Notruf 112. Woran krankt der deutsche Rettungsdienst?

    • Notruf 112. Woran krankt der deutsche Rettungsdienst?

      Moin,

      wer hat ES gesehen, was haltet ihr von dem Beitrag? Auf den Punkt getroffen, ausreichend, zielführend?

      Was mir ins besondere aufgefallen ist, am Anfang des Beitrages wurde schon das Hauptproblem benannt. Die Einsatzzahlen sind massiv gestiegen, die Fahrzeugvorhaltung nicht. Sie wollten zwar darauf eingehen, aber außer der Feststellung, dass das Problem nur weitergeschoben wird und jeder sich für unschuldig hält, kam nicht bei rum. Damit war der Komplex abgearbeitet und es wurde Äpfel mit Birnen verglichen und verschiedene Krankheitsbilder durcheinander gewürfelt. COPD, HDM, trauma Tote, HDM, verletzte Person (in Seattle mit nem völlig bescheuerten Kräfte Aufgebot), HDM.
    • Hi,

      fande es gut, dass auch mal die Notarztsituation durchleuchtet wurde und grob angeschnitten wurde, dass viel und elementares von den Ärzte Gremien bundesweit blockiert wird. Zum Beispiel den Facharzt Notfallmedizin und oder die forciertere Ausbildung des Rettungsdienstpersonal.

      Das wieder einmal die Herzdruckmassage in den vordergrund gepuscht wurde kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Denn dies macht nur wenige Prozent unseres täglichen Arbeitens aus und ist auch nicht daran Schuld, dass wir zu wenig Vorhaltung haben.

      Unsere tägliche Arbeit besteht darin, den Fahrdienst für den KVB und für die Patienten zu übernehmen. Denn die 112 ist noch das bequemste bevor ich selbst noch 30 KM fahren müsste um in einer Hausarztpraxis vorstellig zu werden.

      Die wenigsten Einsätze die wir heutzutage fahren sind Notfälle. 80 Prozent der Fahrten stellen sich als Krankentransporte dar. Deshalb gehört nicht nur die RTW sonder umso mehr die KTW vorhaltung erhöht und das die Disponierun auch mal dahin geschult, dass nicht immer ein RTW mit SoSi sondern auch mal ein KTW zum Einsatz kommen kann. Dies würde auch so manches entlasten!

      Aber dies ist wieder ein anderes Thema.

      Alles im Allem fand ich diesen Bericht gut. Nur zu einer ungsünstigen Zeit und am falschen Sender... Den zur selben Zeit lief Dschungelcamp...


      Gruß
    • Angus schrieb:

      Die wenigsten Einsätze die wir heutzutage fahren sind Notfälle. 80 Prozent der Fahrten stellen sich als Krankentransporte dar. Deshalb gehört nicht nur die RTW sonder umso mehr die KTW vorhaltung erhöht und das die Disponierun auch mal dahin geschult, dass nicht immer ein RTW mit SoSi sondern auch mal ein KTW zum Einsatz kommen kann. Dies würde auch so manches entlasten!
      Danke, das ist für mich der eigentliche Kern. Der KT-Anteil ist mittlerweile riesig beim RTW fahren und zusätzlich verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass auch gerne mal einfach RTW aufm T-Schein angekreuzt wird, damit der Patient schnell weg kommt.
    • Meiner Meinung nach wurde hier wieder zu sehr auf das Thema Reanimation eingegangen. Sicher, der Grundtenor war nicht schlecht. Auch die Themen Fachärzte für Notfallmedizin und das Festhalten der Ärzte an ihrem Kompetenzen stimmt.
      Aber leider wurde nicht auf die eigentlichen Probleme des RD eingegangen. Nämlich die immer niedrigere KTW-Vorhaltung und das Problem mit den ÄBD.
      Das der RD immer mehr der Ausputzer für die fehlenden Bereitschaftsärzte wird, wurde leider nur am Rande gestreift.
    • Manu Schwarzenberger schrieb:

      Meiner Meinung nach wurde hier wieder zu sehr auf das Thema Reanimation eingegangen. Sicher, der Grundtenor war nicht schlecht. Auch die Themen Fachärzte für Notfallmedizin und das Festhalten der Ärzte an ihrem Kompetenzen stimmt.
      Aber leider wurde nicht auf die eigentlichen Probleme des RD eingegangen. Nämlich die immer niedrigere KTW-Vorhaltung und das Problem mit den ÄBD.
      Das der RD immer mehr der Ausputzer für die fehlenden Bereitschaftsärzte wird, wurde leider nur am Rande gestreift.
      Meine Ausführung in Kurz... ;)
    • Also als ich mir den Beitrag so angeschaut habe, bin ich erst vor lauter Zustimmung jauchzend in die Luft gesprungen. Je weiter es ging, desto mieser wurde jedoch meine Stimmung. Mal kurz zu den Kernaussagen:

      - Ja, die Ausbildung der Notärzte ist mangelhaft.
      - Ja, die zunehmende Übernahme der Aufgaben des ÄBD/ÄND/KV-Dienst/HAVD ist ein Problem.
      - Nein, die Vorhaltung von Fahrzeugen der Notfallrettung stagniert nicht. In nahezu allen Bereichen steigt die Anzahl der "Einsatzwagen" (schreckliches Wort) seit Jahren mehr oder weniger stark an. Man muss bei der Betrachtung kleiner Bereiche bedenken, dass wenn ein neues Fahrzeug kommt um z.B. den 3. RTW für rechnerisch nötige 2,1 RTW zu stellen, die rechnerische Auslastung dieses Fahrzeuges erstmal über mehrere Jahre hinweg steigt, ohne dass dies schon wieder ein neues Fahrzeug bedeutet (bis 3,0 ist ein weiter Weg)
      - Nein, die Tatsache, dass ein Notarzt recht lange braucht, ist nicht alleiniges Qualitätsmerkmal des RD. Hallo, da ist schon länger ein RTW vor Ort und die machen nix? Noch nicht mal Rendezvous wenn der NA 50 Minuten Anfahrt hat? Im Übrigen sind dies natürlich Einzelfälle.
      - Nein, die Tatsache, dass ein Leitstellenmitarbeiter einen Notruf nicht ernst genommen hat, hat nix mit mangelnder Zusammenarbeit zwischen RD und ÄND/etc.pp. zu tun. Der Mitschnitt wird ja wohl zeigen, was da schief gelaufen ist.
      - Nein, eine exazerbierte COPD ist kein Einsatz, der mit einer Reanimation oder einem Polytrauma zu vergleichen ist.
      - Ja, die Seattler übertreiben etwas. Wobei das Beispiel auch nicht der Normalfall ist. Normalfall: 1 Engine mit 3-4 Mann, 1 BLS mit 2 Mann, evtl 1 ALS mit 2 Mann. Wobei die Engine ab Eintreffen des nächsten Fahrzeuges wieder frei für neue Einsätze ist, solange nicht reanimiert wird oder technische Hilfe geleistet werden muss.
      - Nein, das amerikanische System ist so in Deutschland nicht umzusetzen (Stichwort hauptamtliche Landkreisfeuerwehr vs. ehrenamtliche Gemeindefeuerwehren)
      - Ja, der Kreislaufstillstand ist eine wichtige Kenngröße für die Effizienz eines Rettungssystems, wobei hierzu auch die EH-Ausbildung (regelmäßige HDM-Ausbildung anstatt einmal mit 18, ach nee, 17, in der Fahrschule), die Leitstellen inkl. Disposition von First Respondern (kein aneinandervorbeidisponieren wie z.B. Hamburg (BF und GARD), Wuppertal (BF und Kießling) und Berlin (BF und KT-Dienstleister)) und die Weiterversorgung in den KH (spezialisiertes Notaufnahmepersonal anstatt zusammengewürfelte Assistenzärzte von denen keiner den Hut auf hat) denselben, wenn nicht noch mehr Einfluß ausüben wie der RD.
      - Nein, das Überleben von Kreislaufstillständen alleine ist kein Wert für die Effizienz des Systems.


      Übrigens: In den USA gibt es viel weniger Krankenfahrdienste (alias unqualifizierter Krankentransport (den Begriff gibt es im Übrigen nicht), Liegendtaxi und Co.), dort Ambulette genannt, als bei uns. Entsprechend höher sind die Vorhaltungen im (richtigen) Krankentransport, welcher die Notfallrettung entlastet. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...


      @marcobk: Bei dem FA für Notfallmedizin stimme ich dir zu! Was ist aber mit deiner Aussage

      marcobk schrieb:

      bei uns im Kreis auf dem NEF nur Anästhesisten und Chirurgen arbeiten
      gemeint? Sind das bessere Notärzte als Internisten, Geriater, Gynäkologen und Co.? Ich sage nein! Wenn er sich nicht noch selbst engagiert und privat weiterbildet, steht der Chirurg genauso verwirrt vor der exazerbierten COPD wie der Internist vorm Polytrauma, und der aus welchem Grund auch immer als am besten für den Notarztdienst geeignet gehandelte Anästhesist hat einen berechtigten Riesen-Bammel vor dem nicht nüchternen Intox-Patienten mit Bedarf zur Schutzintubation bei laufender Anaphylaxie. Bei der ganzen Spezialisierungswut in der Medizin ist es für den einzelnen doch immer schwerer, mal über den Tellerrand zu schauen.

      Entschuldigung wegen des Auswuchses dieses Beitrages, aber das Thema liegt mir am Herzen...
      Benutzt das Wiki: WIKI LstSim Es sollte DAS Nachschlagewerk zur Sim werden!!!

      Leitstelle Olpe [260]
      Leitstelle Sauerland [495]
      Leitstelle Mark [1260]
      FDNY*EMS [7095]
      LA County Fire Department [17036]
      Leitstelle Siegen-Wittgenstein [1068]

      EMS-Fire-Database
    • Ja, dieses Thema ist auch etwas, was mich schon länger beschäftigt.
      Es gibt sehr viele Stellschrauben, an denen man was drehen könnte und damit positive Veränderungen herbeigeführt werden könnten.
      Einige wurden hier ja schon genannt.

      Ich arbeite auf einer Wache mit einem RTW und zwei KTW.
      Allein der RTW hat 2015 rund 260 Fahrten mehr gemacht als 2014.
      Und dieses Jahr hat bereits sehr fahrtenreich begonnen.
      Wenn das so bleibt, kommen wir bis zum Ende des Jahres (hochgerechnet, ohne Abzug von ruhigeren Zeiten wie z.B. Ferien) auf eine weitere Steigerung von 400 Fahrten.

      Mir persönlich schwindet langsam die Lust an meinem Beruf.
      Das Anspruchsdenken der Bevölkerung wird immer größer. Es scheint ein verbreiteter Irrglaube zu sein, dass man im KH schneller dran kommt, wenn man sich vom RD dort hin bringen lässt.
      Auch beliebt: den RD rufen, die Mutti läuft zum KTW/RTW und die Verwandschaft fährt direkt hinterher ins KH ("falls unterwegs was passiert"). WTF :cursing:
      Einige Hausärzte wissen nicht, was ein KTW leisten kann und bestellen lieber einen RTW für eine sitzende (laufende) Einweisung. Auch, weil der RTW schneller kommt als der KTW (Vorlauf).
      Persönliches Highlight: Der Pat. war wegen leichter Atemnot beim Hausarzt. Dieser schickt den Pat. nach der Behandlung mit dem Taxi nach Hause und dort sollte er dann den RD für den Transport ins KH rufen. WTF :cursing:
      Aber weil das ein Arzt gesagt hat, darf man selber nichts sagen. Ärzte haben eine Lobby. Der RD nicht!

      Die Liste mit weiteren Beispielen lässt sich beliebig verlängern.
      Ich denke, dass umfangreiche Aufklärungskampagnen einiges bewirken würden.
      Was ist der Rettungsdienst. Was hat dieser für Aufgaben. Was kann er leisten. Was kostet er. Und so weiter.
      Man sollte das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen, wofür der Rettungsdienst eigentlich da ist.
      Nicht für den Schnitt in den Finger. Nicht für den Husten seit drei Tagen. Und erst recht nicht für Taxifahrten.

      Das Rettungsdienstsystem krankt. An mehreren Ecken.
      Und wenn das so weiter geht, sehe ich schwere Zeiten auf den RD zukommen.
      Denn so, wie es momentan läuft, werden irgendwann die Fachkräfte knapp, weil niemand mehr diesen Job machen möchte.
      Die Fluktuation ist, soweit wie ich das erlebe und im Vergleich zu anderen Jobs, doch recht hoch.

      Gruß,

      SHudson
      Alles wird gut :)

      "Chef" der empfohlenen 3131.
      Für weitere Informationen hier (WIKI) bitte einlesen.
    • SHudson schrieb:

      Denn so, wie es momentan läuft, werden irgendwann die Fachkräfte knapp, weil niemand mehr diesen Job machen möchte.Die Fluktuation ist, soweit wie ich das erlebe und im Vergleich zu anderen Jobs, doch recht hoch.
      Das liegt u.a. aber auch an anderen Dingen, nicht nur an den von Dir genannten Punkten. Mir würden da zuvor noch einige andere Dinge einfallen, warum man den Rettungsdienst verlassen möchte. Die wären:

      - Gehalt (zu wenig, vor allem als Angestellter. Im öD als RettAss/NotSan mit EG5/6 abgespeist zu werden ist eine Frechheit. Von den Entgelthöhen der Privaten bzw. HiOrgs sprechen wir erst gar nicht.)
      - Arbeitszeit (zu viel, aufgrund der oft hohen Bereitschaftsanteile und 48 Stunden-Woche)
      - Renteneintrittsalter (bei der Feuerwehr und Polizei aufgrund Einsatzdienst mit 60 Platte machen; und im Rettungsdienst? Ach ja, ist ja kein Einsatzdienst...)
      - Arbeitsplatzsicherheit (regelmäßige Ausschreibungen sind u.a. Gründe vor Arbeitsplatzverlust oder bei einer Übernahme eine Angst vor Verschlechterungen)
      - Fehlender Sozialplan (was tun mit Personal was nicht mehr diensttauglich ist?)
      - Fehlende Karrierechancen (was kann ich den als Angestellter schon werden auf einer Rettungswache? Nicht besonders viel...)

      Diese Dinge stören mich viel mehr wie irgendwelche Scheiß-Einsätze.

      Aber wir nicht-verbeamteten Retter sind auch selbst schuld. Wie viele von uns sind organisiert, z.B. ein einem Berufsverband oder einer Gewerkschaft, damit unsere Interessen vertreten werden können? Na? Nicht so viele, oder? Dann passiert da auch nicht viel. Sicher, VerDi hat nicht so einen tollen Job gemacht die letzten Jahre. Aber wo keine Mitglieder hinterstehen besteht natürlich auch kein Interesse Streß zu machen. Also irgendwo auch selber schuld...

      Ich bin organisiert - und ihr?
    • RFSW schrieb:

      - Gehalt (zu wenig, vor allem als Angestellter. Im öD als RettAss/NotSan mit EG5/6 abgespeist zu werden ist eine Frechheit. Von den Entgelthöhen der Privaten bzw. HiOrgs sprechen wir erst gar nicht.)
      - Arbeitszeit (zu viel, aufgrund der oft hohen Bereitschaftsanteile und 48 Stunden-Woche)
      - Renteneintrittsalter (bei der Feuerwehr und Polizei aufgrund Einsatzdienst mit 60 Platte machen; und im Rettungsdienst? Ach ja, ist ja kein Einsatzdienst...)
      - Arbeitsplatzsicherheit (regelmäßige Ausschreibungen sind u.a. Gründe vor Arbeitsplatzverlust oder bei einer Übernahme eine Angst vor Verschlechterungen)
      - Fehlender Sozialplan (was tun mit Personal was nicht mehr diensttauglich ist?)
      - Fehlende Karrierechancen (was kann ich den als Angestellter schon werden auf einer Rettungswache? Nicht besonders viel...)
      - EG 5/6 im TvöD ist allemal besser als irgendein zusammengewürfelter Vertrag bei irgendeiner HiOrg mit einer gGmbH (moderne Sklaventreiberei), aber immer noch deutlich zu wenig.
      - Nicht zu vergessen die ganzen Dienste, die gemacht werden (müssen) wegen Krankheitsvertretung und/oder nicht ausgeschöpftem Stellenschlüssel.
      - Solange wir mit Taxi- und Busfahrern gleichgesetzt sind, wird sich da auch nur schwer was ändern. Dienstleister Rettungsdienst.
      - Habe ich ehrlich gesagt nicht dran gedacht, da wir kommunalisiert sind. Aber stimmt, ich kenne mehrere, die alle paar Jahre um ihren Job bangen.
      - Jap. So viele Plätze sind in Poststelle und Blitzerauto, oder beim Essen auf Rädern nicht.
      - Wachleiter, Praxisanleiter... da hörts dann schon auf.

      Wie ich oben schon geschrieben habe, lässt sich diese Liste beliebig verlängern. und das System krankt an mehreren Ecken.
      Meine Aufzählungen beschreiben mehr den Arbeitsalltag, deine die Rahmenbedingungen.
      Um die Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit wieder zu steigern, muss an beiden Seiten gearbeitet werden.

      Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nicht organisiert bin. Aber das werde ich ändern.
      Mit dem Gedanken spiele ich schon lange.

      Gruß,

      SHudson
      Alles wird gut :)

      "Chef" der empfohlenen 3131.
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    • SHudson schrieb:

      - EG 5/6 im TvöD ist allemal besser als irgendein zusammengewürfelter Vertrag bei irgendeiner HiOrg mit einer gGmbH (moderne Sklaventreiberei), aber immer noch deutlich zu wenig.
      - Solange wir mit Taxi- und Busfahrer gleichgesetzt sind...
      Um dann mal den Bogen zu dem mEn in weiten Teilen einfach nur schlecht recherchierten Beitrag des ZDF zurück zu kommen: sollte der Teil des Beitrages mit der COPD gleich zu Beginn sich so abgespielt haben (der schwer atemnötige Patient begrüßt Frau Doktor mit den unangestrengten Worten "Ich war ja auch schon mal bei Ihnen."), nämlich dass die RTW-Crew nichts getan hat bis zum "gerade noch rechtzeitigen" Eintreffen der Notärztin, dann können wir noch so gut gut organisiert sein, dann wird man zu Recht mit Taxi- oder Busfahrern gleichgesetzt. Und für so eine Leistung wirds dann auch nicht mehr Geld geben. TVöD EG5 ist für aktives zuwarten schon echt ne Menge. Selbiges gilt für die Nummer 50 Minuten auf das Eintreffen des NEF warten. Spontan würde mir da nur ne laufende Reanimation als Begründung einfallen. Allem anderen ist sicherlich mehr geholfen, wenn man einläd und ohne Arzt ins KH fährt, oder zumindest ein Rendevouz in Betracht zieht.

      Falls dies wirklich die Realität darstellte, dann sind das natürlich sicherlich Einzelfälle. Hoffe ich zumindest.

      Der generelle Tenor war natürlich mal wieder "ohne Arzt sterben zwangsläufig Menschen, der RA/NotSan kann nix." Auch wenn es sicherlich bezeichnend ist, dass die Überlebenschancen bei ner Rea in einem präklinischen System ohne Arzt 6x so hoch ist, wie in einem System mit Arzt. Auch wenn bei genaurerer Betrachtung (z.B. andere Teile der USA und nicht das Aushängeschild Seattle) die Schere vielleicht weniger weit geöffnet wäre.
    • SHudson schrieb:

      Meine Aufzählungen beschreiben mehr den Arbeitsalltag, deine die Rahmenbedingungen.
      Um die Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit wieder zu steigern, muss an beiden Seiten gearbeitet werden.
      Ich bin nun seit 22 Jahren dabei. Die Kollegen verlassen regelhaft ihren Beruf im Rettungsdienst weil die von mir genannten Rahmenbedingungen im Beruf so schlecht sind, sofern sie keine Beamte sind. Über beschissene Einsätze ärgert man sich zwar, aber die kann man nicht grundsätzlich ändern, anders wie die Rahmenbedingungen. Da man die in der Vergangenheit nicht ändern wollte ist man gegangen. Dort hin wo es besser ist. Regelhaft in den öD (ausserhalb des RD), ins Beamtenverhältnis (Feuerwehr, Polizei) oder hat ein Studium aufgenommen. Ich bin mir sicher, dass die "Scheiß-Einsätze" nicht der zwingende Hauptgrund für ein verlassen des Berufes ausschlaggebend waren. Vielleicht ein Mitgrund, aber mehr auch nicht. Ich habe schon viele Kollege gehen sehen. Ich selbst bin auch gegangen um woanders besser Bedingungen vorzufinden.
    • Ich behaupte ja auch nicht, dass die "Gucken-1-Einsätze" der Hauptgrund sind, sondern einer von vielen.
      Das Gesamtwerk Rettungsdienst wird zunehmend unattraktiv.
      Und die vielen Stellschrauben, bestehend aus Rahmenbedingungen und Arbeitsalltag, gilt es allmählich zu justieren. Sonst sinkt die (angeblich so hohe) Qualität des deutschen RD.
      Das gilt sowohl für die Verwaltungen/Politik, als auch für jeden einzelnen RD-Mitarbeiter.

      Gruß,

      SHudson

      Edit:
      Die zwei genannten Fälle mit der COPD und den 50 Minuten sind hoffentlich wirklich nur Einzelfälle, wenn sie sich überhaupt so zugetragen haben.
      Ich gehe mal von journalistischer Dramatisierung aus.
      Alles wird gut :)

      "Chef" der empfohlenen 3131.
      Für weitere Informationen hier (WIKI) bitte einlesen.

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    • SHudson schrieb:

      Und die vielen Stellschrauben, bestehend aus Rahmenbedingungen und Arbeitsalltag, gilt es allmählich zu justieren. Sonst sinkt die (angeblich so hohe) Qualität des deutschen RD.
      An dieser Stelle muss ich das Berufsbild des NotSan, inkl. der Ergänzungsprüfung für RettAss loben, auch wenn ich es egenrell für eine Frechheit finde, dass man eine Prüfung absolvieren muss, um weiterhin genau denselben Job machen zu dürfen, den man ohnehin schon macht.
      Aber da - meiner Ansicht nach - die Ergänzungsprüfungen und die - effektiv - um zwei Jahre verlängerte Ausbildung (Jahr 2 beim RA war ja im Grunde ne normale Stelle, die nun - durch das Blöckeprinzip der Ausbildung - ebenfalls durch eine feste Kraft besetzt werden muss) in nicht all zu ferner zu einem deutlichen Fachkräftemangel führen wird, werden sich die Arbeitgeber auf etwas einstellen müssen, was ihnen bislang aufgrund der Schwemme an RA unbekannt war: nämlich den Kampf um Fachkräfte. Um seine Planstellen und damit Fahrzeuge besetzt zu kriegen, werden die Arbeitgeber eben an den von Dir genanngen Stellschrauben drehen müssen. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. In sofern blicke ich - auch wenn sicherlich eine (weitere) dunkle Phase mit Überstunden auf uns zukommen wird - relativ positiv in die Zukunft.