RFSW schrieb:
Warum sollte der Hubschrauber nicht kommen? Klar, aus wirtschaftlichen Gründen ist das Blödsinn, wenn man mal die Kosten eines Rettungshubschraubers beachtet. Aber wenn Du meinst, dass Du einen Notarzt zwingend brauchst, weil der Patient einen peripher venösen Zugang braucht, dann bekommst Du den von der Leitstelle. Zur Not auch mit dem Hubschrauber!
RFSW schrieb:
Warum ist eine leichte Exsikkose ein Nicht-Notfallpatient?
RFSW schrieb:
Ort: Einkaufszentrum
Zeit: Mittagszeit
Wetter: trocken, sonnig, kaum Bewölkung, warm bei 24 Grad, kaum Wind
Einsatzmeldung: RTW, Kreislauf
Situation: Einsatzort sicher, nichts ungewöhnliches, zufällig Ärztin vor Ort mit kurzer Übergabe
Patient: weibl, alte Frau ca. 70-80 Jahre, warm bzw. umfangreich bekleidet (Zwiebeltaktik), sitzend vorgefunden, bei bewusstsein
A: frei
B: beschwerdefrei, Haut rosig
C: leicht tachykard, peripherer Puls A. radialis schwach tastbar, ReCap leicht verzögert
D: GCS 15 AOx4, FAST negativ, Pupillen mittelweit und isokor LR+
E: Haut normal warm, trocken, altersentsprechender normaler EZ & PZ, stark verzögerter Hauttugor (die Hautfalten blieben quasi stehen), keine sichtbaren Verletzungen, keine Schmerzen
S: Pat. wollte einkaufen, fühlt sich schwach, wurde schwindelig und ist dann kollabiert, hat sich nicht "weh" getan, klagt über keine Schmerzen, war nicht bewusstlos laut Zeugen
Ich habe die Patientin erst einmal "potenziell nicht-kritisch" eingestuft (was Du mir sicher gleich um die Ohren hauen wirst) und entschieden, die Patientin mittels Tragestuhl in den nahen RTW zu verbringen um dort eine weiterführende Untersuchung geschützt vor neugierigen Blicken vorzunehmen. Im RTW auf die Trage und Reevaluation; ABCDE unverändert. Weiterführende Diagnostik ergab zu den Punkten:
RFSW schrieb:
Ich habe mich dazu entschieden, der Patientin einen peripher venösen Zugang zu legen und eine Ringer-Acetat zu infundieren. Nach wenigen Minuten fühlte sich die Patientin bereits besser. Da ich eine Nachforderung eines Notarztes für Blödsinn hielt, habe ich mich für den Transport ins 2 Minuten entfernte geeignete Krankenhaus entschieden, was auch aufnahmebereit war. Ich bin somit auch dem §4 NotSanG (Lernziel) nachgekommen und habe die Patientin vor einer Verschlechterung bewahrt und einer weiteren ärztlichen Versorgung zugeführt! Im Krankenhaus war die (Bedarfs-)Tachykardie dann weg, der RR hatte sich auf 130/80mmHg normalisiert. Die Patientin fühlte sich dort schon deutlich besser, bedankte sich und wir verabschiedeten uns nach der Übergabe.
Was habe ich falsch gemacht?
Du hast also:
A) einen invasiven Eingriff an einer nicht kritischen Patientin durchgeführt;
B) einer nicht kritischen Patientin Medikamente verabreicht,
C) ärztliche Maßnahmen trotz Anwesenheit einer Ärztin durchgeführt.
Die Verschlechterung der Zustandes hättest Du auch durch einfaches Entfernen der Kleidung erreichen können. Und selbst wenn nicht: Die Patientin war nicht akut vital bedroht, der Zugang und die Infusion hätten noch 10 MInuten oder von mir aus auch eine halbe Stunde warten können.
Falsch (rechtlich) hast Du gemacht, dass Du die Grauzone verlassen und dich ins Schwarze bewegt hast. Da war kein rechtfertigender Notstand, kein akuter Handlungsbedarf, der über einfache BLS-Maßnahmen hinausgehen. Man muss Patienten ja nicht kränker machen, als sie sind. Wer weiß, vielleicht hätte man der Dame einfach nur etwas zu trinken geben müssen.