Feuer und Flamme

    • Feuer und Flamme

      Ich bin jetzt zufällig über eine Wiederholung auf eine 9-teilige Reportage über die Feuer- und Rettungswache 2 in Gelsenkirchen gestoßen. Interessant für mich sind neben der breiten Einsatzvielfalt von z. B. Tauchergruppen oder Spezialkräfte von Werkfeuerwehren die direkte Kameraübertragung über Body- und Fahrzeugcams. Das gute ist, das bereits eine 2. Staffel in Arbeit ist. Aktuell könnt ihr die 1. Staffel in der Mediathek von ARD/WDR schauen.
    • Also wenn ich hier mal wieder meinen Senf dazugeben darf,

      ich fand die Serie gar nicht mal so schlecht. Sie bot einen realistischen Einblick in den Alltag von Feuerwehr und Rettungsdienst. Und gerade deshalb müssen auch die nach TheOssis Meinung

      TheOssi schrieb:

      Dinge bei, die besser nicht von einer Kamera festgehalten worden wären.
      gezeigt werden, um diese Realität darzustellen. (Natürlich nur, wenn alle Beteiligten der Ausstrahlung zugestimmt haben) Nicht wie bei RTL Fälle von "Auf Streife - Die Spezialisten" etc, die meiner Meinung nach sehr unrealistisch dargestellt werden. Aus einem einfachen VU entwickelt sich da meistens irgendeine Affäre oder sonstwas. Beim WDR scheint das Interesse, etwas original und realistisch zu zeigen, da zu sein. Die Privatsender, auf denen diese "Reality-Soaps" kommen, wollen es für ihre Zuschauer spannend machen. Da wird kein einfacher VU mit zwei Leichtverletzten oder so etwas in die Richtung gezeigt. Da würde ja keiner einschalten. Natürlich haben die sich bei "Feuer&Flamme" auch das Spannendste rausgesucht, aber es ist halt real aufgenommen.

      Von meiner Seite aus war die Serie ein voller Erfolg und hat die FW- und RD-Einsätze einer durchschnittlichen NRW-Ruhrpott-Stadt sehr gut an den Zuschauer gebracht.
    • Ich bezog mich mut meiner Aussage nicht auf das dargestellte Einsatzspektrum (im Bereich RD), das nunmal ist, wie es ist, und das auch gerne viel breiter publiziert werden darf/sollte, sondern auf den Umgang der RTW Teams damit, die man stellenweise doch nur als - euphemistisch gesprochen - mutig bezeichnen kann. Direkt der erste Fall mit dem Krampfanfall auf dem Parkplatz springt mir da sofort ins Gedächtnis.
    • Es mag nicht häufig vorkommen aber ich stimme Coswiger zu, auch ich weiß gerade nicht was genau mit der Kritik gemeint ist. Klar hat man da nicht nach Lehrbuch gearbeitet und wenn man manch einen Einsatz vor ner Prüfungskommission nachspielt, würde man vllt durchfallen. Aber das ist nur realistisch, denn keiner ist unfehlbar und das macht diese Serie so gut.
    • Zur Versorgung selber maße ich mir kein Urteil an. Weder im Fernsehen, noch bei direkten Kollegen.
      Wenn ich jedoch einen Patienten nach Krampfanfall habe, der offensichtlich neben der Spur ist, zunächst versuche von der Schwere des Vorfalls zu überzeugen und dann relativ schnell dazu übergehen, ihn nach dem Mund zu reden und zu sagen, dass das ja alles nicht so schlimm ist und diesen offensichtlich immer noch verwirrten Mann als "schon wieder ganz klar" hinstelle, dann ist das bestenfalls mutig.
      Noch dazu ihn an Frau mit Baby zu übergeben und dann darauf hoffen, dass nicht er sich in seinem Zustand ans Steuer setzt... Es gibt neben Eigenschutz auch immer den Fremdschutz zu beachten und der bezieht sich nicht immer nur auf den Patienten, sondern manchmal auch auf dessen Angehörige und die Allgemeinheit.
      Wenn der sich ans Steuer setzt und nen Satz baut, dann können sich die Retter nicht mit "aber wir ham doch gesagt, dass er das lassen soll!" rausreden. Da wird jeder Richter sagen, "Sie hätten den Zustand des Mannes erkennen und einordnen müssen."
      Die juristische Bezeichnung für meinen Euphemismus "mutig" lautet in diesem Fall nämlich "(grob) fahrlässig".

      Und das meine ich mit "es wäre besser gewesen manches nicht zu zeigen." Als ÄLRD oder Leiter RD hätte ich diese Szene auch rausnehmen lassen, um bei einem möglichen juristischen Nachspiel nicht gleich mein eigener Belastungszeuge zu sein.
    • Stimmt auch wieder. Aber wie sollen sie es sonst machen. Wenn er meint, er müsse nicht ins Krankenhaus, und das in welchem Zustand auch immer, unterschreibt, die Sanis dürfen ihn nicht zwingen, mit ins KH zu fahren. Er ist wach, zwar schläfrig, aber trotzdem, er kann nicht gezwungen werden. Ist seine Entscheidung. Beide FwA und seine Frau haben auf ihn eingeredet. Wie bitte, soll es denn sonst gemacht werden? Außer da noch die Pol mit reinzuziehen mit akuter Fremdgefährdung oder was weiß ich er hätte in seinem Zustand anrichten können.

      TheOssi schrieb:

      zu sagen, dass das ja alles nicht so schlimm ist und diesen offensichtlich immer noch verwirrten Mann als "schon wieder ganz klar" hinstelle, dann ist das bestenfalls mutig.
      Das finde ich aber auch nicht in Ordnung, da der Mann auf mich auch noch einen nicht ganz klaren Eindruck machte.
    • Gut, aber für sowas nen NA zu rufen...

      Natürlich hast du recht, aber da wird der Notarzt dann auch wieder 20-30 min je nach Anfahrtsweg für wichtige Dinge geblockt. Und in Gelsenkirchen-Nord gibt es nur das 20 NEF 01, soweit ich weiß. Für NA-pflichtige Einsätze muss dann ein Notarzt aus Gladbeck oder sonstwo herkommen. Aber der darf gerne vorbeikommen und ne Zwangseinweisung schreiben. Nur wenn ich Dispo wäre, hätte ich da kein NEF hingeschickt. Vllt ein Reserve-NEF.
    • Öhhhm, ein Krampfanfall ist durchaus eine Notarztindikation.
      Wenn du Dispo wärst, hättest du das zutun, was die Besatzung vor Ort will. Wenn ich ein NEF will, hat die Leitstelle mir einen Arzt zu besorgen.
      Wenn man so denkst, wie du das gerade tust, dann dürfte man gar keine NEF mehr rausschicken, denn die sind ja dann "geblockt". Dafür sind die Fahrzeuge aber da :D Und dann muss eben auch in Ausnahmefällen ein NEF aus der Nachbarstadt kommen.
      Kleine Anmerkung am Rande: Das Gladbecker-NEF hätte zu besagtem Real-Markt vielelicht 10 Minuten gebraucht. :P
      Status 10

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Leitessen ()

    • Nun, sicherlich kann man einen Patienten nicht zwingen, diesen in die Klinik zu bringen. Klar, ich kann den NA nachfordern, dieser wird aber dennoch keine Zwangseinweisung anordnen, sondern ebenfalls gegen Unterschrift ziehen lassen. In beiden Fällen ist der Patient für sich selbst verantwortlich.

      Wenn ich also den Eindruck habe, dass der Patient im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, soll ich dann mein Rettungsmittel noch länger als nötig blockieren und ggf. noch ein weiteres zu mir heranziehen, wenn das Resultat das selbe ist?

      Abgesehen davon war der Krampf bei Eintreffen bereits vorüber, der Patient wieder wach und ansprechbar. Er wurde über die Risiken aufgeklärt und die Familie hat glaubhaft versichert, sich zeitnah in der Klinik einzufinden.

      Was willst denn sonst noch?
    • Schöne Diskussion. Zeigt wiedermal, wie gut doch alles geregelt ist in Deutschland. Oder doch nicht?
      Da lobe ich mir das US-System. Da muss der Pat. innerhalb der Golden Hour im ER liegen, ob er will oder nicht. Macht er Stress, ist der Einsatz zuende und das Rettungsmittel wieder frei, und zwar ohne ne halbe Stunde sinnlose Diskussion..
      Avatar by MartinHorn, Chr2, Westfale & Grisu118


      -> Zeitzeugen der 90er Jahre im Raum Saalfeld, Kronach, SOK und SHK gesucht
    • marcee schrieb:

      Macht er Stress, ist der Einsatz zuende und das Rettungsmittel wieder frei, und zwar ohne ne halbe Stunde sinnlose Diskussion..
      Und genau das haste hier ja auch. Ich kläre über die Risiken auf, das ist meine Pflicht. Ist mein Gegenüber klar und reflektiert, hat er mich verstanden und will dennoch nicht mit - gut. Sache erledigt. Ich diskutiere da ned lang rum.

      Das ist nicht anders als in den USA. Das Problem ist eher, ob das Personal das auch so umsetzt. Oder - was leider auch vorkommt - es ist angehalten, auf Biegen und Brechen zu transportieren. Stichwort wirtschaftliche Interessen. Gibt es leider auch nicht selten.

      Ich möchte nicht wissen, wie oft es in der Republik zu Transporten kommt, die eigentlich vom Personal wissentlich vermeidbar gewesen wären.