Innenministerium BaWü erwägt Einsatz von RettSan auf dem NEF

    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Der Tenor ists doch hier, dass der RS ohnehin nix taugt. Ergo läufts doch genau darauf raus
      Um (noch)mal für @ffhamburg192 in die Bräsche zu springen: Er hats schon geschrieben, ich reihe mich ein und behaupte, ich spreche jetzt auch für viele der anderen "RS-bashenden" Kommentatoren: Wenn wir von "Rettungsdienst" reden, also Regelrettung und KTP, dann sprechen wir um Hauptamt. Also von Menschen, die ihren jeweiligen Aufgaben hauptberuflich nachgehen. Und wenn man da behauptet, dass der Rettungssanitäter ein Berufszweig ohne Perspektive ist, sprich: ohne Weiterqualifizierungsmöglichkeiten, wie noch zu Zeiten des RettAssG, dann ist das nicht gleichzusetzen mit, der RS taugt ohnehin nix.
      Es ist auch kein Bashin im Allgemeinen, wenn man sagt, wer heute hauptberuflich RS wird und das nicht tut, um irgendeine Wartezeit auf "was richtiges" zu überbrücken, den kann man auch guten Gewissens als Ambitionslos bezeichnen. Oder - im schlimmsten Fall - als nicht geeignet für irgend etwas anderes. Klar gibts Ausnahmen, die sicher gute Gründe haben, hauptberuflicher RS zu werden und zu bleiben.

      Es ist auch kein Bashing, wenn man sagt, dass - durch den NotSan - die Ausbildungskluft zwischen RS und seinem Fahrzeugführer (Notfallrettung) noch deutlich größer wird, als sie es zwischen RS und RA war. Und es ist auch kein Bashing, wenn man fordert, dass an der RS-Ausbildung nun auch etwas geändert werden muss, wenn man den Rettungsdienst weiter professionalisieren will. Für die derzeiten RS muss es dann natürlich auch eine Überleitungsmöglichkeit geben, evtl. durch Handauflegen, mit Blick auf die, die derzeit nachrücken, lieber mit Prüfung (wird aber nicht passieren, denn dann wird die Personalnot ja noch größer, als sie es ohnehin schon ist).

      PhEdlich schrieb:

      Abgesehen von Sachsen-Anhalt (§ 18 RettDG LSA):

      RTW und KTW sind personell gleichgestellt: 1x NotSan + 1x min. RS
      Interessant. Und hierzulande muss man ewig und drei Tage mit den Kostenträgern einen 70/30-Schlüssel für die RTW aushandeln und NotSan dürfen - weil viiiieeeel zu teuer - nur im begründeten Ausnahmefall auf den KTW.
    • Ich gebs auf. Dann lassen wir in Zukunft nur noch alles von NotSan erledigen und haben als höherwertige Qualifikation nur noch den NA.

      Oder wir schaffen gleich alle KTW ab und ersetzen Sie durch RTW, dann gehört auch die Taxifahrt zum RD.

      Danach jammert fand das Volk über das zu teure Gesundheitssystem und die Kassen erhöhen die Beiträge zur Kostendeckung.

      RS und schlechter qualifiziert macht dann nur noch EA und San-Dienste, ohne jemals Erfahrungen in der Notfallrettung über das Praktikum hinaus sammeln zu können. Läuft.

      Selbst, wenn man din Ausbildung des RS oder eines Nachfolgers auf ein Jahr mit entsprechenden Inhalten anhebt, wer soll ihn bezahlen? Fürs EA übernimmt dir das keiner und wenn, dann nur maximal die Anzahl, die man jetzt schon übernimmt. Eher weniger. Als Privatperson kann man ihn sich noch schwerer leisten und die Leistungsträger werden sich ebenfalls sträuben. Unterm Strich macht man es sich doch nur noch schwerer.

      Es finden sich noch weniger, die die Zeit oder das Geld für die Ausbildung haben. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein.

      Ich bin hier jetzt raus.

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    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Dann lassen wir in Zukunft nur noch alles von NotSan erledigen
      Das fordert hier niemand.

      Manu Schwarzenberger schrieb:

      und haben als höherwertige Qualifikation nur noch den NA.
      Das ist jetzt schon so.

      Manu Schwarzenberger schrieb:

      Oder wir schaffen gleich alle KTW ab und ersetzen Sie durch RTW,
      Auch das fordert niemand.

      Manu Schwarzenberger schrieb:

      Danach jammert fand das Volk über das zu teure Gesundheitssystem und die Kassen erhöhen die Beiträge zur Kostendeckung.
      Siehe oben.

      Manu Schwarzenberger schrieb:

      RS und schlechter qualifiziert macht dann nur noch EA und San-Dienste, ohne jemals Erfahrungen in der Notfallrettung über das Praktikum hinaus sammeln zu können. Läuft.
      Qualifikation unterhalb des RS? Ja, haben in der Notfallrettung als reguläre Kraft nix verloren. Praktikum kann man jedoch auch als dritter Mann machen.

      Nochmal: RS sind wichtig. Sowohl im KTP, als auch in der Notfallrettung. Aber es ist bestimmt kein Bashing, wenn man auch für den RS eine bessere/längere Ausbildung fordert, da die derzeitige einfach überholt ist, denn:
      • der NotSan soll NA-Einsätze reduzieren. Dazu sind erweiterte Maßnahmen durch den NotSan erforderlich. Dies setzt voraus, dass er einen Teampartner hat, der antizipiert, statt nur zu partipizieren. Es gibt natürlich RS, die dies bereits tun. In der Regel sind es erfahrene Kollegen, von denen es aber kaum noch welche gibt, weil sie das Handtuch geworfen, oder sich weiter qualifiziert haben. Frische RS können dies in der Regel nicht. DIese sitzen aber mittlerweile meist auf dem Auto. Daher muss die Ausbildung erweitert werden.
      • Gleiches gilt im Krankentransport: Der RS ist mit seiner Ausbildung fertig und sitzt dann plötzlich rechts im KTW als Chef im Ring. Krankentransport kommt aber leider so gut wie gar nicht in der Ausbildung vor. Da der RS aber eigenverantwortlich KTP durchführen muss, sollten hier entsprechende Ausbildungsinhalte ins Curriculum einfließen.
      Das ist kein Bashing, das ist die Realität. Wenn die Ausbildung erweitert wird, besteht auch Anspruch auch eine bessere Bezahlung (weniger Gefahr für Altersarmut). Eine eriweterte Ausbildung würde evtl. auch wieder einer verkürzten Weiterbildung zum NotSan Tür und Tor öffnen, was wieder eine Perspektive in das Berufsbild bringt (auch hier wieder zu beachten: BERUFSbild).
    • marcee schrieb:

      Das ist doch nicht zu glauben. Jene hochqualifizierte NotSan, die ja mal -gerade auf dem Lande- NEF-Nachforderungen und RTH-Zubringereinsätze vermeiden sollten, beschäftigen sich bei Euch also hauptberuflich mit Problemen wie: Oma Kowalski muss samt ihrer 120 kg in den 5. Stock ihrer Magdeburger Stadtwohnung?
      Wenn sie 'nen Pflegegrad hat oder sonst irgendwie medizinischer Betreuung bedarf: Ja.

      marcee schrieb:

      Oder seid ihr echt schon so fortschrittlich und habt den KT ausgegliedert, so daß die Blaulicht-KTW tatsächlich der Notfallrettung zur Verfügung stehen?
      Ja, bei uns haben sich die Krankenkassen soweit durchgesetzt, dass wir für den Bereich Halle/nördlicher Saalekreis mit knapp 300.000 Einwohnern nur 2 KTW(werktags 8 bzw. 12h) und 1 MZF (24/7) über den Rettungsdienst haben. Der Großteil der KT wird von privaten Anbietern ohne Blaulicht durchgeführt.

      Die KTW sind auch materialtechnisch den RTW nachempfunden und fahren auch schonmal zum Apoplex oder so, das MZF ist sowieso Dual-Use.
    • TheOssi schrieb:

      Krankentransport kommt aber leider so gut wie gar nicht in der Ausbildung vor. Da der RS aber eigenverantwortlich KTP durchführen muss, sollten hier entsprechende Ausbildungsinhalte ins Curriculum einfließen.
      Tatsächlich wurde erst im vergangenen Jahr (lasst mich lügen...?) die RettSan-Ausbildung dahingehend umgestellt, dass nun in der Theorie zwei Tage dem Krankentransport (Normalfall und Komplikationen, Transport und Lagerungstechniken, usw.) gewidmet werden. Hinzu kommt natürlich die bereits genannte eine Woche Klinikpraktikum speziell in der Geriatrie. Ich weiß jetzt nicht, ob das nur in Bayern so ist, aber an sich ist die Ausbildung ja Bundessache.(?) Die Ausbildung wurde jedenfalls erst kürzlich dahingehend umgestellt, um eben auf den NotSan mit einem für den KTP besser gewappneten RS reagieren zu können.

      Und das Problem, das @Manu Schwarzenberger hier wahrscheinlich empfindet ist, dass auf den vergangenen Seiten an einigen Stellen vielleicht eine ein bisschen überhebliche Meinung über Fahrzeugführer im RD mit RS-Qualifikation kundgetan wurde. Das hat dann nämlich nichts mehr mit EA oder nicht zu tun, sondern bezeichnet schlichtweg RettSans allgemein als unterqualifizierte Tragenschieber. Und vollkommen unabhängig davon, ob der RS vielleicht einer Überarbeitung (auf welche Weise auch immer) bedarf, gibt es keinen Grund, Kollegen, die bislang einen größtenteils sehr guten Job gemacht haben, nur mit der Einführung des NotSans als untauglich zu verunglimpfen.

      Nur um hier vielleicht mal eine Brücke zu bauen, dass der eine den anderen versteht.

      Und nur mal als Denkanstoß: Als 1977 der RettSan eingeführt wurde, wurden als Personalnot haufenweise früherer "Transportsanitäter" o.ä., die quasi nichts weiter als einen erweiterten EH-Kurs besaßen zum RS hochgestuft. Dieselben Menschen (wir reden vom hauptamtlichen Rettungsdienst in Deutschland) wurden 1989 mit der Einführung des RettAss z.T. ohne Prüfung zum Rettungsassistenten gemacht, damit man die Fahrzeuge besetzen konnte. Und heute müssen diese zwar sehr erfahrenen, aber nie geprüften Rettungsdienstmitarbeiter, das erste Mal eine Prüfung ablegen, um Notfallsanitäter zu werden.
      Inzwischen sind es vielleicht nur noch wenige. Aber es fahren immer noch genug RA da draußen rum, die außer einem SanH-Kurs keine Prüfung in der Notfallmedizin abgelegt haben. Also seien wir doch einfach froh, dass in bestimmt 80% der Fälle motivierte und gut ausgebildete RS auf dem RTW sitzen, die ihre drei Monate Ausbildung echt genutzt haben, um das zu lernen was sie interessiert. Weil wegen des Geldes macht den Job bestimmt keiner. Da muss schon Interesse dabei sein.
    • Das sind in der Tat nur noch wenige. Ich kenne ganz genau einen übergeleiteten RettAss, der aber „damals“ noch so jung war, dass er eine RettSan-Ausbildung machen musste. Alle anderen RettAss haben eine richtige RettAss-Ausbildung machen müssen. RettAss gibt es auf den Wachen wo ich tätig bin jedoch kaum noch. Die meisten sind bereits NotSan.
    • Ansonsten muss ich schon sagen, dass ich mich im allgemeinen dem Tenor anschliessen kann (muss), ohne jedoch den RettSan bashen zu wollen. Auch ich habe als junger Krankenpfleger eine RettSan-Ausbildung in den 1990ziger Jahren absolvieren müssen, noch mit dem Auftrag eigenverantwortlich RTW fahren zu müssen. Seit dem hat der Inhalt bzw. das Niveau (subjektiv) abgenommen, was wohl an veränderten Ausbildungsinhalten liegen soll. Ich schliesse mich der Meinung daher an, dass das Ausbildungsniveau des RettSan nicht mehr dem tatsächlichen Bedarf entspricht und favorisiere auch, dass die Ausbildung inhaltlich und in der Länge novelliert wird. Das mag vielleicht für den KatS nicht förderlich sein, aber man sollte sich hier nicht am Bedarf des Ehrenamtes orientieren, sondern am Bedarf des Patienten und der allgemein Organisation. SEG-RTW mit RettSan als FZG-Führer (also als vorne rechts sitzender verantwortlicher Einheitsführer) lösen bei mir Bauchschmerzen aus. Kurzfristige RD-Unterstützung muss man zukünftig anders lösen (und ja, was natürlich Geld kosten wird). Mir ist bewusst das ich nun vielleicht den einen oder anderen (ehrenamtlichen) RettSan vor den Kopf stoße. Dieses tut mir leid, da ich dieses nicht böse meine, sondern dieses aus der Sicht der Bedürfnisse für Patient und System sehe.

      Zum Thema NEF und RettSan: Ich kenne einige RD-Bereiche, wo grundsätzlich nur RettAss/NotSan mit Gruppenführerausbildung und speziellem NEF-Lehrgang auf das NEF kommen. Und das hat auch seinen Grund, der nicht nur taktischer Natur ist. Diese werden nochmals besonders in Arzneimittelkunde und in Umgang mit Gerätschaften geschult, die auf einem RTW nicht zu finden sind (Lukas, Intensivtransportrespirator, art. Druckmessung, usw.). Ich denke daher schon, dass daher ein höheres Niveau an notfallmedizinischen Wissen erforderlich ist. Das zweifelt hier auch niemand an. Es kommen zudem nur erfahrende Kollegen zum Einsatz.

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    • RFSW schrieb:

      und in Umgang mit Gerätschaften geschult, die auf einem RTW nicht zu finden sind (Lukas, Intensivtransportrespirator, art. Druckmessung, usw.).
      Sorry, aber das Argument ist Schwachsinn.
      Ich sag da nur MPG. Jeder Fahrer (egal welche Qualifikation) muss auf die Medizinprodukte des Fahrzeuges geschult und eingewiesen werden, sonst darf er das Fahrzeug nicht fahren. Und das gilt nicht nur für das NEF, das fängt schon auf dem KTW an.
      Die Begründung "Medizinprodukte, welche man auf dem RTW nicht findet" hier als Argument anzuführen , warum der NotSan besser geeignet ist das NEF zu fahren macht also schonmal keinen Sinn. Aber netter Versuch.
    • SamuDeluxee schrieb:

      RFSW schrieb:

      und in Umgang mit Gerätschaften geschult, die auf einem RTW nicht zu finden sind (Lukas, Intensivtransportrespirator, art. Druckmessung, usw.).
      Sorry, aber das Argument ist Schwachsinn.Ich sag da nur MPG. Jeder Fahrer (egal welche Qualifikation) muss auf die Medizinprodukte des Fahrzeuges geschult und eingewiesen werden, sonst darf er das Fahrzeug nicht fahren. Und das gilt nicht nur für das NEF, das fängt schon auf dem KTW an.
      Die Begründung "Medizinprodukte, welche man auf dem RTW nicht findet" hier als Argument anzuführen , warum der NotSan besser geeignet ist das NEF zu fahren macht also schonmal keinen Sinn. Aber netter Versuch.
      Wenn Du meinst wie ein Alpha-Rüde los bellen zu müssen, solltest Du Dir zuvor überlegen warum dieses so sein könnte. Die Begründung hat mit Einweisungen nach MPG nämlich überhaupt nichts zu tun! Also: Erst (nach) denken, dann schreiben. Und bitte mit etwas mehr Niveau. Denn wenn Du lieb bitte sagst, dann erkläre ich es Dir gerne auch. So aber nicht.
    • SamuDeluxee schrieb:

      Ich sag da nur MPG. Jeder Fahrer (egal welche Qualifikation) muss auf die Medizinprodukte des Fahrzeuges geschult und eingewiesen werden, sonst darf er das Fahrzeug nicht fahren. Und das gilt nicht nur für das NEF, das fängt schon auf dem KTW an.
      Das ist natürlich Blödsinn. MPG rechtlich kannst du auch einen Taxifahrer fahren lassen.

      Glaubt ihr am ITW, Baby-NAW, auf der ECMO, etc. haben immer alle Fahrer die Einweisung auf alles?
    • krumel schrieb:

      MPG rechtlich kannst du auch einen Taxifahrer fahren lassen.
      Also ich kann nur davon ausgehen, was bei uns Standard ist.
      Und ohne Einweisung auf EKG, Beatmungsgerät, Perfusor u.s.w. fährst du bei uns nicht.
      Und da ist es egal ob es um den KTW geht oder um das NEF.
      Bist du nicht auf die einweisungspflichtigen Geräte eingewiesen, dann fährst du auch nicht.

      Mag schon sein, dass das bei anderen Standorten anders läuft, schon rein versicherungstechnisch
      finde ich das dann allerdings höchst interessant...
    • Im Ausnahmefall darf übrigens auch ein nicht eingewiesener ein MP benutzen, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen, rechtfertigender Notstand sei Dank.
      Und nochmal, es wäre schön wenn RTW Besatzungen (egal welche Quali) immer genau wüssten, was sie mit ihren Geräten können usw., oder wie man zumindest mal das Beatmungsgerät vom nef zusammen baut.
    • RFSW schrieb:

      SamuDeluxee schrieb:

      Also ich kann nur davon ausgehen, was bei uns Standard ist.
      Dann macht es natürlich Sinn, wenn Du mit Deiner begrenzten Sichtweise und Erfahrung sofort und ohne inhaltliche Analyse andere Aussagen als Schwachsinn bezeichnest.
      Na jetzt gelte bitte nicht Gleiches mit Gleichem ab und führt die Konversation wieder normal. Muss doch jetzt ned ins Kindische abrutschen, oder?
    • Ich denke auch nicht, dass taktische Ausbildung und schon gar nicht fehlende MPG-Einweisungen als Argument gegen den RS auf dem NEF sprechen können/dürfen, denn beides kann man nachholen.

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    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Na jetzt gelte bitte nicht Gleiches mit Gleichem ab und führt die Konversation wieder normal. Muss doch jetzt ned ins Kindische abrutschen, oder?
      Ich fand das nicht kindisch, eher eine sachliche und kritische Aussage. Ich wollte damit nochmals in Erinnerung rufen, dass man nicht gleich Jehova rufen sollte, wenn die eigene Sicht auf das System örtlich ("hier"), fachlich (wie ist meine eigene Qualifikation im System) oder auch zeitlich (wie groß ist mein Erfahrungsschatz) begrenzt sein könnte.

      Um das ganz nun auch einmal aufzuklären: Hier hat man sich bewusst dazu entschieden, dass nur RettAss/NotSan ein NEF besetzen dürfen, da diese aufgrund ihrer Qualifikation die entsprechende Fachkompetenz dazu mitbringen, um bei einem Notfalleinsatz effizient bestimmte Tätigkeiten eines NEF-RettAss/NotSan sicher und kompetent umzusetzen. Um diese Fähigkeiten zu weiter zu spezifizieren, werden diese vor dem NEF-Dienst nochmals geschult. Fakt ist jedoch, dass die Fachkompetenzen auf dem Wissensstand eines RettAss/NotSan aufbauen. Dieser sollte wissen worum es geht, wenn Beatmungsparameter eingestellt werden müssen, eine arterielle Druckmessung bei einer Notfallverlegung aufgebaut werden muss oder ein Noradrenalin-Perfusor gerichtet werden soll. Da ein bestimmtes fachliches Niveau dabei vorhanden sein muss, hat man sich eben für RettAss/NotSan entschieden, welches der RettSan eben nicht erreichen konnte aufgrund seiner (zu) kurzen Ausbildung. Neben dieser medizinischen Begründung kommt dann eben noch die taktische Qualifikation dazu. Und dieses wurde den Kostenträgern so verkauft und die bezahlen dieses. Und so kann es passieren, dass ein NEF-NotSan vorgefahren kommt, der A9 oder A10 dafür bekommt. Der RettSan bekommt in BaWü oder sonst wo eben nur E4 (wenn er im öD beschäftigt ist). Das macht alleine mal einen Netto-Gehaltsunterschied der mehr als 1000 Euro beträgt. Wie man sieht hat man sich hier mehr Gedanken dazu gemacht, wie die medizinischen (und taktischen) Anforderungen an einen NEF-"Fahrer" zu gestalten sind und hat dieses bei den Kostenträgern durchsetzen können. Damit hat man auch ganz nebenbei eine bessere berufspolitische Perspektive geschaffen. Daher mag das Vorgehen in BaWü prakmatisch sein, aus berufspolitischer Sicht ist es jedoch eine Katastrophe. Denn wie man sieht gibt es (mehrere) Ecken in Deutschland, die sich hier besser positionieren konnten. Daher kann man schon sagen, dass anderswo scheinbar noch geschlafen wird. Und: Es hat gar nichts mit MPG zu tun, sondern mit der grundsätzlichen fachlichen Anforderung, die hier gestellt werden.
    • RFSW schrieb:

      Daher mag das Vorgehen in BaWü prakmatisch sein, aus berufspolitischer Sicht ist es jedoch eine Katastrophe. Denn wie man sieht gibt es (mehrere) Ecken in Deutschland, die sich hier besser positionieren konnten.
      Auch im Rest von Deutschland, gerade in der Landrettung, wird sich aber in Zukunft die Personalsituation weiter zuspitzen, so dass man sich auch dort (hier) Lösungs-, bzw. Umgehungsmöglichkeiten schaffen werden muss. Durch steigende Einsatzzahlen, auch auf dem Land, gerade dort gepaart mit immer längeren Wegstrecken durch KH-Schließungen, wird man zunächst mit der einzigen Idee entgegenwirken, die man in der Politik zu kennen scheint: Mehr Fahrzeuge. Also ein immer höher werdener Personalbedarf, den der Markt nicht (mehr) decken kann. Also werden entweder Fahrzeuge nur auf dem Papier existieren, die in der Realität aber nicht besetzt werden (können) und somit Patienten über kurz oder lang auf der Strecke bleiben (zumindest in Sachen Hilfsfristquote). Nun gibt es da mehrere Herangehensweisen:
      1. Heraufsetzung der Hilfsfrist (einfachste und billigste, sicherlich aber nicht wünschenswerte Lösung),
      2. Erfindung "neuer" Rettungsmittel (siehe Berlin, Frankfurt; ect.) mit geringerer Anforderung an die Qualifikation der Personals (sprich: Zwischendings zwischen KTW und RTW),
      3. Anpassung der Qualifikationsanforderungen bestehender Rettungsmittel nach unten (und da bietet sich nunmal als erstes das NEF an, da hier grundsätzlich die niedrigste Qualifikation des Fahrzeugs betroffen ist, siehe BaWü).
      Natürlich wäre die erstrebenswerteste Lösung, der Leitstelle die Möglichkeit zu geben, Notrufe "abzulehnen" und eben kein Fahrzeug zu schicken. Erste Ansätze gibts durch den Gemeinde-Notfallsanitäter in Niedersachsen oder der Zusammenlegung der 116117 mit der Rettungsleitstelle in Modell-Regionen in NRW. Der G-NFS wird scheitern aus den vorgenannten Personalnot-Gründen, die Zusammenlegung RLST und ÄND-Zentrale wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, da hier nicht jede Leitstelle "ausgebaut" werden kann, so dass erstmal Leitstellen zu Großleitstellen zusammengelegt werden (ich weiß, das gibts schon, in NRW aber z.B. nicht, weil sich da keine Feuerwehr in die Suppe spucken lassen will).
      Darum wird es in nicht all zu ferner Zukunft verbreitet regelhaft zu nicht mit NotSan besetzten NEF kommen (mit Blick auf NRW: auch nach 2026, wo ja das Wort "Rettungsassistent" aus dem RettG gestrichen werden soll).
    • Warum bekämpft man eigentlich immer nur das Symptom und nicht die Ursache, nämlich die steigenden Einsatzzahlen? Natürlich hat auch hier der demografische Wandel einen Einfluss drauf, den man eher weniger steuern kann. Worauf man aber durchaus Einflüss hätte, wäre mal die Bevölkerung aufzuklären und vorallem auch dem Leitstellenpersonal (und / oder eventuell auch dem Fahrdienst) mehr Sicherheit zu geben, was z.B. das "Ablehnen" der Dienstleistung betrifft. Als konkretes Beispiel, warum "darf" der Disponent den Anrufer, der seit 3 Wochen Rückenschmerzen hat und jetzt mit dem Rettungsdienst in die Klinik will, weil er sonst noch 3-4 Wochen auf den Termin beim Orthopäden wartet, nicht "abwimmeln"?, ohne auf den Deckel zu kriegen? Warum darf der NotSan nicht vor Ort entscheiden, dass er nicht transportiert, wenn keine Transportindikation vorliegt? (Siehe Beispiel unten) Warum "muss" ich theorethisch immer einen Notarzt hinzuziehen, wenn ich eine hypertensive Entgleisung, oder z.b. Asthma / COPD antherapiere und der Patient hierdurch bereits eine deutliche Besserung hat?
      Wenn der Trend so weiter geht fahren wir in ein paar Jahren mit 20 NEF und 100 RTW, weil einfach zu jedem Notruf mal was hingeschickt wird. "Was, sie wollen nur wissen, welche Apotheke Notdienst hat? Na, ich schicke Ihnen mal einen RTW". Die Einsatzzahlen steigen gefühlt mehr, weil die Bevölkerung ein überhöhtes Anspruchdenken hat und mittlerweile wegen vieler Kleinigkeiten den Rettungsdienst alarmiert.

      Zum angesprochenen Beispiel oben:
      Eine junge Frau stürzt gegen 18 Uhr und verletzt sich wegen eines getragenen Glases an der Hand und am Unterarm, der Rettungsdienst wird alamiert. Die Kollegen vor Ort sind wohl, laut Aussage der Patientin, etwas mürrisch (ich nehme einfach mal an wegen drohendem Feierabend und der Tatsache, dass sie aus dem Nachbarkreis kommen). Nach Wunderversorgung trifft der RTW die Entscheidung, die Patientin nicht zu transportieren, da die Schnittwunden nicht tief sind und keiner chirurgischen Intervention bedürfen, dies wird mit der Patientin auch so abgesprochen und von ihr aktzeptiert. Bis hierhin ja noch überschaubar.
      Nun ist es ca. Mitternacht, als auf der Leitstelle in Stuttgart ein erneuter Anruf eingeht, diesmal von der Mutter der Patientin aus Osnabrück, diese echauffiert sich dezent, warum ihre Tochte nicht im Krankenhaus ist und besteht auf eine Einweisung. Der Disponent lässt sich schließlich breitschlagen und schickt den Ärztlichen Notdienst zur Patienten, damit ja "das ganze nochmal ein Arzt anschaut". Der ist ca. eine Stunde später vor Ort, schaut sich die Wunde ein mal an und sagt schließlich, er sei ja kein Unfallchirurg und kann das nicht beurteilen, prompt schreibt er eine Einweisung, die gegen 1 Uhr auch der nächste RTW fahren darf (einen KTW gibt es zeitnah nicht). Die Patientin wartet mit gepacktem Zeug an der Einsatzadresse, der Ehemann kann aufgrund der Tatsache, dass ein kleines Kind in der Wohnung ist, nicht selbst fahren (verständlicherweise). Die Fahrzeit zur nächsten Klinik beträgt keine 5 Minuten, die Patientin wird scherzend und fußläufig in der Notaufnahme vorgestellt.

      Das Beispiel ist für mich seitdem das Paradebeispiel, was in so einer Einsatzkette alles falsch laufen kann und was es schließlich für einen Rattenschwanz nach sich zieht. Die Frage, warum diese Fahrt nicht ein Taxi, oder ein Verwandter / Freund machen kann, stelle ich mir übrigens schon länger nicht mehr.
    • FaRa schrieb:

      Warum bekämpft man eigentlich immer nur das Symptom und nicht die Ursache, nämlich die steigenden Einsatzzahlen?
      Weil das der Weg des geringsten Widerstands ist. Und bisher immer gut funktionierte, wo es tausendmal mehr RDler, als Stellen gab. Aber diese (für die Träger) goldenen Zeiten, sind ja nunmal vorbei. Aber die Mühlen des Rechtsystems mühlen nunmal langsam.

      FaRa schrieb:

      Worauf man aber durchaus Einflüss hätte, wäre mal die Bevölkerung aufzuklären und vorallem auch dem Leitstellenpersonal (und / oder eventuell auch dem Fahrdienst) mehr Sicherheit zu geben, was z.B. das "Ablehnen" der Dienstleistung betrifft.
      Schwer möglich, so lange dem RD keine "Heilkunst" zugestanden wird und auch keine Diagnosestellung. Undschon gar nicht, so lange der RD im SGB V als Transportleistung definiert ist.

      FaRa schrieb:

      Warum darf der NotSan nicht vor Ort entscheiden, dass er nicht transportiert, wenn keine Transportindikation vorliegt? (Siehe Beispiel unten) Warum "muss" ich theorethisch immer einen Notarzt hinzuziehen, wenn ich eine hypertensive Entgleisung, oder z.b. Asthma / COPD antherapiere und der Patient hierdurch bereits eine deutliche Besserung hat?
      Ssiehe oben.

      FaRa schrieb:

      Wenn der Trend so weiter geht fahren wir in ein paar Jahren mit 20 NEF und 100 RTW, weil einfach zu jedem Notruf mal was hingeschickt wird.
      Zumindest auf dem Papier- In Großstädten vllt. sogar wirklich, aufm Land aber eher nicht. Weil: wo kein Personal, da kein Auto.

      FaRa schrieb:

      Nun ist es ca. Mitternacht, als auf der Leitstelle in Stuttgart ein erneuter Anruf eingeht, diesmal von der Mutter der Patientin aus Osnabrück
      Sofern der Disponent da Kenntnis über den vorherigen Einsatz hat, sollte der diesen Anruf abwimmeln (bzw. - wie geschehen - an wen anderes weiter leiten). Was ist das, ein Anruf auf 100ster Hand?

      FaRa schrieb:

      Der ist ca. eine Stunde später vor Ort, schaut sich die Wunde ein mal an und sagt schließlich, er sei ja kein Unfallchirurg und kann das nicht beurteilen, prompt schreibt er eine Einweisung, die gegen 1 Uhr auch der nächste RTW fahren darf
      Das ist nunmal so. Eine ärztliche Einweisung kann durch Nicht-Ärzte schwer in Frage gestellt werden.