In Bayerns Leitstellen herrscht Personalnot

    • RFSW schrieb:

      Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann schnell wieder bei E 4 sein werden (obwohl es ja eine EGO z.Z. gibt die E 9a sagt).
      Mindestens E9a. Und die gilt für Integrierte Leitstellen (derzeit vermutlich höhere Anforderungen, als bei einer möglichen 3jährigen Lst-Ausbildung), als auch für Rettungsleitstellen (definitiv niedrigere Anforderungen => RettAss, als bei einer möglichen 3jährigen Ausbildung). Von daher wüsste ich jetzt nicht, wieso man da auf E4 kommen sollte.
    • Lumidor schrieb:

      Hm schlecht formuliert. Ich will auf keinen Fall nen dressierten Affen in der Leitstelle. Der Alarmiert nämlich nur nach dem Motto der Bildschirm muss leer. Aber ich brauche in der Leitstelle auch keinen NotSan der Verbandsführer bei ner BF ist.
      Die Leitstelle braucht eine eigene Ausbildung, damit der Standard gleich ist.
      @RFSW das ist schön das du das so gemacht hast, aber es gibt auch genug Negativ Beispiele wo die Leitstelle sich in die Führungsarbeit vor Ort eingemischt hat und das ist der größte Fehler den sie machen kann, die Leitstelle hat nur die Informationen die man ihnen mitteilt, die auch mal Fehlerhaft und unvollständig sein kann. Es ist schön das sie initial Bereitstellungsräume und Anfahrtswege definiert (bei gewissen Objekten sollten diese allerdings schon im Vorwege definiert sein, also wieder nur ablesen :P ) sobald aber der erste B-Dienst vor Ort ist. Sollte sich die Leitstelle aus diesem Bereich zurückziehen.
      Und nein ich bin nicht nur der doofe Rettungsdienstler, ich bin zwar noch nicht lange bei den Blechkappen, aber als Fernemeldeeinheit die den ELW3 mit der BF zusammen besetzt, hat man in dem Bereich doch einen gewissen Einblick.
      Wenn Du keinen dressierten Affen in der Leitstelle willst, dann solltest Du ein Maximum an Ausbildung auch gut finden. Wie auf einem RTW auch.

      Zu Deinem Fallbeispiel "Einmischen in die Führungsarbeit" kann ich natürlich nichts sagen, da ich nicht dabei war. Wenn ich mir jedoch manche freiwillige Feuerwehren anschaue, was diese sich manchmal so zusammen "führen", dann kann ich kritische Nachfragen durchaus auch mal verstehen. Das Du den Einblick hast freut mich, allerdings bedeutet das noch nicht "wissen wie es in der Leitstelle läuft". Das ist übrigens ein verbreitetes Problem in der Retter und Löschknechtwelt, die meinen, dass sie das alles immer beurteilen könnten. Schlechte Leitstellenarbeit gibt es, gar keine Frage. Vielleicht sogar recht oft. Aber es gibt natürlich auch ein "aber". Und dieses "aber" könnte ganz, ganz viele Geschichten von schlechter Feuerwehr- und Rettungsdienstarbeit erzählen, die man so als Leitstellendisponent TÄGLICH erlebt. Man muss die Kirche einfach mal im Dorfe lassen. Fazit dabei ist einfach: Niemand möchte schlechtes Personal haben. Gutes Personal mit einer guten Ausbildung brauchen beide Seiten des Funkgerätes. Punkt.
    • TheOssi schrieb:

      RFSW schrieb:

      Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann schnell wieder bei E 4 sein werden (obwohl es ja eine EGO z.Z. gibt die E 9a sagt).
      Mindestens E9a. Und die gilt für Integrierte Leitstellen (derzeit vermutlich höhere Anforderungen, als bei einer möglichen 3jährigen Lst-Ausbildung), als auch für Rettungsleitstellen (definitiv niedrigere Anforderungen => RettAss, als bei einer möglichen 3jährigen Ausbildung). Von daher wüsste ich jetzt nicht, wieso man da auf E4 kommen sollte.
      Es ist gerade erst einmal ein Jahr her, da wurden Leitstellenkollegen so schlecht eingruppiert. Ich befürchte daher, dass eine Abwertung der Ausbildung irgendwann auch wieder eine Abwertung der Entgeltgruppe bedeuten könnte. Kein Arbeitgeber will mehr als nötig bezahlen. Denn irgendwann werden die Putzfrauen kommen und fragen, warum jemand mit einer 4,5 Monate langen Ausbildung E 9a bekommt. Zurecht dann auch.
    • Da muss ich mal kurz fragen, wie jetzt diese 4,5 Monate zustande kommen.
      Derzeit ist Minimum für Rettungsleitstelle und damit 9a RettAss+Leitstellenlehrgang, also gut zwei Jahre. Durch Wegfall vom RettAss dann bald drei.

      Ich denke, wenn ein eigenes Berufsbild Leitstellendisponent gefordert wird, dass dann niemand hier an RS mit Gruppenführer denkt. Ich zumindest denke da an eine echte, dreijährige duale Ausbildung, die sowohl Gesprächsführung (hier wirklich mit der Betonung auf Führung), Rettungsdienst, Feuerwehr, KatS, sowie mit Blick auf KTP-Planung tatsächlich auch etwas Logistik beinhaltet. Und dafür könnte man dann auch guten Gewissens mindestens 9a vergeben.
    • Entschuldige bitte, das war aufgrund des Verlaufes des Thread so passiert. RettSan+Grundausbildung FF wären so gut 4 bis 5 Monate. Da ursprünglich die nun eher übliche Ausbildung NotSan+B3 angezweifelt wurde. Das sollte der Vergelich sein was passieren könnte, wenn wir nicht an dieser Ausbildung festhalten oder auf eine dreijährige Leitstellenausbildung, die ich gut finden würde, festhalten.
    • Und ich finde nicht ohne Grund angezweifelt. Ein bestanden NotSan und B3 machen noch keinen guten Disponenten aus (RettSan + Grundausbildung FF [was keiner gesagt hat] allerdings auch nicht).
      Ich gehe da mit TheOssi, wenn man Qualität in die Leitstelle bringen will, muss man von den Quereinsteigern, gescheiterten RDler, gescheiterten BF/FFler weggehen. Weil, sind wir mal ehrlich, wenn wir nicht gerade von den BF Leitstellen ausgehen, sondern uns eher die "kleineren" Kreisleitstellen angucken. Was rein rechnerisch den größten Anteil ausmachen dürfte. Dann sind es häufig diese gescheiterten, die einfach nur Bildschirm muss leer, arbeiten.
      Allerdings finde ich die Algorhythmus Entwicklung in den Leitstellen auch nicht förderlich. Wo ein Computerprogramm dir diktiert welches Auto du schicken sollst, obwohl deine Berufserfahrung dir sagt, dass das Quatsch ist. Also eigentlich sind es zwei Baustellen die man in den Leitstellen angreifen muss, zum Einen eine eigene anständige Ausbildung, aber auf der anderen Seite sollte man aufhören den Disponenten zu entmündigen.

      Ich habe auch mal mit dem Gedanken gespielt, später in die Leitstelle zu gehen, aber der aktuelle Trend ist doch erschreckend. Ich rede jetzt nur vom Hauptgeschäft dem RD, es ruft einer an der sagt er bekommt überhaupt keine Luft mehr. Kann aber am Telefon ganz normal mit mir sprechen. Laut Programm akute Atemnot, schicken wir mal NEF+RTW.
      Oder noch schlimmer, wo du beim Telefonat mitbekommst das es absoluter Blödsinn ist, du aber trotzdem ein Auto schicken musst. Selbst wenn wir auf den KT Bereich runtergehen, du disponierst einen Bereich mit 15 RTWs und 2 KTWs am Tage und du weißt du hast schon 20 Vorbestellungen für 9 Uhr Morgens, du MUSST aber die 21te Tour auch noch annehmen.
      Was ich damit sagen will, wenn ich als Mitarbeiter nur noch frustriert bin, weil ich nichts entscheiden darf oder ich jede Entscheidung die Anders als die eines Computers ist, erstmal rechtfertigen muss, dann würde ich mir auch zweimal überlegen ob ich in ne Leitstelle will.
    • Lumidor schrieb:

      @CrashMontague aber finde ich ja spannend was Bochum da treibt, sprich es entwickelt sich eine Lage wo ja auch potenziell die Anruferzahlen steigen, nehme ich einen Mann aus der Leitstelle raus. Klingt ja eher Kontraproduktiv.
      Ich gehe auch stark davon aus dass das eine der Sachen ist die der neue Amtsleiter anders lösen wird - aber es wäre schön wenn das die einzige entsprechend eigenwillige Besetzungsstrategie in Bochum wäre. :D Aufgrund von Sparzwängen und co. wird da einfach zusammengestückelt und doppelbesetzt was geht, wobei man inzwischen immerhin davon wegkommt die LFs mit den RTWs doppelzubesetzen und die RTWs meines Wissens gar nicht mehr mit den KTWs doppelbesetzt :D


      Rotkreuz Olpe schrieb:

      @CrashMontague: In NRW gibt es 30 Berufsfeuerwehren, womit 22 Kreise komplett ohne Berufsfeuerwehr dastehen. Da also von Regel zu sprechen, finde ich schon arg gewagt. Auch die Kreise mit Berufsfeuerwehren betreiben zum Großteil die Leitstellen selbst. Inwiefern bei den kreisfreien Städten eigenes Personal vorgehalten wird, kann ich nicht sagen, bei den kleineren Einheiten ist es aber folglich großteils so und hier muss also eine eigene Personalsuche betrieben werden.
      Naja, stimmt: Oft gibt es statt einer BF nur eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften, und einige wenige Kreise verzichten sogar komplett auf hauptamtliche Kräfte (laut meinem letzten Stand waren das vier Kreise.)
      Das Personal der Leitstellen muss dennoch zwingend aus Beamten bestehen, die über eine feuerwehrtechnische Führungsausbildung verfügen und zusätzliche Lehrgänge für die Leitstelle absolvieren (§28 III BHKG). Der Vorteil, der sich aus der Verbeamtung auch bei Nichtbestehen einer BF ergibt, ist offensichtlich: So leicht kommen die Disponenten da nicht mehr raus. Diese Feuerwehrkräfte mit Führungsausbildung rekrutieren sich nun in der Regel aus dem Personal von Berufsfeuerwehren, da die beamtenrechtlichen Richtlinien eine Ernennung in eine Führungsposition ohne entsprechende BF-Ausbildung kaum zulassen dürften. Wobei es da sicher Ausnahmen geben mag, aber in aller Regel dürften das entsprechend gut geschulte Feuerwehrbeamte aus einer BF oder einer FF mit hauptamtlichen Kräften (hier ergibt sich das Beamtentum aus §10 BHKG) sein - und damit ist das Personalproblem eben doch an das der Feuerwehr allgemein gekoppelt und nicht von diesem losgelöst zu betrachten. Wobei da tatsächlich mal interessant wäre in wie vielen Kreisen die BFen / FFen mit HA-Kräften ernsthafte Probleme bei der Personalgewinnung haben, gerade auch für den gehobenen und höheren Dienst.
    • Und dann gibts noch besagte RA+FIII, wir nach FSHG, auch hier wieder Stichwort: Bestandsschutz.
      Plus diejenigen, deren Ausbildung vom Träger der Leitstelle übernommen wird, sprich, für die 18 Monate B1 zu ner BF schicken, verbeamten, hoffentlich schon RA/NotSan sein, sonst auch das noch, dann etwas auf der Leitstelle arbeiten, um dann irgendwann zum B3 geschickt zu werden.
      Und dann folgt das Problem: Wenn das durch ist, zu ner "richtigen" Feuerwehr versetzen lassen, ne der man sich den Hintern wohl erstmal auf andere Weise, als in der Leitstelle, heiß werden lässt, aber bessere Aufstiegschancen hat.
      Personalnot in den Kreisleitstellen bleibt, nur dass die Träger obendrein ein hübsches Sümmchen in den Wind geschossen haben.

      Darum von mir ein ganz klares Votum FÜR eine eigene Leitstellen-Ausbildung.
    • Aus der Universalweisheitenkiste:
      1. Wer nur mit Bananen bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn nur Affen bei ihm arbeiten wollen.
      2. Deppen gibt es überall.
      3. Für rechtssicheres Arbeiten sind sowohl eine gute Ausbildung als auch verlässliche, dem Stand der Wissenschaft entsprechende, Dienstanweisungen (also AAOn, SOPs und Algorithmen) nötig. Damit meine ich Leitlinien, nicht Richtlinien.
      4. Für qualitativ-hochwertige Arbeit sind neben den in Punkt 3 genannten Faktoren zusätzlich gesunder Menschenverstand und gute Arbeitsbedingungen (Bezahlung, keine 12h-Schichten, Einsatzleitsoftware mit GPS, ...) nötig.
      5. Fließbandarbeit ist effizienter. (Konsequente Calltaker/Dispatcher-Aufteilung.)
      6. Allein machen sie dich ein. (One-Man-Show-Leitstellen müssen endlich der Vergangenheit angehören. Leitstellen mit zwei oder drei Disponenten sind eigentlich auch noch zu klein, um punktuelle Lastspitzen abzufedern.)
      7. Blick über den Tellerrand wagen. (Im UK gibt es einige Leitstellen mit 10-20 Mitarbeitern pro Schicht, wenn einer mal nicht weiter weiß, drückt er einen Knopf und der Senior Officer schaltet sich in die Leitung. Da ist dann bei einer Telefonreanimation nicht gleich die Leitstelle außer Gefecht. Beispiel)