Die Leute werden immer dreister oder auch "mir egal, wer hier gerade reanimiert wird" :

    • Die Leute werden immer dreister oder auch "mir egal, wer hier gerade reanimiert wird" :

      In Berlin ist ein Autofahrer komplett ausgerastet, nachdem der Rettungsdienst sein Fahrzeug zugeparkt hatte.
      Die Einsatzkräfte waren gerade mit der Reanimation eines einjährigen Jungen in einer Kita beschäftigt.
      Als eines der Besatzungsmitglieder weiteres Equipment aus dem RTW holen wollte, wurde es von dem Mann beleidigt und bedroht.
      Zuvor hatte der Hitzkopf schon den Außenspiegel des RTW abgetreten.

      Die hinzugerufene Polizei brachte den Mann dann unter Kontrolle, welcher sich weiterhin uneinsichtig zeigte und schrie : " Mir egal, wer hier gerade reanimiert wird."

      bz-berlin.de/berlin/mitte/auto…er-gerade-reanimiert-wird

      Das zeigt mal wieder, wie weit die Verrohung unserer Gesellschaft vorangeschritten ist.
      Sicherlich gab es früher auch Idioten, aber die meisten davon, mal von C2/Drogen abgesehen, hätten sich wahrscheinlich abgeregt, wenn man ihnen erzählt hätte, dass es um ein Kind geht.

      Funkstille, Alarmierung!
    • BZ-Berlin schrieb:

      Gegen den Autofahrer wird nun wegen Sachbeschädigung ermittelt. Auf eine Anzeige wegen Bedrohung haben die Retter laut Polizei am Freitag verzichtet. Das Überleben des Jungen war ihnen wichtiger.
      Das ist allerdings schön blöd, das nicht zur Anzeige zu bringen.
    • Christoph 51 schrieb:

      In Berlin ist ein Autofahrer komplett ausgerastet, nachdem der Rettungsdienst sein Fahrzeug zugeparkt hatte.
      Die Einsatzkräfte waren gerade mit der Reanimation eines einjährigen Jungen in einer Kita beschäftigt.
      Als eines der Besatzungsmitglieder weiteres Equipment aus dem RTW holen wollte, wurde es von dem Mann beleidigt und bedroht.
      Zuvor hatte der Hitzkopf schon den Außenspiegel des RTW abgetreten.

      Die hinzugerufene Polizei brachte den Mann dann unter Kontrolle, welcher sich weiterhin uneinsichtig zeigte und schrie : " Mir egal, wer hier gerade reanimiert wird."

      bz-berlin.de/berlin/mitte/auto…er-gerade-reanimiert-wird

      Das zeigt mal wieder, wie weit die Verrohung unserer Gesellschaft vorangeschritten ist.
      Sicherlich gab es früher auch Idioten, aber die meisten davon, mal von C2/Drogen abgesehen, hätten sich wahrscheinlich abgeregt, wenn man ihnen erzählt hätte, dass es um ein Kind geht.
      Naja, ich glaube, das mit der fortschreitenden Verrohung ist ein ziemliches Märchen. Heute kommt sowas nur eher in die Presse als früher.

      RFSW schrieb:

      BZ-Berlin schrieb:

      Gegen den Autofahrer wird nun wegen Sachbeschädigung ermittelt. Auf eine Anzeige wegen Bedrohung haben die Retter laut Polizei am Freitag verzichtet. Das Überleben des Jungen war ihnen wichtiger.
      Das ist allerdings schön blöd, das nicht zur Anzeige zu bringen.
      Naja, vielleicht hatten die Retter auch einfach genug Rechtskenntnis um zu erahnen dass sowas aller Wahrscheinlichkeit nach eh eingestellt würde.
    • Du bist da ja vom Fach, wenn ich mich recht erinnere. Wieso hätte eine Anzeige, bei einer solchen verbalen Entgleisung, dem Aufstellen vor dem Sani und das abtreten des Spiegels, keine Chance? Mir würden folgende Punkte einfallen, die für den Einsatzabblauf von Bedeutung wäre:

      - Einsatzabblauf behindert durch das Aufhalten des RD-Personals und der Notinstandsetzung des RTW / Schädigung des Patienten? (Nachweis sicher schwer)
      - ggf. Beleidung des Personals
      - ggf. Angst des Personals die körperliche Unversehrtheit zu verlieren (bedrohlich, Angst von Prügel, usw.)

      Die Sachbeschädigung ansich lasse ich mal weg. Die sollte sicher sein.

      Zum Thema Volksverrohung ein Märchen: Ich weiß nicht, ich empfinde auch, dass Patienten und andere Personen immer häufiger schnell aggressiv werden, auch die Erwartungshaltung, die an mich gestellt wird, immer höher wird. Gefühlt war das vor fast 25 Jahren noch nicht so. Damals hatte ich auch noch regelmäßig schwere Notfälle. Heute gibt es doppelt bzw. dreimal so viele RTW im Kreis wie vor 25 Jahren, jedoch werden diese schweren Notfälle immer weniger. Ich fahre neben der sehr hohen Anzahl geriatrischer Notfälle, die für mich auch okay sind, einen sehr großen Teil hausärztlicher "Notfälle", Sucht- und seelischer Erkrankungen, sowie "Notfälle", die aufgrund fehlender Disziplin zustande kommen (Schlägerei, Alkoholeinsätze die nicht zu den Suchterkrankungen zählen). Und gerade bei den hausärztlichen und den letzten, die aufgrund fehlerhafter Disziplin zustande kommen, erlebe ich oft aggressives Verhalten. Und ich würde mich eher als kooperativen und wenig aggressiven Menschen einschätzen, der redegewandt und ehrlich kommunizieren kann im Einsatz, aber sich auch seiner führenden Rolle im Einsatz bewusst ist, einschätzen. Kurz: Ich suche den Streit nicht, lasse mich aber auch nicht einlullen und lenke die Situation sowie sehr lösungsorientiert und harmoniebedürftig. Also ja, subjektiv empfinde ich das so nach 25 Jahren RD.
    • Klar ist das eine Sachbeschädigung, recht sicher auch Widerstand gegen Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichstehen und je nachdem, was er gesagt hat Beleidigung. Das sind aber jetzt keine SO gravierenden Straftaten. Anders sehe es aus, wenn er wirklich das Kind damit schädigt oder tötet. Daher kann es durchaus sein, dass das Verfahren, sofern er Ersttäter ist und etwas Reue zeigt, eingestellt wird, aber wohl eher gegen Zahlung eines Geldbetrages. Trotzdem ist es in meinen Augen wichtig, das zur Anzeige zu bringen. Denn erstens steht dann eine Tat mehr im Raum und zweitens ist das auch im Wiederholungsfall hilfreich. Dann war das erste Verfahren nämlich nicht nur wegen Sachbeschädigung. Und die Justiz mag langsam sein und an der ein oder anderen Stelle zu viel durchgehen lassen, aber wenn sich so Verfahren häufen, dann kommt irgendwann auch was ordentliches bei rum. Deswegen immer Anzeigen, damit sich das Konto desjenigen füllt.

      Verrohung: Ich glaube es hat sich eher der Umgang damit geändert. Früher hätte es unter Umständen einen Faustschlag des Polizisten oder auch des RD-Personals gegeben und Ruhe war. Heute gibt es das zu Recht nicht, dafür werden diese Fälle dann häufig durch die Presse getrieben. Und ja, die Vollkaskomentalität der Menschen hat zugenommen, dass für Lappalien der RD gerufen wird. Auch gerade was Alkohol angeht, früher wurde auf die Leute aufgepasst, sie ins Bett gelegt und sie konnten ihren Rausch ausschlafen, heute bleiben sie auf der Straße liegen und werden durch den RD eingesammelt..
    • RFSW schrieb:

      Du bist da ja vom Fach, wenn ich mich recht erinnere. Wieso hätte eine Anzeige, bei einer solchen verbalen Entgleisung, dem Aufstellen vor dem Sani und das abtreten des Spiegels, keine Chance? Mir würden folgende Punkte einfallen, die für den Einsatzabblauf von Bedeutung wäre:


      - Einsatzabblauf behindert durch das Aufhalten des RD-Personals und der Notinstandsetzung des RTW / Schädigung des Patienten? (Nachweis sicher schwer)

      - ggf. Beleidung des Personals

      - ggf. Angst des Personals die körperliche Unversehrtheit zu verlieren (bedrohlich, Angst von Prügel, usw.)


      Die Sachbeschädigung ansich lasse ich mal weg. Die sollte sicher sein.

      Moment. Es geht ja explizit bei dem von mir zuerst zitierten Beitrag darum, dass eben keine zusätzliche Anzeige wegen Bedrohung gestellt wird. In dem Zusammenhang ist eine strafrechtliche Ahndung überhaupt nur möglich,wenn explizit mit einem Verbrechen (also einem Handeln, das im Gesetz mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe bedroht wird) gedroht wurde und die Drohung darüber hinaus ernsthaft war, also der oder die Bedrohte davon ausgehen musste, dass der oder die Drohende das auch wirklich umsetzen will und kann. Dabei muss der oder die Drohende sich auch dessen bewusst gewesen sein, dass er oder sie eben mit einem Verbrechen und nicht nur mit einem empfindliche Übel droht.
      Um dann noch eine Strafverfolgung zu rechtfertigen und vor allem ein tatsächliches Verfahren einzuleiten bedarf es regelmäßig auch einer gewissen Folge, die von der Bedrohung ausging, ansonsten stellen die Staatsanwaltschaften diese Verfahren in der Regel schnell ein.
      Gerade, wenn das Ganze im Zustand des Aufgebrachtseins geschieht, sieht die Rechtsprechung üblicherweise eine strafrechtsrelevante Bedrohung als nicht gegeben an.
      Nun wird im Artikel nur erwähnt, dass der Autofahrer sich "drohend aufgebaut" habe - solange der Zeitungsartikel da nicht arg verharmlosend ist, ist das Ganze recht offensichtlich strafrechtlich irrelevant.
      Die Ermittlungen wegen der Sachbeschädigung laufen ja schon, die Beleidigung ist strafrechtlich auch eher schwierig, und das Auslösen einer subjektiven Angst ist auch kaum strafrechtlich relevant.

      Was nun den subjektiven Eindruck der Verrohung der Gesellschaft angeht: Jau, das mag jeder einzelne so fühlen, ich selbst vermag dafür schlicht keine Anhaltspunkte zu sehen. Aber das dürfte auch schwer empirisch nachzuvollziehen sein und fällt daher wohl unter die juristisch sehr beliebte Kategorie "gleichgültig" ;)
    • CrashMontague schrieb:

      Aber das dürfte auch schwer empirisch nachzuvollziehen sein
      Nun ja, es gab in den vergangenen Jahren in der Sozialforschung einige empirische Erhebungen zum Thema Gewalt gegenüber Einsatzkräften (bzw. Arbeitnehmern während der Arbeitszeit). Ich erinnere mich, dass Verdi dazu vor einigen Monaten einige Zahlen liefern konnte. In Bayern NRW gab es vor einigen Jahren auch eine empirische Erhebung unter den Rettungsdienstkräften. Sogar die EU hat europaweit eine Studie über alle Arbeitsbereiche gemacht und festgestellt, dass gerade der Behördenbereich und auch das Gesundheitswesen besonders gefährtet ist Opfer von Gewalt zu werden (neben noch anderen Dienstleistungsbereichen). Also empirisch ist man da nicht mehr so ganz unbefleckt. Es bewegt sich was.

      Ansonsten danke für eine (juristische) Einschätzung.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von RFSW () aus folgendem Grund: Korrektur: Die Befragung fand nicht in Bayern, sondern in NRW statt.

    • Gewalt gegen Rettungs-/Einsatzkräfte ist halt in meinen Augen nicht unbedingt der geeignete Indikator, um für sich allein genommen eine „Verrohung der Gesellschaft“ zu belegen. Das ist ein Teilfeld auf dem definitiv eine Verschlechterung stattgefunden hat. Die Sensibilität etwa gegenüber geistigen Krankheiten hat dafür subjektiv empfunden durchaus eher zugenommen. Alles in allem sehe ich da also eher eine Verlagerung als eine allgemeine Verrohung. Wobei das eben tatsächlich genauso subjektiv ist wie man da auch eine Verrohung sehen kann.
    • CrashMontague schrieb:

      Gewalt gegen Rettungs-/Einsatzkräfte ist halt in meinen Augen nicht unbedingt der geeignete Indikator, um für sich allein genommen eine „Verrohung der Gesellschaft“ zu belegen. Das ist ein Teilfeld auf dem definitiv eine Verschlechterung stattgefunden hat. Die Sensibilität etwa gegenüber geistigen Krankheiten hat dafür subjektiv empfunden durchaus eher zugenommen. Alles in allem sehe ich da also eher eine Verlagerung als eine allgemeine Verrohung. Wobei das eben tatsächlich genauso subjektiv ist wie man da auch eine Verrohung sehen kann.
      Oh, hoppla. Dann haben wir im Tread da wohl aneinander vorbei gequatscht. Ja, natürlich. Die Verrohung der Gesellschaft war tatsächlich im Zusammenhang mit der Arbeit des Rettungsdienstes zu sehen; also quasi als Oberthema "Gewalt gegen Einsatzkräfte". Die Verrohung der Gesellschaft müsste man tatsächlich ohne den Zusammenhang mit BOS Angehörigen im Einsatz sehen. Subjektiv würde ich als Bürger ja sagen, kann das aber objektiv nicht mit Fakten belegen. Da könntest Du tatsächlich Recht haben, dass dieses durchaus durch einen zunehmenden Medieneinsatz kommt. Man müsste einmal die PKS der letzten Jahre vergleichen um sehen zu können, ob Straftaten in bestimmten Bereichen zugenommen haben (oder die schwere der Straftaten).
    • Das ist wirklich so eine Frage, ob die Gewalt in Deutschland zunimmt. Oft ist das ja "nur" eine Wahrnehmungssache, wenn plötzlich verstärkt darüber berichtet wird bzw. jetzt nun auch Fälle aus "Hintertupfingen" deutschlandweit publik werden, die früher eher eben nur lokal behandelt wurden.

      Ich habe aber den subektiven Eindruck, dass die Gesellschaft schon egoistischer geworden ist.Wenn das Ego nocht bedient wird, kommt es dann in Folge auch zu weiteren Ausfällen, bis hin zur Gewalt.

      Eine interessante Reportage zum Thema "Gewalt gegen Rettungskräfte" gab es im hessichen Rundfunk (hr-info / ggf. ist der Podcast dort noch online). Diese Reportage hat m.E. die zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte bestätigt. Als Grund hierfür wurde dort eine hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung angeführt. Der Rettungsdienst, Feuerwehr etc. werden weniger als die "Helfer in der Not" wahrgenommen, sondern als Dienstleister, die gefälligst zu liefern haben - so wie andere Dienstleister, wie z.B. Lieferdienste, Mobilfunkanbieter etc...
      Ein interessanter Ansatz, wie ich finde.

      Ein Wort zur Strafanzeige gegen den o.g. Wutbürger:

      Aus meiner Sicht trotzdem (immer) Strafanzeige stellen, auch wenn, wie hinreichend begründet, wenig Aussicht auf Erfolg besteht.
      Allein die Vorladung zur Polizei, das Ermittlungsverfahren, die Wartezeit bis zur Verhandlung / Einstellung des Verfahrens etc. könnte für den Täter eine gewisse "Strafe" sein.
      Vielleicht hilft dies, ein Umdenken anzustoßen.
      ....der Anlass der Sperrung ist entfallen!