Schließung HELIOS Klinik Bad Schwalbach

    • Ein wirtschaftlich nachvollziehbarer Schritt und Helios ist leider dafür bekannt. Für die Menschen in der Umgebung und die Akutversorgung ist das natürlich Mist.

      Häuser dieser Größenordnung haben heutzutage leider kaum bis keine Überlebenschancen. Solche Schritte werden wir noch oft sehen in Zukunft.
    • Weber schrieb:

      Was sagt ihr dazu?
      Ein Gesundheits-und Pflegesystem muss sich tragen, ja. Aber, es dürfte verdammt nochmal kein Kapital daraus geschlagen werden. Auch die ach so gemeinnützigen dreibuchstabigen Vereine machen da ja keine lobenswerte Ausnahme. Ein politisches Problem. Leider gibt es hierzulande keine Partei, die der Lobby in den Hintern tritt und sich glaubhaft für Reformen einsetzt.
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    • Weber schrieb:

      Was sagt ihr dazu?
      Für manche Betroffenen emotional mit Sicherheit traurig, aber rational rein aus Erreichbarkeitsaspekten eher zu verschmerzen.

      Ganz allgemein glaube ich eh, dass die deutsche Krankenhauslandschaft sich in den nächsten Jahren massiv wandeln wird und muss, um weiterhin den Bedürfnissen der BürgerInnen gerecht zu werden. Auch wenn sie von Seiten der Krankenkassen kommen, finde ich da die Ansätze von Geissler et al. (2017) nicht ganz verkehrt; gut beschreibt Hoffmann (2017) das Thema auch in einem Artikel in der Perspective Daily.
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    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Für die Menschen in der Umgebung und die Akutversorgung ist das natürlich Mist.
      Absolut. Da hinten gibt es halt nix mehr...
      Da ist dann erst mal ein Loch was die Akutversorgung angeht...

      Man ist ja doch froh, wenn man ein Krankenhaus in der Nähe hat, wenn mal was ist. Und wenn es "nur" ein gebrochenes Bein ist oder eine Schnittverletzung, die genäht werden muss...

      Richtige Notfälle, also intensivmedizinische Notfälle hat man in der Regel eh nach Wiesbaden oder Limburg gefahren, obwohl Bad Schwalbach auch eine Intensivstation hat. Aber wie gesagt, für kleinere Sachen war es immer denke ich immer ganz gut für die Anwohner.

      Mich selbst betrifft es glücklicherweise nicht. Ich habe das KH Idstein.

      Es ist doch aber auch ein Unding, das auf eigene Faust zu beschließen, ohne es mit dem Kreis abzusprechen....
      Ist aber wohl auch "HELIOS Standard"...
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    • Lars.911 schrieb:

      Ganz allgemein glaube ich eh, dass die deutsche Krankenhauslandschaft sich in den nächsten Jahren massiv wandeln wird und muss, um weiterhin den Bedürfnissen der BürgerInnen gerecht zu werden.
      Nach diesen Bedürfnissen schaut schon lang keiner mehr... Aber es ist auch keinem der das ganze bezahlen muss zu verdenken, solange noch nachts um zwei die Vollkasko mentalität der Bürgerinnen voll ausgenutzt wird. Es gibt länder da fahren Schwangere 200 km um zu entbinden... Da wird nicht wegen jedem scheiß die Notaufnahme aufgesucht. Auch wenn ich mir mit meiner Antwort hier wieder gegenwind einfahre und ich weiß durchaus, dass die Notleidenden immer die akut kranken sind. Aber solange es der Großteil der Bevölkerung ausnutzt das system und sich nicht mehr selbst zu helfen weiß sind solche Schritte unausweichlich und selbst provoziert...

      Aber auch dieses Problem werden wir hier nicht lösen...

      MFg
    • Es darf kein Wirtschaftsunternehmen sein, aber es muss auch keine Verluste machen.
      Die Einnahmen müssen die Kosten decken, also muss es sich doch tragen.
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    • Danke, so meinte ich es auch. Es sollte ein ganzheitliches System sein. Wo Gewinn anfällt, müsste es zurück in das System fliesen, damit es auch dort weitergeht, wo nicht ganz kostendeckend gearbeitet werden kann. Momentan ist es aber eher so, daß sich jeder die größte Scheibe davon selbst abschneiden will..
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    • marcee schrieb:

      Danke, so meinte ich es auch. Es sollte ein ganzheitliches System sein. Wo Gewinn anfällt, müsste es zurück in das System fliesen, damit es auch dort weitergeht, wo nicht ganz kostendeckend gearbeitet werden kann. Momentan ist es aber eher so, daß sich jeder die größte Scheibe davon selbst abschneiden will..
      Die Aktionäre müssen auch über die Runden kommen... :whistling:
    • Ich bin mir sicher, dass die Schliessungen von Krankenhäusern noch nicht abgeschlossen sind. Auch in meinem Einwirkungskreis haben in den letzten 10 Jahren insgesamt 12 Krankenhäuser der Akut- und Fachversorgung geschlossen. Ich habe dabei die Belegkrankenhäuser extra ausgenommen, da wären noch einmal so zwei oder drei zu nennen. In der Zeit hat jedoch nur drei komplett neue Krankenhäuser geöffnet (neue Standorte, Fusion aus oben genannten). Mehrere Akutkrankenhäuser in meinem Landkreis haben sogenannte virtuelle Kliniken gebildet und spezialisieren sich auf bestimmte Fachbereiche.

      Was bedeutet das für den Rettungsdienst?

      1) Für den Bereich der Notfallrettung wird die durchschnittliche Einsatzdauer zunehmen, weil Einsätze durch die Transportzeiten sich verlängern werden. In der nächsten Konsequenz bedeutet dieses, dass im Rahmen der Risikobemessung mehr Rettungsmittel für die Notfallrettung (sprich RTW, ggf. Notärzte) vorgehalten werden müssen um die Gefahr von Dupizitätsfällen zu mininmieren und im grünen Bereich zu halten.

      2) Für den Bereich der Sekundärtransporte und Krankentransporte kann auch jetzt schon gesagt werden, dass die Verlegungen zwischen Klinikstandorten zugenommen haben und sicher auch weiter werden. Nachdem nach der Gesundheitsreform unter Kanzler Schröder die Anzahl der KTW deutlich abgenommen hat und vieles auf den sogenannten Sondermietwagenbereich abgewälzt wurde, so nehmen seit einigen Jahren die Anforderungen von KTW wieder deutlich so. Vor allem aus dem Krankenhausbereich. So wird auch die Anzahl der KTW wieder steigen (so ist es jedenfalls in den zwei Rettungsdienstbereichen die ich kenne). Für den Bereich der Sekundärtransporte bedeutet dieses vor allem für den Intensivverlegungsbereich, dass die Einsätze angezogen haben und auch weiter werden (in dem Zusammenhang finde ich es schade, dass Intensiv- und Sekundärtransporte nicht gesondert in der Sim dargestellt werden). Notfallverlegungen werden im Regelfall wieder an RTW und ggf. NEF hängen bleiben, weshalb dieses auch auf Punkt 1) wieder Auswirkungen hat. In meinen beiden Kreises fallen täglich ca. 5 ITW/ITH, ca. 5 RTW+NEF und ca. 10 RTW Transporte (Notfall, Dringlich und planbar) an. Die meisten davon tagsüber und werktags.

      Die Sache mit den Konzernen, die hinter den Kliniken stecken (Helios, Asklepios, Sana, Agaplesion, usw.). Na sicher wollen die auch Geld verdienen, da auch viele davon Aktionäre zu befriedigen haben. Die Idee der Planwirtschaft hat versagt (DDR, UDSSR), die soziale Marktwirtschaft gab es als Idee, aber wird, subjektiv jedenfalls, immer mehr von der freien Marktwirtschaft verdrängt. Denn vieles ist in den letzten Jahrzehnten aus der öffentlichen Hand (Daseinsvorsorge) in private Hand (Privatisierung) übergeben worden. Das betrifft neben Gesundheit auch andere Sektoren, wie Energieversorgung und auch -entsorgung, usw. Der Rettungsdienst macht dank Ausschreibungen in vielen Bundesländern eine Rolle rückwärts, wo in den 60ziger und 70ziger Jahren der kommunale durchgeführte Rettungsdienst aufgegeben wurde und an die HiOrgs übergeben wurde. Nun aber re-kommunalisieren die ersten Landkreise wieder. Was hat uns die freie Marktwirtschaft gezeigt? Nicht nur im Rettungsdienst, durch schlechte Arbeitsbedingungen für uns Retter, sondern auch im globalen Sinne? Sie hat versagt! Also egal ob Ost- oder Westsysteme in der Wirtschaft. Beides funktioniert auf Dauer nicht. Zu mindestens profitieren nicht alle davon, sondern nur wenige...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von RFSW ()

    • RFSW schrieb:

      Nun aber re-kommunalisieren die ersten Landkreise wieder.
      Aus meiner Sicht, ebenfalls subjektiv, das Beste was dem RD passieren kann. Gerne auch unter privater Beteiligung. Die "HiOrgs" hängen mir persönlich zu stark an festgefahrenen und geldvernichtenden Verwaltungsapparaten. Zu viel Krawatten in einem Unternehmen sind selten förderlich ;)
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    • Eine Klinikschließung lässt bei vielen zwar die gewohnten Beißreflexe rauskommen, allerdings sollte man hier ein wenig tiefer in die Materie schauen bevor man sich hier empört.

      Das betreffende Haus hat derzeit noch 110 Betten im Bereich Chirurgie und innere Medizin als reiner Grundversorger. Ein wirklicher Schwerpunkt als Fachversorger ist zu mindestens für mich nicht zu erkennen.
      Diese Art von Haus ist auch aus rein medizinischen Standpunkten kaum tragbar. Denn: Die entsprechenden Häuser kommen einfach nicht auf die notwendigen Fallzahlen die notwendig sind damit die Qualitäts-Standards eingehalten werden können. Damit sind diese Art von Häusern für die elektive Versorgung nur stark eingeschränkt, für die Notfallversorgung eigentlich gar nicht nutzbar.
      Ebenso können sie sowohl technisch wie auch wirtschaftlich die eigentlich gebotenen Interventionsmöglichkeiten für die Abwendung von Komplikationen vorhalten. (bspw. entsprechende Mengen an Blutprodukten, Cell-Saver, 24/7 CT, Notfall-Dialyse, oftmals selbst "Standards" wie NIV, Videolaryngoskop, etc.) und sind in deren Anwendung aufgrund der geringen Fallzahlen einfach nicht routiniert genug.

      Es bleibt also nur noch ein kleiner Anteil an Patienten die man sinnvoll in dieser Art von Haus versorgen kann:
      Kleinere ambulant zu versorgende chirurgische Notfälle (bereits bei den internistischen Fällen scheitert es wirtschaftlich und medizinisch ja an der Diagnostik), einzelne elektive chirurgische Eingriffe bei denen man (meist grade so) auf ausreichende Fallzahlen kommt und die ein sehr geringes Komplikationsrisiko haben sowie Fälle die man im Sinne der heimatnahen Versorgung aus Kliniken höherer Versorgungsstufen zuverlegt bekommen hat.
      Für diese kleine Fallgruppe alleine ist aber ein Klinikbetrieb schlichtweg nicht realistisch wirtschaftlich machbar., vollkommen egal ob da am anderen Ende Helios oder ein Landkreis dran hängt. (Und da reden wir noch nicht von systemischen Effekten wie der Patientenübergang im Sinne des "aus 3 defizitären Häusern lieber ein gutes Haus schaffen)

      Wir müssen uns einfach mit der Realität anfreunden, dass die Art von Hochleistungsmedizin die wir in Deutschland zum Standard erklärt haben mit der Art von Kliniklandschaft die es in einigen Bereichen des Landes noch gibt kaum kompatibel ist. Entweder wir beschließen gesamtgesellschaftlich, dass uns das derzeitige Level der Medizin zu hoch ist und 18% Mortalität nach Oberschenkelhals-Fraktur-OPs tolerierbar sind und Herzinfarkte auch in kleinen Häusern versorgt werden können. Oder wir müssen lernen mit der Zentralisierung der Kliniklandschaft zu leben.

      Sicherlich: Es gibt auf den ersten Blick Verlierer: Die ältere, immobilere, Bevölkerung und der Rettungsdienst leiden darunter.
      Für erstere gibt es durchaus Lösungen: Es gibt Landkreise in denen "Angehörigen Fahrdienste" existieren, im Sinne eines Sammeltaxis das zwei Mal täglich Angehörige und ambulante Patienten in das zentrale Klinikum fährt und zurück.
      Ebenso kann man natürlich auch den ÖPNV entsprechend aufstellen.
      Der Punkt warum dies nicht flächendeckend so eingeführt wird ist ganz einfach: Man will es nicht. Die Landkreise und Städte haben Millionen mit der Privatisierung und Zentralisierung eingespart. Diese sind aber schon lange für anderweitige Projekte eingeplant, die lokale Bevölkerung verbeißt sich aber regelmäßig so konsequent in der "Schließung", dass sie nicht solche "Kompromisse" fordert.
      Schlussendlich bleibt noch der RD: Sicherlich, es ist um Welten doofer wenn man nun jede Kopfplatzwunde in das 25km entfernte Schwerpunkthaus fahren muss. Aber: Rechnet man die Mehraufwände hierfür zusammen mit dem was früher an "Interhospital-KTW"-Fahrten zustande kam und baut man hier noch kreative Lösungen (z.B. Kooperationen mit chirurgischen Praxen während deren Öffnungszeiten, Übernahme von Patienten des RTW durch den KTW, etc.) sind die Aufwände am Ende tatsächlich verschmerzbar (und systemisch wirtschaftlich immer noch billiger als eine defizitäre Klinik).