Schulung von Sanitätshelfer:innen zur Reanimation

    • Schulung von Sanitätshelfer:innen zur Reanimation

      Ich hätte da mal wieder ein Thema, bei dem ich auf die Schwarmintelligenz setzen muss.
      Mir sind in meinem KV einige aus meiner Sicht bedenkliche Aussagen zur Reanimation in der San-Ausbildung aufgefallen, die ich versuche, zu wiederlegen.
      Konkret:
      - keine Lehre von AED und LTD-Tubus (Rea mit Drücken und Ambu-Beutel mit Guedel)
      - kein Kopf überstrecken (erst nach der stabilen Seitenlage)
      - keine Absaugbereitschaft initial
      - keine Mundrauminspektion, da diese die stabile Seitenlage verzögere

      Aussagen zum Kopf überstrecken habe ich in den ERC-Guidelines gefunden.
      Eine Aussage LT vs Maske-Beutel lässt sich leider nicht erkennen.
      Die Mundrauminspektion würde ich schlicht als patientenschädigend einschätzen.

      Wie sind bei euch die Schulungen von ehrenamtlichen Kräften und kennt ihr entsprechende Bezugsaussagen?
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    • F. Köhler wrote:

      - keine Mundrauminspektion, da diese die stabile Seitenlage verzögere
      Ähm, das ist dann wohl überall anders. Ich habe das mit Inspektion vor der Seitenlage gelehrt bekommen. Sogar schon in der Ersten-Hilfe.

      F. Köhler wrote:

      - kein Kopf überstrecken (erst nach der stabilen Seitenlage)
      Das wird tatsächlich in Erste-Hilfe-Kursen schon so gelehrt, dass der Kopf erst überstreckt wird wenn die Person in der Stabilen Seitenlage ist. Warum auch immer...

      F. Köhler wrote:

      - keine Lehre von AED und LTD-Tubus
      Ersteres Ja, aber mit LTD-Tubus, nein. So war es jedenfalls in meiner SanB Ausbildung.
    • F. Köhler wrote:

      - keine Lehre von AED und LTD-Tubus (Rea mit Drücken und Ambu-Beutel mit Guedel)
      Nach meinem Wissensstand ist der AED so eine kann Sache beim Lehrgang. Die Schulung einer reinen Beutel-Masken-Beatmung oder gar einer reinen Mund zu Mund bzw. Mund zu Nase Beatmung entspricht leider dem aktuellen Zeitgeist im Bereich San-Ausbildung. Geschuldet ist das der S1-Leitlinie "Prähospitales Atemwegmanagement" aus 2019, hier sind bei manchem ernsthafte Sorgen ob der Anwendung des LT entstanden. Als minimal Standard hat man sich gerade fürs Ehrenamt vielerorts auf die Beutel-Masken-Beatmung geeinigt und dementsprechend die Schulung des LT ausgesetzt, mancher Orts kam man wohl sogar im Rettungsdienst auf die Idee.

      F. Köhler wrote:

      - kein Kopf überstrecken (erst nach der stabilen Seitenlage)
      Auch das entspricht leider dem aktuellen Zeitgeist, wobei es da nicht nur um den Faktor Zeit geht. Diese Lehrmeinung kommt zum großen Teil aus der Breitenausbildung, Ziel ist es den Leuten die Angst und den Ekel vom Mundausräumen zu nehmen und damit die Überlebenschancen zu verbessern.

      F. Köhler wrote:

      - keine Absaugbereitschaft initial
      Klingt doof, macht aber leider Sinn. Auch hier hat man wieder das Problem mit Meinungen aus dem Rettungsdienst, wo ein Absaugen tlw. nur NotSan zugestanden wird. Obendrein hat man leider Gottes sehr oft das Problem, dass gar keine Absauge zur Verfügung steht. Nur wenige der mir bekannten OV haben auf ihren Rucksäcken o.ä. Absaugpumpen, meist wird aus Platzgründen und weil man sie nicht so oft braucht darauf verzichtet. Auch dieser Sachverhalt dürfte dafür sorgen, dass man nicht beigebracht bekommt eine Absaugbereitschaft herzustellen.
    • Also eine Atemkontrolle ohne Reklination kam auch in der Ersten Hilfe erst mit Corona auf. Davor habe zumindest ich das definitiv mit unterrichtet. Anders ist ja auch eine adäquate Beurteilung wenig zielführend.

      Die S1-Leitlinie habe ich bei meiner Recherche auch gefunden. Die weißt Maske-Beutel eine hohe Wirkung zu. Habe auch einen Artikel gelesen, der besagt, die Maske müsse nicht bündig sein. Viele pressen den Beutel eh zu sehr aus, da ist ein bisschen Schwund zu verzeihen.

      Den Verzicht auf AED finde ich persönlich schlicht aus der Zeit gefallen und abseits jeder Empfehlung. Die Bedeutung von Strom ist hinreichend belegt und die Geräte sollten im Sanitätsdienst mittlerweile verbreitet sein.

      Hat jemand zu alldem evtl. auch valide Quellen? Meine Recherchen dazu waren leider wenig ergiebig.
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    • F. Köhler wrote:

      Also eine Atemkontrolle ohne Reklination kam auch in der Ersten Hilfe erst mit Corona auf. Davor habe zumindest ich das definitiv mit unterrichtet. Anders ist ja auch eine adäquate Beurteilung wenig zielführend.
      Ein Kollege der EH-Ausbilder ist hat das schon lange vor Corona so unterrichtet, begeistert war und bin ich davon auch nicht. Aber gut, aktuell geht es ja eh mehr darum den Leuten die Sache bequem zu machen. Eine genauere Erklärung dazu dürfte es im Leitfaden für die Breitenausbildung / Erste-Hilfe geben, bzw. evtl. vorhandenen Schreiben zur Anpassung der Ausbildung.

      F. Köhler wrote:

      Die S1-Leitlinie habe ich bei meiner Recherche auch gefunden. Die weißt Maske-Beutel eine hohe Wirkung zu. Habe auch einen Artikel gelesen, der besagt, die Maske müsse nicht bündig sein. Viele pressen den Beutel eh zu sehr aus, da ist ein bisschen Schwund zu verzeihen.
      Das Problem dürfte eher ein andere Sachen: In der entsprechenden Leitlinie werden für den Larynxtubus 45 klinische Anwendungen gefordert und 3 Wiederholungen am Patienten pro Jahr. Ein Punkt der eigentlich nicht zu schaffen ist, gerade im Ehrenamt. Damit sah man die Sache als "nicht mehr zumutbar /deligierbar" an. Problem: Für die Anwendung der Beutel-Maske-Beatmung braucht es gemäß der Leitlinie 100! Anwendungen am Patienten (davon 5 bei Kindern) und10 Wiederholungen am Patienten pro Jahr. So wirklich verständlich ist die Sache mit der Abkehr vom Larynxtubus also nicht.
      Mehr dazu dürfte in den aktuellen Lehrunterlagen für den Sanitätsdienst stehen, welcher einen Konsens Leitfaden für die Ausbildung darstellen sollte. Zum "Aus" des Larynxtubus im DRK gab es auch extra ein Rundschreiben, damals noch vom Bundesarzt Prof. Dr. Sefrin.
    • F. Köhler wrote:

      Den Verzicht auf AED finde ich persönlich schlicht aus der Zeit gefallen und abseits jeder Empfehlung. Die Bedeutung von Strom ist hinreichend belegt und die Geräte sollten im Sanitätsdienst mittlerweile verbreitet sein.Hat jemand zu alldem evtl. auch valide Quellen? Meine Recherchen dazu waren leider wenig ergiebig.

      Moment, wir sind im Jahre 2023 und der AED ist noch nicht absoluter Kernbestandteil der Reanimationsausbildung?
      *cries in ERC* here you go:

      ERC-Leitlinie BLS 2021 - deutsche Version wrote:

      Wann und wie setze ich einen AED ein?
      -Sobald ein AED am Ort des Notfalls verfügbar ist, schalten Sie das Gerät ein.

      [...]

      -Unterbrechen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen nicht, bis der AED (oder ein anderer Defibrillator) vor Ort eingeschaltet und am Patienten angelegt ist.
      -Wenn der AED einsatzbereit ist, verzögern Sie die Defibrillation nicht zugunsten weiterer Thoraxkompressionen.

      [...]

      Die Wahrscheinlichkeit, einen außerklinischen Kreislaufstillstand (OHCA) zu überleben, ist deutlich erhöht, wenn unmittelbar Wiederbelebung durchgeführt wird und ein Defibrillator zum Einsatz kommt. Ein AED ermöglicht es Laien/Notfallzeugen, eine Defibrillation bei einem Kreislaufstillstand durchzuführen, viele Minuten bevor professionelle Hilfe kommt. Jede Minute Verzögerung reduziert die Chance auf erfolgreiche Wiederbelebung um 3–5 % [97].
      &

      ERC-Leitlinie Lehre der Reanimation 2021 - deutsche Version wrote:

      Hauptziele der Reanimationsschulungen für Personen, welche nicht im Gesundheitswesen tätig sind, sind die vermehrte Anwendung von BLS mit effektiver CPR und Anwendung eines AED sowie der rechtzeitige Notruf des organisierten Rettungsdiensts im Falle eines Kreislaufstillstands außerhalb des Krankenhauses. [...]
      Unabhängig vom Hintergrund des Retters (z. B. Notfallzeuge, First Responder, Angehörige der Gesundheitsberufe) muss der BLS-Unterricht effektive Thoraxkompressionen und die sichere Verwendung eines AED vermitteln.
      Das große Problem Integrierter Leitstellen:
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