AGSWN veröffentlicht Empfehlungen zum Einsatz mechanischer Reanimationshilfen

    • AGSWN veröffentlicht Empfehlungen zum Einsatz mechanischer Reanimationshilfen

      Die AGSWN hat eine Empfehlung zum Einsatz mechanischer Reanimationshilfen veröffentlicht. Hierin heißt es, dass man Reanimationen in der Regel manuell durchführen soll und die Reanimationshilfen nur bei langdauernden CPR mit begrenzten Personalressourcen (z.B. nach Thrombolyse), und Transporten in eine Klinik unter fortgeführter CPR sowie Transporten unter laufender CPR unter der Voraussetzung, dass eine realistische Chance auf Überleben des Patienten bestehe, eingesetzt werden sollen.

      Besonders der markierte Grund gefällt mir dabei nicht wirklich.

      Ich glaube, niemand würde eine Transport-Rea durchführen, wenn eben keine realistische Überlebenschance bestünde. Klar, wissen kannst es nie. Davon abgesehen würde ich nach Möglichkeit die Reanimtaionshilfe immer dann vorziehen, sobald ich wenig Personal habe. Nur, weil es kein besseres Outcome der Patienten gibt, heißt es ja nicht, dass es dem Patienten schadet.

      Alles in allem scheint mir hier, dass man versucht, die ach so hoch gepriesenen Reanimationshilfen wieder schlecht zu reden. Oder hat man nur Angst, dass man nun mit mehr Patienten nach primär erfolgreicher Rea teure Klinik-Kapazitäten bindet und man "nix mehr verdient"?

      Ein anderer Ansatz wäre natürlich die Angst, dass man die ohne hin spärlichen NEF im Südwesten noch länger bindet und man daher noch schlechtere Hilfsfristen bekommt.

      Nachzulesen unter:
    • Hallo,

      diese Empfehlung gibt es in Ähnlicher Form schon seitdem wir die Lucas Geräte mitführen. Mittlerweile glaub ich 5 Jahre.

      Am Anfang wurden diese natürlich bis zum erbrechen genutzt.

      Mittlerweile gibt es einen automatisch entwickelten gesunden Menschenverstand und auf medizinisch begründete Fakten, wann der Lucas drauf kommt und wann nicht.

      Der Lucas kommt bei Transport bei mir IMMER drauf, auch wenn der Patient wieder einen ROSC haben sollte oder wir gefahr laufen Reanimieren zu müssen.
      Schon allein aus Sicherheitstechnischen Gründen. Unter Fahrt kann ich mir keine manuell suffizient durchgeführte Thoraxkompression vorstellen.

      Manu Schwarzenberger schrieb:

      Alles in allem scheint mir hier, dass man versucht, die ach so hoch gepriesenen Reanimationshilfen wieder schlecht zu reden. Oder hat man nur Angst, dass man nun mit mehr Patienten nach primär erfolgreicher Rea teure Klinik-Kapazitäten bindet und man "nix mehr verdient"?
      Zu diesem Punkt... natürlich kann man den Verdacht leicht hegen... aber ich denke die medizin ist immer im Wandel und alles wird immer wieder reevaluiert!
      Siehe Larynxtubus usw. Natürlich werden solche mittel erstmal gepusht... Schon allein vom Vertreiber her.

      Aber würden diese Sachen nicht hinterfragt, dann würden wir heute noch 5/1 reanimieren! ;)

      Mfg
    • Prinzipiell hat die AGSWN mit Ausnahme des ersten Punktes in weiten Teilen schon Recht.
      1. Bisherige Untersuchungen zeigen beim Einsatz von ACCD keine Outcome-Verbesserung für den Patienten.
      Die Anlage dieser Geräte führt auch zwangsläufig zu einer Unterbrechung der Reanimationsmaßnahmen
      für mindestens 30 Sekunden.
      Daher soll eine CPR im Regelfall mit manueller Thoraxkompression durchgeführt werden.


      Die Evidenzlage für die Devices der dritten Generation ist besser als man denkt - die oft zitierten großen Studien haben leider massive Schwächen an einem Punkt: Der Schulung der Mitarbeiter.
      Daher kommt auch die Zahl von 30 Sekunden. Diese Zeit brauchen nämlich ungeübte und nicht konsequent und schematisch ausgebildete User um ein Device der zweiten (Lucas 1, Autopulse) bzw. dritten (Lucas 2/3) unter den Patienten zu kriegen.

      Und das ist leider in sehr vielen Bereichen das große Problem: Die Leute kriegen das Device aufs Auto und dann passiert gar nichts.
      Mechanische CPR funktioniert allerdings nur im großen Ganzen: RD wie NA müssen mind. einen Tag geschult werden. Kliniken müssen Konzepte ändern (Stichwort cardiac arrest center, u.a. betreffend PCI unter mCPR), etc.
      Ohne diese eingespielte Rettungskette passiert nämlich genau gar nix.

      Ich kann nur für den corpuls CPR bereichten, nach einem Tag Training kriegen auch "ungeübte" User das Device in zwei 4 Sekunden Pausen unter den Patienten. Mit dem Lucas ist sicherlich bei ausreichend Training eine ähnliche Zeit zu erreichen.
      (Autopulse ist da schwieriger - Ist aber eh nicht leitliniengerecht einzusetzen)

      (Disclaimer: Ich werde prinzipiell von u.a. GS bezahlt - aber nicht mal im Ansatz für diesen Beitrag. Schön wärs)
    • Ich will ja nicht meckern, aber hat keiner die ERC Guidelines aus 2015 gelesen? Da wurde schon geschrieben, das mechanische/pneumatische Reanimationshilfen, Vorzugsweise nur beim Transport und/oder bei Reanimation bei Lyse benutzt werden sollen.
      Zum Einem beim Transport aus Sicherheitsgründen, zum Anderen aus ethischen Gründen, da beobachtet wurde, das Menschen mit minimalen Überlebenschancen unnötig lange reanimiert wurden.


      Seite 19
    • Lumidor schrieb:

      Ich will ja nicht meckern, aber hat keiner die ERC Guidelines aus 2015 gelesen?
      Ja, aber Verschwörungstheorien hören sicher besser an.

      Man muss aber dazu sagen, dass selbst Bayern, wo laut ÄLRD-Empfehlung jedes arztbesetzte Rettungsmittel eine mechanische Reanimationshilfe mitführen soll, vom primären Einsatz der Geräte, gemäß Guidlines, abrät.

      aelrd-bayern.de/images/stories…ung_mCPR_Flyer_normal.pdf

      Hier wird auch, wie die Verschwörrungstheoretiker oben schon genannt haben, das gleiche empfohlen:
      "Liegen Hinweise vor, dass Reanimationsmaßnahmen weder einen ROSC noch das Überleben des Patienten ermöglichen, müssen diese abgebrochen werden."
    • Hier ist schon deutlich zu spüren, dass seit Einführung der mechanischen Reanimationshilfen zunehmend unter Reanimation transportiert wird, und das völlig unselektiv bei fast allen Patienten.

      Das ist ethisch, moralisch und wirtschaftlich falsch und in meinen Augen das größte Problem mit entsprechenden Geräten. Ich kann mich in meinen mittlerweile 6 Jahren RD an keine Reanimation erinnern, wo durch den Transport ins KH realistische Überlebenschancen erzeugt werden. Und je mehr man die klinische Seite kennenlernt, umso mehr erkennt man, dass man in den meisten Fällen am Besten überhaupt nicht reanimieren sollte.

      Die großen Probleme in Deutschland bei der CPR liegen in den ersten 10-15 Minuten, bis überhaupt ein RTW vor Ort ist, und nicht nach hinten raus beim Transport oder gar in den Kliniken.
      Bei den aktuellen Strukturen sehe ich keinen Sinn in der flächendeckenden Anwendung solcher Geräte.
      Für Ausnahmefälle sollten sie aber auf jeden Fall zentral verfügbar sein und binnen 15 Minuten zugeführt werden können. Das wären bei uns im LK etwa 2-3 Geräte. Nicht 10.
    • ffhamburg192 schrieb:

      Für Ausnahmefälle sollten sie aber auf jeden Fall zentral verfügbar sein und binnen 15 Minuten zugeführt werden können.
      Naja, das Problem liegt hier aber in den 15 Minuten. Aktuell läuft das hier so: Doc fordert an, und die Lst. kann sich was einfallen lassen, wie die Maschine von der ZNA an den EO kommt. Geht also nicht, ohne noch ein weiteres Fahrzeug zu binden. Klar ist es nicht die Regel und sollte es auch nicht werden, aber es gibt doch immer mal wieder sinnvolle Fälle und da kann es doch nun wirklich nicht schaden, wenn arztbesetzte RM entsprechend ausgestattet sind..
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      -> Zeitzeugen der 90er Jahre im Raum Saalfeld, Kronach, SOK und SHK gesucht
    • In BW absofort auch Pflich auf dem NEF. Nur kann halt die sofortige Verfügbarkeit auch zu einem zu häufigem Einsatz führen, so der Gedanke von @ffhamburg192.
      Und wenn ich die Aussage unseres Unterweisers in den Lucas zitiere auf die Frage, welche Körperlichen Beschränkungen der Lucas hat:
      "Naja, wir haben das neulich bei einer 92-jährigen katektischen Patientin angewendet und das ging gut."

      Insofern: Ist die Ressource erst in 15 min verfügbar, dann überlegt sich vllt. manch einer den Einsatz dosierter. Auch wenn man natürlich nie alle über einen Kamm scheren kann.
      Liebe User, Antworten auf nahezu alle Fragen zur Sim liefert euch unser Wiki. Dort ist detailliert erklärt, was ihr bei LstSim alles machen könnt und es gibt Lösungen für viele Probleme! Wir empfehlen allen Leitstellenerbauern ausdrücklich sich dort zu informieren!
      Auch interessant: FAQ
    • Du hast genau erfasst, was ich sagen wollte.
      Wenn jeder Notarzt das Gerät zu Verfügung hat, bekommt auch jeder Patient das Gerät ungeschnallt.

      Auf jedem NEF ist mir daher zu inflationär, von extrem ländlichen Gebieten mal abgesehen.

      Zubringer kann beispielsweise ein KTW oder die FF machen, handelt sich ja dann idealerweise um weniger als eine handvoll Fälle im Jahr.
    • Wir hatten auch für 6 Monate einen Lucas zum testen. Wir haben ihn kaum eingesetzt. Bei meinen Beisein gar nicht. Trotz intensiver Ausbildung im Vorfeld. Wir haben uns an die Indikationen gehalten.

      Vom KTW bringen lassen? Okay, wenn der nächste in 60-90 min frei ist. Die Dinger sind nie frei, sie rollen immer. Macht Sinn...

      Die FF? Bei der Einsatzbelastung sie noch mehr belasten? Zu dem mit feuerwehr-fremden Leistungen, wo auch die Abrechnung nicht geklärt ist? Ist schon bei Tragehilfe schwierig geworden. Also nicht zu Ende gedacht.
    • Mein Nachbar-Kreisverband hat den Lucas schon etliche Jahre auf dem NEF. Eine inflationäre Nutzung ist nicht zu erkennen.

      Die Aussage, dass das so gehandhabt würde, ist mMn extrem mutig und definitiv ein Vorurteil.

      Ein Zubringersystem hat auch gleich mehrere Nachteile. Ich binde unnötig Ressourcen, mache den Zeitvorteil bei Bedarf zunichte und benötige überdies Bedienpersonal, denn bekanntlich lernt niemand die Handhabung eines Gerätes, dass er selbst nicht im Bestand hat.
      BeI Verlastung auf dem NEF hab ich das Gerät bei Bedarf greifbar und das Personal kann mit dem Gerät umgehen, da es eingewiesen ist. Überlegen wir doch mal, was wir alles auf den Rettungsmitteln mitführen, was wir kaum brauchen. Da machts der Lucas auf dem NEF auch nicht fett.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Manu Schwarzenberger ()

    • Zumindest hier im Umkreis kommt es nahezu täglich zum Transport unter Rea. Vor Einführung der Geräte war das die absolute Ausnahme.

      Schön, wenn es bei euch besser läuft. Dass überhaupt solche Empfehlungen veröffentlicht werden müssen, spricht ja aber dafür, dass es durchaus Probleme gibt.

      Hier hätten weder KTW noch FF ein Problem mit dem Zubringen, kann aber natürlich nachvollziehen, dass es woanders schlechter aussieht.

      Für die 15000 Euro eines Gerätes kann ich mir zahlreiche bessere Verwendungen vorstellen.
    • ffhamburg192 schrieb:

      Zumindest hier im Umkreis kommt es nahezu täglich zum Transport unter Rea. Vor Einführung der Geräte war das die absolute Ausnahme.
      Tja, dann seid ihr das beste Beispiel dafür, warum es diese Richtlinien braucht und müsst euch mal an die eigene Nase packen.

      ffhamburg192 schrieb:

      Für die 15000 Euro eines Gerätes kann ich mir zahlreiche bessere Verwendungen vorstellen.
      Zentralbeschaffung drückt den Preis. Ubd wenn dadurch nur ein Leben gerettet wird, hat sich das Gerät bezahlt gemacht. Leider haben wir auch hier wieder ein typisches Beispiel von wirtschaftlichem Denken im Gesundheitswesen.
      Was wäre denn bei euch wichtiger oder was würde man für 15.000 Euro denn besser beschaffen können sollen?

      ffhamburg192 schrieb:

      Hier hätten weder KTW noch FF ein Problem mit dem Zubringen, kann aber natürlich nachvollziehen, dass es woanders schlechter aussieht.
      Joa, manch HiOrg oder KTW freut sich natürlich über solche Einsätze in der Statistik für die Daseinsberechtigung.
      Unsere Wehren haben auch ohne Zubringerfunktion genug zu tun. Ebenso unsere KTW.