht das Rennen.
      Und eben hier lahmt das Pferd. Auch die Kommunen müssen sich im Klaren sein, dass der Rettungsdienst nun mal Geld kostet und nicht ein Standbein sein kann, mit dem Querfinanziert werden kann.
      Eine faire Bezahlung der Mitarbeiter, bzw die Möglichkeit der Fairen Bezahlung muss schon gegeben sein.

      Was ist denn deiner Meinung der ordinäre Auftrag des Rettungsdienstes marcee? Und warum wurde hier zB das Ding in den Sand gesetzt?
      Mut ist nicht ein Leben zu leben, sondern eins zu bewahren!

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    • Ich arbeite sowohl für einen Privaten in München, als auch für eine Hilfsorganisation in Aachen und muss ganz klar sagen, dass ich die Arbeit beim Privaten deutlich bevorzuge. Besseres Gehalt, flache Hierarchien, Familiengefühl im Unternehmen, feste Ansprechpartner, klare Regelungen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Firekiller ()

    • marcee schrieb:

      Hier war der RD offenbar nicht lukrativ genug.
      Lukrativität ist halt eh die Frage, wie @Sweetchuck es schon andeutete. Die Gewinne kommen dem Unternehmen nur indirekt zu Gute. Den einzigen Vorteil sehe ich in der Befreiung von Gewerbe- und Körperschaftssteuer und einer Reduzierung der Umsatzsteuer.
    • Firekiller schrieb:

      Ich arbeite sowohl für die AAU in München, als auch für die Malteser in Aachen und muss ganz klar sagen, dass ich die Arbeit beim Privaten deutlich bevorzuge. Besseres Gehalt, flache Hierarchien, Familiengefühl im Unternehmen, feste Ansprechpartner, klare Regelungen.
      Wobei man hier vor allem was das Gehalt aufpassen muss.
      Der eine zahlt gut, der andere nicht.
      Klar, das Problem besteht auch bei den HiOrgs, aber auf Dauer und dem derzeitigen System mit Kostendruck knickt irgendwann jeder ein. (Hier auch gut am Beispiel Falck zu sehen..)
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    • Firekiller schrieb:

      Ich bin ganz ehrlich. Der Private arbeitet deutlich kosteneffektiver und hat motiviertes Personal, es werden keine wenig produktiven Leitungspersonen bezahlt. Und der Private kann auch verhandeln.
      Wie äussert sich denn das kosteneffektivere Arbeiten und warum ist in der HiOrg das Personal unmotiviert?
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    • Sweetchuck schrieb:

      Was ist denn deiner Meinung der ordinäre Auftrag des Rettungsdienstes marcee? Und warum wurde hier zB das Ding in den Sand gesetzt?
      Zu Ersterem würde ich mir einfach wünschen, wenn man sich schon die Gemeinnützigkeit auf die Fahne geschrieben hat und an RD-Ausschreibungen teilnimmt, dass man die daraus resultierenden Verträge auch nachhaltig erfüllt, nicht mehr und nicht weniger. Aber genau damit haben hier die Dreibuchstabigen Vereine, wie erwähnt, so ihre Probleme..

      Das spezielle Ding mit dem Sand: In diesem Fall hat ein gewisser Personenkreis einfach nicht nachhaltig kalkuliert. Geld ist bekanntlich leichter ausgegeben, wenn es einem nicht gehört. Als zahlendes ASB-Mitglied verärgert mich sowas dann schon etwas, das können die Privaten besser..
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    • marcee schrieb:

      Sweetchuck schrieb:

      Was ist denn deiner Meinung der ordinäre Auftrag des Rettungsdienstes marcee? Und warum wurde hier zB das Ding in den Sand gesetzt?
      Zu Ersterem würde ich mir einfach wünschen, wenn man sich schon die Gemeinnützigkeit auf die Fahne geschrieben hat und an RD-Ausschreibungen teilnimmt, dass man die daraus resultierenden Verträge auch nachhaltig erfüllt, nicht mehr und nicht weniger. Aber genau damit haben hier die Dreibuchstabigen Vereine, wie erwähnt, so ihre Probleme..
      Womit denn genau? Lass mal die Katze aus dem Sack
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    • Sweetchuck schrieb:

      Womit denn genau?
      Mit der Vertragserfüllung ;) Ich habe genug geschrieben, lest selber:
      Zum DRK Suhl habe ich noch einen aussagekräftigen Artikel gefunden, beim ASB Südthüringen leider nur noch kostenpflichtige Premiumartikel wie Diesen. Von privaten Anbietern wird man sowas selten lesen, die wissen was sie tun und schaffen es sogar, Geld damit zu verdienen. Wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten..
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    • marcee schrieb:

      Wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten..
      Womit du ein Argument Pro-Hiorg nennst. Schließlich machen die in vielen Teilen Deutschlands zum Teil von Angebinn an Rettungsdienst und Krankentransport.
      Liebe User, Antworten auf nahezu alle Fragen zur Sim liefert euch unser Wiki. Dort ist detailliert erklärt, was ihr bei LstSim alles machen könnt und es gibt Lösungen für viele Probleme! Wir empfehlen allen Leitstellenerbauern ausdrücklich sich dort zu informieren!
      Auch interessant: FAQ
    • Das ist aber auch recht gemischt, wie Du schon sagtest. In vielen Teilen hat das die Feuerwehr oder die Kreise selbst gemacht. Die Feuerwehren sind häufig geblieben, die HiOrgs haben in den 1970ziger Jahren das von den Kreisen übernommen. In den letzten Jahren, mehr hier im Norden/Nordwesten, denkt man wieder mehr über eine Rekommunalisierung nach. Meiner Meinung der bessere Weg für den RD.
    • F. Köhler schrieb:

      Womit du ein Argument Pro-Hiorg nennst. Schließlich machen die in vielen Teilen Deutschlands zum Teil von Angebinn an Rettungsdienst und Krankentransport.
      Ja, sicherlich. Diese Pionierarbeit möchte ich auch keineswegs in Frage stellen, aber die Zeiten ändern sich nunmal. Erst waren da noch die Altenheime, Kindergärten. Heutzutage geht aber nichts mehr ohne betreutes Premiumwohnen und sonstige Prestigeobjekte. Mal davon abgesehen, daß ich hier die Gemeinnützigkeit anzweifle: Mit Dollarzeichen in den Augen kann man schonmal den Überblick verlieren..

      RFSW schrieb:

      denkt man wieder mehr über eine Rekommunalisierung nach. Meiner Meinung der bessere Weg für den RD.
      Würde ich unterschreiben. Sowas Wichtiges gehört in kommunale Hand und die unter staatliche Aufsicht. Vermutlich kommt gleich der berechtigte Aufschrei wer sich dann um dei SEGn kümmern soll. Hier klar: Die HiOrgs. Denn Vereine bei ihren Veranstaltungen abzusichern, bei Katastrophen zu unterstützen, ja: Das ist doch mal wirklich gemeinnützige Arbeit.
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    • RFSW schrieb:

      Meiner Meinung der bessere Weg für den RD.
      Aber auch nur, wenn man endlich flächendeckend einheitliche Hilfeleistungsstandards und Kompetenzen beim Rettungsdienstpersonal bekommt. Solange man Angst haben muss, dass man das, was man im Kreis A darf, in Kreis B nicht zum Nachteil ausgelegt bekommt, bringt eine Rekomunalisierung alleine nix.

      Es kann einfach nicht sein, dass ein Patient im Süden der Republik nicht die selbe Notfallversorgung bekommt wie im Norden und umgekehrt.
    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      bringt eine Rekomunalisierung alleine nix.
      Na ja, immerhin ne einheitliche Bezahlung fürs Personal. Ob die angemessen/ausreichend ist, steht auf nem anderen Blatt, aber es ist sicherlich ein Schritt in die richtige RIchtung. Zumal ja nun auch endlich mal ne Endgeldordnung für den kommunalen Bereich kommt (bzw. kommen soll, das werden wir dann am Sonntag erfahren), in der RDler erstmal alle ne Endgeldgruppe im TVöD rauf rutschen sollen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von TheOssi () aus folgendem Grund: Stufe =/= Gruppe