Einzelfall oder kritische Lage in Kliniken? - Retter suchen verzweifelt nach Klinikbett

    • Einzelfall oder kritische Lage in Kliniken? - Retter suchen verzweifelt nach Klinikbett

      Ein Kind wird schwer verletzt, die Ärzte wollen es nach München fliegen – dort hat keine Klinik einen Platz frei. Ein Einzelfall? Oder ein Zeichen, dass sich die kritische Lage der Münchner Notaufnahmen auch auf das Umland auswirkt?

      Den vollen Artikel lest ihr hier.

      Ich möchte diesen Artikel als Diskussionsgrundlage zum Zustand unserer Kliniken / Notaufnahmen oder auch gern des gesamten Notfallversorgungs-Systems nehmen. Was bringen Hilfsfristen und gute Akutversorgung, wenn sich die Patienten in den Kliniken stauen?!

      - Erlebt Ihr ähnliche Fälle?
      - Wo liegen die Ursachen für Versorgungsengpässe?
      - Wie kann man den Engpässen entgegnen?
      - Wer kann in Verantwortung oder Haftung genommen werden, wenn ein Patient nachweislich durch Zeitverzug verstirbt oder bleibende Schäden davonträgt?

      Ich hoffe auf eine rege Diskussion.
    • Niederösterreicher in Wiener Spitälern unerwünscht.

      Obwohl es oft die schnellste Möglichkeit wäre, schwererkrankte klinisch zu behandeln, lehnen die Wiener Krankenhäuser immer wieder Niederösterreicher ab.

      Musste der Niederösterreicher Christian N. mit nur 25 Jahren sterben, weil er auf der falschen Seite der Stadtgrenze wohnte? Fakt ist: Der Korneuburger verlor nach einer langen Irrfahrt in St. Pölten sein Leben. Zuvor hatte der Notarzt vergeblich versucht, den Mann in zwei Wiener Spitälern unterzubringen. Der Patientenanwalt ermittelt.


      Hier der schockierende Artikel aus der Kronenzeitung.
      und dazu der Beitrag auf ORF

      Es ist ein Wahnsinn, dass Menschen deswegen ihr leben lassen müssen
    • Das gleiche Phänomen geistert auch gerade in der Region Hannover durch die Gegend.

      HAZ - Engpässe in Notaufnahmen

      HAZ - Notaufnahmen in der Region sind überlastet

      Usw.

      Hauptprobleme sind:

      1) Notaufnahmen voll mit Nichtnotfallpatieten -> Stichwort mangelhafter ärztlichter Bereitschaftsdienst außerhalb der Sprechzeiten bzw.
      2) Fehlende Bettenkapazitäten insbesondere Neurologie/Stroke Units


      Die Themen schlagen hohe Wellen. Inzwischen befürwortet die Berufsfeuerwehr, die Disposition des Kassenärztlichen Notdienstes der ILS zu übertragen. Dagegen wehrt sich natürlich die Kassenärztliche Vereinigung die ihren Dienst gut aufgestellt sieht. Zur Zeit werden die Ärzte von mehreren Taxizentralen disponiert.

      Aber insgesamt geht das Problem auch von der Bevölkerung aus. Wenn ich mir anschaue was wir teilweise als Notfälle ins Krankenhaus fahren müssen, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. 112 ist heutzutage die Lösung für alle Wehwehchen, inklusive eingerissener, blutender Fußnägel, besoffene Jugendliche wo die Eltern den Transport ins Krankenhaus verlangen weil sie die Verantwortung für ihr Kind nicht übernehmen wollen, usw. Beim Fußball ein bisschen umgeknickt? Ruf einen RTW anstatt das ein Mannschaftkollege dich ins Krankenhaus fährt.

      Und es wird noch schlimmer werden. Die Leute werden immer anspruchsvoller. Wohl den Kliniken wo der Kassenärztliche Notdienst gleich um die Ecke mit angesiedelt ist und Nichtnotfallpatienten gleich weiter geschickt werden können. Das entlastet eine Notaufnahme merklich.
    • Das man für Notfallpatienten (aber auch für normele Einweisungen) nicht immer sofort zeitnah bzw. örtlich nah ein passendes Klinikbett bekommt ist Alltag. Es gibt Tage da geht gar nichts mehr. Das die Akutversorgung dabei nicht gewährleistet ist sehe ich relativ, zum einen wird der Patient in irgendeinerweise halt "notfallmäßig" versorgt, bis dann die gewohnte qualitativ übliche Versorgung möglich ist.

      Die Ursachen sind manigfaltig, es wurden die letzten Jahre immer mehr Kliniken geschlossen bzw. Betten abgebaut. Falls es im Personalpool der Kliniken eng wird werden auch Abteilungen bzw. Betten zeitweise gesperrt. Das Vergütungssystem ist auch nicht der große Anreiz gewisse Patienten gerne aufzunehmen, so zahlen vile Kliniken pro ambulant behandelten Pat. drauf. Im Jahr ergibt das dann sechs- bis siebenstellige Minussummen und diese werden durch weitere Einschnitte bzw. "Effizenzansätze" versucht entgegenzusteuern. Die Folge für gewisse Krankheitsbilder gibt es dann noch weniger Betten bzw. Aufnahmekapazitäten.

      Wie man den Engpässen entgegensteuern kann weiß ich leider nicht, hätte ich ein Patentrezept würde ich wohl ein gefragter Mensch sein.Es ist halt irgendwie eine Mischung aus, dass man auf sich Achten muss (Stichwort Alkoholleiche mit Ansprüchen sofort Hilfe zu bekommen), sollte man Hilfe brauchen ein gewisses Maß an Eigenverantwortung zeigen (Stichwort unnötige KH Besuche oder RD Einsätze vermeiden), den örtlichen Verhätnissen (Stichwort Stadt- und Landrettung) und ein gewisses Lebensrisiko ( es gibt einfach schicksalhafte Situationen).

      Zum rechtlichen Thema halte ich mich zurück, da gibt es eine ganze Berufsgruppe die davon lebt im nachhinein Ereignisse zu bewerten. Teilweise haben die für Sekundenentscheide dann monatelang Zeit sich Gedanken zu machen ob und ggf. wer, wann, was, schuldhaft falsch machte oder unterlies.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Maria Niemand ()

    • zu 1: Zum Glück habe ich soetwas noch nicht erleben müssen. Wenn sich bei uns in der Stadt eine Fachabteilung oder Notaufnahme abmeldet weil sie voll ist, muss diese Fachabteilung oder Notaufnahme selber eine Ersatzklinik finden die bereit ist, die Notfälle die eigentlich in das erste Krankenhaus gehen sollen, aufnimmt. Abmeldungen sind bei uns jeweils 12 Stunden gültig. Danach gilt man wieder als "aufnahmebereit" außer man ruft vorher wieder an und teilt mit, dass man weiterhin abgemeldet ist.

      Wir sind auch schonmal absichtlich mit NA in ein abgemeldetes Krankenhaus gefahren weil der Pat genau dort am Morgen entlassen wurde. Passte dem Krankenhaus zwar überhaupt nicht aber sie haben es dennoch geschafft.

      zu 2: Versorgungsengpässe in den (Not)aufnahmen entstehen vorallem dadurch wenn 90er Jahrgänge mit Schnupfen ins Krankenhaus gehen. Oft genug erlebt.

      zu 3: Indem man die Leute mit den Wehwehchen hochkant aus der (Not)aufnahme schmeißt!!!!!!!!!!!!

      zu 4: Die Krankenkassen! Denn die wollen ja nicht zahlen. So muss der Patient länger auf ein Rettungsmittel zu Spitzenzeiten warten und noch länger dann im Krankenhaus weil die ganzen Wehwechen die Bude überquirrlen lassen.

      Ach ja: Der Kassenärztliche Notdienst in Essen funktioniert einwandfrei. Wenn die sogar raus müssen, sind die durchschnittlich in 15 Minuten da. Wie lange man in der Notfallpraxis warten muss, weiß ich nicht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Julianger ()

    • Zu 1) Ist sicherlich kein Einzelfall. Vor zwei Wochen war das von uns aus nächste freie Intensivbett drei Kreise weiter. Von Infektionspatienten wollen wir mal gar nicht erst anfangen hier.

      Zu 2) Krankenhaussterben, Bettenabbau, Anspruchsdenken der Bevölkerung und der ärztliche Notdienst, der lieber sagt, man solle die 112 anrufen und nen Transport ins KH bestellen, als selber mal rauzukommen.

      Zu 3) Aufklärung der Bevölkerung (läuft ja m.E. gerade an, es kommt ja häufiger im Fernsehen, dass Notaufnahmen eben NICHT für die Kopfschmerzen am Wochenende da sind) und dem kassenärztlichen Notdienst mal auf die Füße treten, dass die vielleicht tatsächlich mal ihrer Aufgabe nachkommen und auch mal nen Hausbesuch machen. Wenn die präfinale Omma Brömmelkamp mit Patientenverfügung Schmerzen hat, kann auch mal der ärztliche Notdienst kommen und Mo spritzen, da muss die Dame nicht - entegen ihres ausdrücklichen Wunsches! - zur Schmerztherapie ins Krankenhaus, wo sie dann möglicherweise auch noch in fremder Umgebung völlig allein verstirbt, statt zu Hause, wie sie es sich wünschte.

      Zu 4) Die Häuser der Grund- & Regelversorgung, die sich - weil sie abgemeldet sich - weigern, einen Notfallpatienten zur Stabilisierung und Organisation der Weiterverlegung aufzunehmen. GGgf. auch der Notarzt vor Ort, der sich von nem wütenden Ass-Arzt vom abgemeldeten Haus tatsächlich abwimmeln lässt. Erstversorgung und Stabilisierung muss jedes Haus der Grundversorgung können, egal ob sie nun noch Betten frei haben, oder nicht. Und das muss auch das fahrende Volk wissen und nötigenfalls einfordern.
    • Es ist ja nicht ganz unrichtig, dass derzeit eine ungewöhnlich starke Grippewelle vorherrscht (bzw. langsam erst abklingt) und dass bei schwerem Verlauf sicherlich auch einige Intensivkapazitäten für Influenza-Patienten "draufgehen", bzw. - bei korrekter Handhabung des Ganzen auf der Perepherie - Isolationsplätze eng werden. Dennoch ist es ja kein exklusives Problem diesen Winters. Jedes Jahr zur Winterzeit gibts Ausbrüche vom Norovirus und jedes Jahr zur Winterzeit wirds von Tag zu Tag schwerer, Noro-Patienten unterzubringen, weil die Grenze des isolierbaren einfach erreicht ist. Dieses Jahr mag es extrem gewesen sein, da Noro- und Grippewelle etwa zeitgleich auftraten. Aber Engpässe in den Unterbringungsmöglichkeiten gibt es - diesjährige Grippewelle hin oder her - schon seit Jahren.
      Das Ganze mag mitunter ein hausgemachtes Problem sein, denn - sein wir mal ehrlich - der ansonsten gesunde Erwachsene im erwerbsfähigen Alter bedarf in aller Regel keine stationäre Behandlung wegen ein bisschen Noro, dennoch wird er aufgenommen wenn er es denn will (Kapazität vorrausgesetzt natürlich). Denn wer will sich schon der Gefahr aussetzen, von einem abgewiesenen Patienten (ob nun gerechtertigt abgewiesen oder nicht) verklagt zu werden?
      Und auch die Fülle an vom ÄND eingewiesenen Patienten ohne Infektion trägt nicht zur Entspannung der Lage bei. Wenn ich erstmal 5 Mann auf nem 3er-Zimmer liegen habe, kann ich irgendwann keine Iso-Fälle mehr aufnehmen, weil kein Platz mehr da ist. Alles verständlich, aber macht uns das Leben unnötig schwer.
    • Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass die Kassenärztliche Vereinigung bestrebt ist, den KV-Dienst auszudünnen und den Fahrdienst fast gänzlich einzustampfen.
      Siehe hier und hier.
      Und dies betrifft nicht nur 'meinen' Kreis.

      Und wer darf es ausbaden? Natürlich der Dienstleister 'Rettungsdienst'. Denn der kommt ja auf jeden Fall (wobei dann der Name 'fürchterlich überteuertes Taxi-Unternehmen' besser passen würde!).
      Was dann in den Notaufnahmen los ist, kann sich jeder vorstellen, der auch nur annähernd 1 und 1 zusammen zählen kann.

      Es kommen spannende Zeiten auf uns zu!

      Gruß,

      SHudson
      Alles wird gut :)

      "Chef" der empfohlenen 3131.
      Für weitere Informationen hier (WIKI) bitte einlesen.