Gemeindenotfallsanitäter - Fluch oder Segen

    • Gemeindenotfallsanitäter - Fluch oder Segen

      Einige haben es sicherlich schon mitbekommen, jetzt ist es soweit. Der erste Kreis startet das Pilotprojekt Gemeindenotfallsanitäter.

      Ich persönlich halte von diesen Projekt garnichts. Zum Einen haben wir für unklare Anrufe unterhalb der Notfallschwelle die 116117, zum Anderen hatten wir doch jetzt gerade wieder den Fall in Bayern wo ein NotSan entlassen wurde, weil er mehr gemacht/gedacht hat als nur zu transportieren (ja sehr sehr vereinfacht).

      Es gibt auch jetzt schon GemeindeRettAss bzw es ist nen InselRettAss, aber dort sehe ich ein Anderes Bedürfnis, als auf dem Festland. Vor Allem sehe ich aber ein großes rechtliches Problem für diese zukünftigen GemeindeNotSan.
    • Lumidor schrieb:

      Zum Einen haben wir für unklare Anrufe unterhalb der Notfallschwelle die 116117
      Ich würde dem Projekt eine Chance geben. Die 116 117 ist nun mal nicht rund um die Uhr besetzt (zumindest nicht in Bayern), sondern nur zwischen wochentags 18:00 und 8:00 Uhr bzw. Mittwochs ab 13:00 Uhr und halt am WE und Feiertagen. Bleiben in einer normalen Woche 45 Stunden ohne ÄBD-Versorgung.

      Und Hausärzte bekommst beim heutigen Patientenaufkommen zu ihren Sprechzeiten kaum aus den Praxen. Und gerade für extrem ländliche Regionen mit weiten Wegen kann das System u.U. Sinn machen.
    • Sollen die das hauptamtlich machen? Wie sollen sie ausgestattet werden?
      Mich stört dieses "unterhalb der Notfallschwelle". Entweder ist der Anruf unklar, dann ist er als Notfall zu behandeln, oder es ist eben klar kein Notfall. Was soll ein Dorfsani dann machen, außer Kärtchen vom ÄND und dessen Dienstzeiten ausgeben?
      Sinn macht das mMn nur wenn sie auch als FR für Notfälle zur Verfügung stehen und ggf. eingesetzt werden.
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    • Hmm. Gut, gibts in anderen Ländern ja schon in Form von Community-Paramedic. Aber...

      Nach Abschluss der Weiterbildung
      soll der G-NFS insbesondere folgende
      Aufgaben durchführen:
      - Beurteilung des Schweregrads der
      Erkrankung oder Verletzung,
      08/15-NotSan
      - Auswahl des geeigneten Transport-mittels
      08/15-NotSan
      - Bestimmung des Transportziels,

      - Kommunikation mit Betroffenen und
      Angehörigen,

      - Alarmierung und Einbindung wei-
      terer Fachdienste (Pflegedienste,
      Sozialämter, Ordnungsämter, nieder-
      gelassene Fachärzte),


      - ggf. Durchführen notfallmedizini-
      scher Maßnahmen,

      - rechtssichere Dokumentation.
      08/15-NotSan

      Anwendung von pflegerischen und
      medizinischen Maßnahmen, die
      einen Transport in eine Klinik
      vermeiden,
      Auslegungssache, ob neu, oder 08/15.

      Um ein solches Modell erfolgverspre-
      chend umzusetzen, muss das mit einem
      G-NFS besetzte Fahrzeug als Rettungs-
      mittel anerkannt und im jeweiligen Ret-
      tungsdienstgesetz verankert werden. Im
      Rahmen der Überprüfung der Einhal-
      tung von Hilfsfristen wäre dieses wie z.B.
      ein RTW zu bewerten.
      (...)
      Der Disponent in der Rettungsleit-
      stelle unterliegt somit keiner Haftung,
      sollte es sich wider Erwarten vor Ort doch
      um einen Notfall handeln.
      Der ist dämlich, denn wenn der Disponent den G-NFS schickt (außer als FR), geht er ja davon aus, dass es sich NICHT um einen Notfall handelt, sprich, wo er vor dem G-NFS vermutlich nen KTW oder RTW ohne Alarm und damit außerhalb der Hilfsfristwertung, geschickt hätte. Folglich: Warum soll geschrieben stehen, dass das "GNEF" Hilfsfristen einhalten kann, wenn es per Definition keine hilfsfristrelevanten Einsätze fährt?


      DerG-NFS kann zu einem innovativen
      Lösungsansatz zur Kompensation
      des steigenden Einsatzaufkommens
      werden.
      Genau genommen, ist es nur eine Umverteilung vom RTW auf ein anderes Fahrzeug. Um Einsätze in einer "annehmbaren" Zeit zu bearbeiten (damit will ich aufs Anspruchdenken hinaus und ggf. wiederholte und wiederholte Notrufe), müsste es ein flächendeckendes Netz an G-NFS geben, quasi wie der Name schon sagt, mindestens einen pro Gemeinde. Das mag die Einsatzzahlen der RTW und damit die Zahl der RTW stabil halten/senken können, ändert aber nix am Fachkräfteproblem, da man die Leute ja dennoch braucht, nur auf anderen Autos.
      Wenn der G-NFS Katheter wechseln soll, oder Verbände, stellt sich mir die Frage, ob da nicht die Pflegedienste Sturm laufen werden. Und dann möchte ich auch noch zu bedenken geben, wie oft man - trotz anwesendem Pflegedienst - einen Patienten in die Uro karrt, weil "der Patient Marcumar nimmt" und damit ein ambulanter Wechsel "zu gefährlich" wäre.
    • Lumidor schrieb:

      Zum Einen haben wir für unklare Anrufe unterhalb der Notfallschwelle die 116117,
      Wie schon an anderer Stelle angemerkt, vielerorts ist die 116 117 nicht 24h/7D besetzt und obendrein fehlt es an einer Art "ärztlicher Notfallpraxis" die direkt vom RD eingebunden oder auch angefahren werden kann. In Kombination mit immer weniger Krankenhausbetten, immer weiteren Fahrwegen für den RD, abnehmender Anzahl an Haus-/Fachärzten und eben der nur bedingten Alternative ÄBD (Verfügbarkeit + Erfahrung seit Einführung) kann der Gemeinde Notfallsanitäter schon einen Sinn haben. Erkennt der Leitstellendisponent zum Beispiel ein wirklich unklares, aber eher nicht lebensbedrohliches Meldebild, dann kann er statt einem RTW zu verheizen den GNotSan schicken. Auch wenn der Leitstellendisponent nur den Bedarf einer ambulanten Behandlung erkennt/vermutet kann der GNotSan eine echter Alternative zur Disposition eines RTW sein. Obendrein kann man den GNotSan auch bei eindeutigen Fällen für den ÄBD und während dessen Dienstzeiten zu einem Einsatz disponieren, um z.B. zu verhindern das auch einer Grippe eine akute Atemnot/ACS mit Einsatz für RTW und NEF wird. Außerhalb der Dienstzeiten des ÄBD kann der GNotSan ggf. auch eine gute Ergänzung zw. Patienten und einem Arzt sein und beratend bzw. assistierend tätig werden, was die eine oder andere RTW-/KTW-(Fehl-)Fahrt und Krankenhauseinweisung verhindert.

      Lumidor schrieb:

      zum Anderen hatten wir doch jetzt gerade wieder den Fall in Bayern wo ein NotSan entlassen wurde, weil er mehr gemacht/gedacht hat als nur zu transportieren (ja sehr sehr vereinfacht).
      Das ist sehr vereinfacht dar gestellt und gerade weil es eben um deutlich mehr als nur diese einfache Sache ging hat diese Diskussion hier nichts zu suchen.

      marcee schrieb:

      Entweder ist der Anruf unklar, dann ist er als Notfall zu behandeln, oder es ist eben klar kein Notfall.
      Ein unklarer Anruf muss nicht immer als Notfall behandelt werden, denn nicht selten kann man zwar keine genaue Diagnose oder ähnliches Stellen und trotzdem erkenne das es eben kein Notfall ist. Obendrein ist "kein Notfall" auch kein Argument um "einfach aufzulegen", auch wenn der RD kein Lückenbüßer sein kann muss er sich ggf. doch auch um "nicht Notfälle" kümmern. Gerade auch wenn man den Job des Leitstellendisponenten etwas aus der Schusslinie nehmen und stärken will braucht es ein Zwischending zwischen Hausarzt/ÄBD und dem Einsatz eines RTW (worauf es meistens hinausläuft).

      marcee schrieb:

      Was soll ein Dorfsani dann machen,
      Der GNotSan kann vieles machen, es fängt zum Beispiel bei den einfachen diagnostischen Maßnahmen des RTW an und er kann obendrein Filtern ob ein Patient eher etwas für ein Hausarzt/ÄBD oder ein KTW/RTW ist. Packt man zur bisherigen Ausbildung noch etwas drauf, dann könnte er durchaus auch mehr Kompetenzen an die Hand bekommen und so einige "Bagatellaufgaben" übernehmen. Einfache Aufgaben die nach weitergehender Ausbildung und Zusprechung von Kompetenzen möglich wären, wären z.B. das eigenständige Spülen oder gar Wechseln eines DK; der Verbandwechsel; die Selektierung von Patienten (HA/ÄBD/KTW/RTW) oder auch nach Absprache die Anpassung von bereits vorhandenen Medikamenten.

      marcee schrieb:

      Sinn macht das mMn nur wenn sie auch als FR für Notfälle zur Verfügung stehen und ggf. eingesetzt werden.
      Das ist doch bei dem entsprechenden Projekt nicht ausgeschlossen, denn auf dem Weg von oder zu einem Patienten kann dieses "RM" genauso umdisponiert werden wie jedes andere auch.


      Aus meiner Sicht füllt man hier nur alten Wein in neue Schläuche und das eigentlich nur um ein paar Querulanten ruhig zu stellen und vor allem um Geld zu sparen. Was man hier einführen will und als Neuheit verkauft gab es frühe schon, nur dass es damals die Dorfkrankenschwester war. Da Pflegepersonal teurer und nach rarer ist wie RD-Personal, und man obendrein diesen ein Bonbon zukommen lassen will (RD-Personl meint nicht selten sie wären die einzig waren für so etwas), macht man aus der Gemeinde-/Dorfkrankenschwester jetzt den Gemeinde-Notfallsanitäter. Wow! Hinterfragt man die Sache genauer stellt man übrigens recht schnell fest, dass hier für etwas bereits etabliertes einfach eine zweite tragende Säule aufgebaut werden soll und diese an den RD angeschlossen werden soll.
      Im präklinischen Bereich gibt es schon ein Pendant die "nicht-ärztliche Praxisassistentin", diese gibt es schon seit ca. 2014 und dementsprechend auch entsprechende Erfahrung die man hier ganz einfach übernehmen könnte.
      Der Gemeinde-Notfallsanitäter ist aus meiner aktuellen Sicht die einzige Chance Leitstellen etwas an die Hand zu geben um gezielt ihrer Aufgabe/Pflicht der Hilfeleistung nachzukommen und eben nicht immer ein RTW oder im aller günstigsten Fall KTW dafür verheizen zu müssen. Auch ist der GNotSan aus meiner Sicht eine echte Chance um einen Versuch zu starten die Einsatzzahlen in den Griff zu bekommen, die unnötigen Einweisungen etwas einzudämmen und dem System das tlw. vom ÄBD gefahren wird eine Stirn zu bieten. Der gemeine NotSan kann aus meiner Sicht im übrigen aus dieser Sache durchaus auch ein Gewinn haben, denn hier kann man ggf. einen ganzen Berufstand etwas "aufwerten" (was langfristig ggf. zu mehr Kompetenzen führen kann) und kann obendrein z.B. gesundheitlich eingeschränkten Kollegen einen Arbeitsplatz im Rettungsdienst erhalten/anbieten.
      Auch wenn die Ergebnisse eigentlich klar sein Sollten (=positive Erfahrung sammeln), lasst uns die Sache offen angehen und ihr eine echte Chance geben. Ohne diese und andere entsprechende Versuche wird man die Einsatzzahlen nie in den Griff bekommen, es werden künftige noch mehr Bagatelleinsätze/Fehlfahrten zustande kommen und es wird immer schwerer den Arbeitsplatz Rettungsdienst attraktiv zu gestalten.
    • Grzobra schrieb:

      nur dass es damals die Dorfkrankenschwester war.
      An die musste ich auch denken, ja. Ich meine aber, 24/7 waren die auch nicht erreichbar. Feste Sprechzeiten, früh und nachmittag die Hausbesuche. Würde ich mal eher als Vorläufer der Pflegedienste ansehen.

      Grzobra schrieb:

      Der GNotSan kann vieles machen [...]
      Ist das nicht etwas zu optimistisch gedacht? Ich stelle mir das eher so vor: G-NFS fordert schon wegen Material und Manpower RTW an. (KTW lasse ich mal außen vor, da die gerade in ländlichen Gebieten kaum verfügbar sein dürften bzw. am Wochenende meist gar nicht) RTW sagt nach weiterführender Diagnostik: Nö, da soll mal bitte noch ein Doc drübergucken. Am Ende trampeln 5 Mann den Teppich nieder, Pat. bleibt entweder zuhause und ruft Stunden später wieder an, oder geht am Ende doch ins KH, was er hätte früher und einfacher haben können.
      Hier bezweifle ich eben, daß so irgendwas entlastet werden kann. Solange die Kompetenzen im deutschen Rettungswesen nicht endlich klar, rechtssicher und bundeseinheitlich geregelt sind, wird das nach meiner Ansicht auch nix..
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    • marcee schrieb:

      Ist das nicht etwas zu optimistisch gedacht? Ich stelle mir das eher so vor: G-NFS fordert schon wegen Material und Manpower RTW an
      Na ja das Fahrzeug des G-NFS soll wie ein NEF ausgerüstet sein, also Material hat er. Aber auch er soll kein Heilpraktiker Status bekommen, soll zwar durch den ÄLRD "gedeckt" werden, aber rechtliche Sicherheit sieht anders aus.
    • Ich würde es auch als effektiver ansehen, wenn man es wie dieser eine Kreis im Osten (hab vergessen welcher) machen würde: Ein zusätzliches NEF besetzen, das primär Ärztlichen Notdienst fährt und nur zur Spitzenabdeckung, bzw. Nächste-Fahrzeug-Strategie Notfallrettung. Das sorgte für eine angemessene Auslastung des Fahrzeugs, angemessene Wartezeiten für die Patienten, da nur für einen Kreis zuständig, und ersparte das Zweigleisige System, falls doch mal ein Notfall vorliegt.
    • TheOssi schrieb:

      Das sorgte für eine angemessene Auslastung des Fahrzeugs, angemessene Wartezeiten für die Patienten, da nur für einen Kreis zuständig, und ersparte das Zweigleisige System, falls doch mal ein Notfall vorliegt.
      Und vor allem: Es ist NA besetzt und nicht mit einem Wald-Wiesen-Mir-reicht-meine-Rente-nicht-Arzt.
      Liebe User, Antworten auf nahezu alle Fragen zur Sim liefert euch unser Wiki. Dort ist detailliert erklärt, was ihr bei LstSim alles machen könnt und es gibt Lösungen für viele Probleme! Wir empfehlen allen Leitstellenerbauern ausdrücklich sich dort zu informieren!
      Auch interessant: FAQ
    • TheOssi schrieb:

      Ein zusätzliches NEF besetzen, das primär Ärztlichen Notdienst fährt und nur zur Spitzenabdeckung, bzw. Nächste-Fahrzeug-Strategie Notfallrettung.
      Das würde aber wieder voraussetzen, dass der ÄBD von der ILS geführt ist und die 116 117 auch über die ILS läuft. Die derzeitige Trennung macht das Ganze eher schwierig bis unmöglich. Hier in Bayern ist es theoretisch auch möglich, dass die ÄBD-Fahrzeuge z.B. respondern. Die Ausrüstung und das Sondersignal sind vorhanden. Die KVB wünscht aber ausdrücklich keine Führung und Alarmierung durch die ILS und will die Fahrzeuge weder als Bedarfs-NEF, noch als Responder eingesetzt sehen. Auch, wenn es möglich ist.

      Zudem: Welcher Arzt, der Notarzt ist, lässt sich für den "niederen Dienst" des ÄBD herab, wenn er nicht die gleiche Vergütung erzielt, wie seine NA-Kollegen? Denn sind wir ehrlich: Die GKV wird dieses "Bedarfs-NEF" nicht als volles NEF bezahlen.
    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Zudem: Welcher Arzt, der Notarzt ist, lässt sich für den "niederen Dienst" des ÄBD herab, wenn er nicht die gleiche Vergütung erzielt, wie seine NA-Kollegen? Denn sind wir ehrlich: Die GKV wird dieses "Bedarfs-NEF" nicht als volles NEF bezahlen.
      Bei uns würden mir spontan zwei einfallen. Dazu muss man sagen das unsere Freelancer Zahl gegen Null geht. Und die wenigen die wir haben sind Niedergelassene die dann auch KV fahren.
    • Mittlerweile ist auch die erste Stellenanzeige zum Projekt verfügbar.

      Ich bin nicht 100% davon überzeugt, daß der gewählte Weg über die Rettungsdienste einen Dienst unterhalb der Alarmierungsschwelle des RD einzuführen die beste Idee ist, obwohl ich grundsätzlich einige gute Ideen in diesem Projekt entdecken kann. Aus meiner Sicht wäre ein Dienst vergleichbar mit AGnES, durchgeführt von Pflegefachkräften, ggf. mit einer rettungsdienstlichen Zusatzqualifikation wie z.B. dem RS, der bessere Weg, zumal ein Teil der Arbeit pflegerische Tätigkeiten sein werden.