Endlich hab ich mal Zeit gefunden, es zu schauen. Mir sagt diese Art Doku, also ohne Off-Sprecher, mehr zu als welche mit häufig fehlerlastigen Kommentarspuren. Hatte vor einer Weile mal eine Reportage dieser Art über die Uniklinik Wien gesehen - man bekommt einen ganz anderen, besseren Eindruck vom Gezeigten. Der Film hat nicht umsonst einen zweiten Preis beim Niederländischen Filmfest 2015 gewonnen. Danke fürs Verlinken, @Manu Schwarzenberger!

Mich wundert allerdings, dass sich hier kein Austausch bzgl. des eingeführten Abfrageprotokolls entwickelt hat. Mich persönlich hat es nicht besonders angesprochen. Das strikte Beharren auf dem aktuellen Punkt, unabhängig von dessen Relevanz, z. B. bei Hausnummern von POIs (!) oder das Unterbrechen der Nennung der Telefonnummer (weil es ja noch um einen anderen Punkt geht...; werden Tel.-Nummern denn so selten nicht übertragen?), macht den Dialog trotz der Umgangsformen doch sehr, vielleicht gar zu steril. Allerdings kann ich hier nicht auf persönliche Erfahrungen als Vergleich zurückgreifen, es mag also durchaus Sinn machen. Dennoch frage ich mich, ob es wirklich praktikabel ist, die persönliche Art und Weise eines jeden Disponenten so einzuschränken. Man sah ja, dass sich mancher damit schwertut.

Ich kam bzw komme gerade dazu die Doku auch mal zu gucken und es bestätigt meine Erfahrungen von der anderen Seite. Ein steifes Protokoll das man auch mit dressierten Affen abarbeiten kann. Es gibt dort sicherlich gute Ansätze für gewisse Situationen, wo dem Disponenten Handlungsschritte angeleitet werden. Wenn ich aber höre, dass die Mitarbeiter da um ihren Job bangen müssen, weil sie nicht die Punktzahl erreichen die gewünscht ist, kommt einem die Galle hoch. Besonders als die Andere erzählt warum man Punkte verliert.
Versucht mal in einer Stresssituation einem Computer was zu erklären, da tickst du völlig aus. Und wenn du als Dispo nicht weiter kommst, weil eine Frage nicht beantwortet werden kann, bist du auch genervt, besonders weil du weißt das sie eigentlich ziemlich unwichtig ist.

Die Doku beweist mir wieder einmal, dass nicht alles was aus den USA kommt immer Heil und Segen bringt.
Ich mag meinen Job, sollte ich aber jemals nach solch einem Protokoll abfragen müssen und dann meine "Leistung" auch noch daran bewertet wird, dann waren das meine Tage am Telefon.
Ein strikteres Abfrageprotokoll macht in vielen Situationen sicherlich Sinn und hilft einem etwas mehr Struktur in die Abfrage zu bekommen um einfach auch Fehler zu umgehen, die durch unstrukturiertes Abfragen einfach auftreten.
Meistens vergisst man irgendwas..

Es kann aber nicht sein, dass ich bei einem Notruf Punkte kassieren muss um meinen Job zu behalten. Ich verkaufe da keine Verträge oder mache Produktberatung.
Hier geht es um Menschen, die sich sehr oft in einer persönlichen Ausnahmesituation befinden. Da muss man sich auch mal auf den Anrufer einlassen, vor allem wenn man ein Reafongespräch führen muss.

Ich bin auch kein Freund von so großen Einzugsbereichen von Leitstellen.
Da hast du keine Ahnung vom Einsatzgebiet und musst dich Grundsätzlich auf die Angaben der Anrufer verlassen.
Auch würde mir der Kontakt zu den Rettungsmitteln fehlen. Man hat ja auch oft Infos die nicht auf den Melder passen oder einfach nach Alarmierung noch aus der Abfrage entstehen.

Um Gottes Willen, das ist ja schlimm. Da würde ich als Anrufer durchdrehen, wenn ich so abgefragt würde. Aber gut, das scheint die Zukunft.

Und dass die Sonderorte nicht kennen ist merkwürdig. Kann ich aber natürlich nicht beurteilen.
Hier wurde vor Inbetriebnahme der Leitstelle sogar extra die Mühe gemacht, über Wochen zahlreiche Sonderorte manuelle zu katalogisieren, also Spielplätze in Hinterhöfen usw.

Was mich wundert: Die Fragen immer zuerst nach dem Bewusstsein und dann nach der Atmung.

Das Problem tritt auch in Deutschland auf, nämlich z. B. seit "unsere" IRLS ihr komplettes Einsatzgebiet bedient. Da kommen teilweise recht haarsträubende Alarmierungen zusammen, weil man das zu Beginn gefahrere System mit Anrufzuweisung an einen ortskundigen Disponenten der Alt-Lst des Gebietes wieder verworfen hat. Da kennt man als Nicht-Aktiver die Region deutlich besser als mancher der Lst-Mitarbeiter...

Nur kann man doch davon ausgehen, dass zumindest das Personal der zuständigen Wache POIs auch ohne Hausnummer finden würde. Damit sollte also nicht Zeit für die eigentliche Abfrage "verschwendet" werden, nur weil sonst Punktabzug droht. Man bekam den Eindruck, dass einige Anrufer dadurch nur noch mehr verunsichert bzw. gereizt werden.