Berchtesgaden: Höhlenunglück! Mann schwerverletzt in 1.000 Metern Tiefe gefangen

    • Berchtesgaden: Höhlenunglück! Mann schwerverletzt in 1.000 Metern Tiefe gefangen

      Ein 52-Jähriger wurde in einer Höhle im Untersberg in den Berchtesgadener Alpen bei einem Steinschlag schwer verletzt. Er sitzt nun in rund 1.000 Metern Tiefe fest. Die Rettung gestaltet sich schwierig.

      Das Unglück ereignete sich bereits in der Nacht auf Sonntag um ca. 01:30 Uhr. Da der Aufstieg von der Unglücksstelle bis zum Höhleneinstieg ca. 12 Std. dauert, konnte der Notruf erst gegen 14:40 Uhr bei der ILS Traunstein abgesetzt werden.

      Daraufhin wurde eine umfangreiche Rettungsaktion in Gang gesetzt. Derzeit sind 200 Einsatzkräfte (u.a. Bergwacht Chiemgau, die Höhlenrettung Baden-Württemberg, Höhlenretter aus Österreich, die Alpine Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sowie Hilfs- und Rettungskräfte von Bergwacht, BRK und Feuerwehren aus dem Umland) in Marsch gesetzt, um dem Verunglückten zu Hilfe zu eilen. Hubschrauber von Landes- und Bundespolizei werden zum Materialtransport eingesetzt.

      Derzeit befinden sich die ersten Retter an der Einsatzstelle. Als Problem zeichnet sich allerdings ab, dass der verletzte Höhlenforscher eigentlich nur liegend transportiert werden kann. Dies scheint in der Enge des Schachts in der Riesending-Schachthöhle im Untersberg aber kaum möglich. Hoffnungen setzen die Retter nun auf Spezialisten aus der Schweiz, die noch heute eintreffen sollten.

      Einen Zeitungsartikel samt Einsatz-Ticker und erstem Video gibt´s hier
    • Wieso denn? Im Einsatz sind wohl mehrere Hubschrauber, einige Bergwachten und ähnliches aus Bayern, Baden-Württemberg und Österreich, Feuerwehren, Polizei. Zusätzlich sicherlich San-Kräfte zur Absicherung. Hinzu kommen dürften dann bei der Dauer und Lage des Einsatzes vermutlich auch noch Kräfte für Verpflegung und Betreuung.
      Leitfunkstelle Gießen - lstsim.de/leitstellen/305/
      Wiki-Seite - wiki.lstsim.de/LFSt_Gie%C3%9Fen
    • Nun, alle auf einmal werden sicherlich nicht vor Ort sein, allerdings sind doch einige Kräfte gebunden - nicht zuletzt, weil innerhalb der Höhle Biwak-Stationen eingerichtet worden sind...

      Hier mal eine Aufstellung der im Einsatz befindlichen Organisationen:

      - Polizei und Bundespolizei mit Hubschraubern
      - Bergwacht Chiemgau
      - Höhlenrettung Südbayern
      - Höhlenrettung Baden-Württemberg
      - Höhlenretter aus Österreich
      - Alpine Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd
      - Schweizer Höhlenrettung
      - Hilfs- und Rettungskräfte von Bergwacht, BRK und Feuerwehren aus dem Umland

      Da kommt man alles in allem schnell mal an die 200 Einstzkräfte. Allein die Höhlenrettung Südbayern ist mit 32 Mann vor Ort...

      Und von "realistischen Einsatzkräftezahlen" kann man angesichts der außergewöhnlichen Einsatzlage wohl nicht sprechen...
    • Ich denke da fällt, wie schon angesprochen, alles drunter, also auch Verpflegung sowie ablösende Kräfte der San-Einheiten, Höhlenretter usw. Logistisch gesehen her ist das ein wahnsinnig "spannender" Einsatz, hoffentlich mit gutem Ausgang in ein paar Tagen / Wochen. Wie sieht das da eigentlich zwecks Absicherung aus? Einen Retter 24h lang da stehen zu lassen belastet den Regelrettungsdienst, und Tagelang ehrenamtliche Kräfte zu binden erforfert einen kulanten Arbeitgeber :whistling:
    • Ich verstehe nicht wie man sich an der genannte Zahl von 200 Einsatzkräften so hochziehen kann. Diese Zahl entstammt einer der ersten polizeilichen Pressemeldungen, als noch lange nicht absehbar war welcher Aufwand erforderlich sein würde. Wenn man sich vor Augen führt wo der Unfallort* ist müsste klar werden daß für den Gesamteinsatz eine große Zahl an Helfern notwendig werden wird. Ob dafür nun tatsächlich insgesamt 200, 111 oder gar deutlich über 200 Helfer erforderlich sind dürfte letztendlich vollkommen egal sein. Ich gehe davon aus, daß bis Einsatzende die Gesamthelferzahl 200 deutlich übersteigen wird, da aufgrund der Einsatzlänge die Helfer mehrfach ausgetauscht werden müssen.

      Zur Helferzahl von Bergwacht, Höhlenrettung, BRK, FW/THW zur technischen & logistischen Unterstützung, Landes- & BuPol (Hubschrauber, alpine Einsatzgruppe) kommen z.B. auch Fortstbedienstete hinzu, da bislang in unmittelbarer Nähe zum Höhleneingang kein Hubschrauber landen konnte und nun Bäume gefällt werden müssen.

      * Der Unfallort befindet sich ca. 1000 Höhenmeter unter dem Eingang (1800 Hm), bei einer Gangstrecke von ca. 6000m, d.h. die Strecken der Schächte kommen zur Gesamtwegstrecke noch hinzu. Auf den Schachtstrecken sind nach Aussage eines Einsatzleiters ca. 4000m Seil verbaut.

      Es ist davon auszugehen daß in Deutschland nur wenige der registrierten Höhlenretter (ca 220, davon lediglich 47 vom Höhlenrettungsverbund Deutschland geprüft) konditionell und fachlich dazu in der Lage sind den Unfallort überhaupt zu erreichen. Deswegen sind auch ein österreichisches und ein schweizer Team bereits in der Höhle. Ein italienisches Team bereitet sich vor Ort auf den Einsatz vor. Bislang konnte kein Arzt den Patienten erreichen. Der Grund ist einfach, daß in Deutschland quasi keine anderen Höhlen mit diesem Ausmaß bekannt sind. Für den Aufstieg werden, in der Höhle eingerichtete Biwaks (regulär zu Forschungszwecken waren es zwischen Eingang und Unfallort 4) genutzt, die vorab mit Helfern besetzt und mit Material bestückt werden müssen. Ein Hauptproblem neben der technischen Rettung und der rein medizinischen Versorgung nebest Ernährung ist der Wärmeerhalt in einer Umgebungstemperatur von maximal 4-8°C.

      FaRa schrieb:

      Wie sieht das da eigentlich zwecks Absicherung aus? Einen Retter 24h lang da stehen zu lassen belastet den Regelrettungsdienst, und Tagelang ehrenamtliche Kräfte zu binden erforfert einen kulanten Arbeitgeber
      Ob dauerhaft RTW, NEF o.ä. vor Ort sind weiss ich nicht. Ein Großteil der entstehenden (Bagatell-)Verletzungen können die Höhlen-/Bergwachtretter sicherlich selbst versorgen. Die Kosten eines 24h RTW dürften zudem im Vergleich zu den Flugkosten der Hubschrauber relativ unerheblich sein. Höhlenrettungseinsätze sind in Bayern Bestandteil des Rettungsdienstes (BayRDG), weswegen Kosten, die aufgrund eines medizinischen Notfalls entstehen, zu Lasten der Sozialversicherung (Kranken-, bzw. gesetzl,. Unfallversicherung) gehen. Sollten ein Teil der Kosten hierüber nicht gedeckt werden kann eine evtl. privat abgeschlossene Unfallversicherung greifen. Zu guter Letzt besteht noch die Möglichkeit, falls weitere Kosten auf den Verunfallten zukommen sollten, daß der Bergungskosten-Solidaritätsfonds des Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher diese vollständig oder anteilig übernimmt, da der Verein, dem der Verunfallte angehört, hier Mitglied ist.

      Wie bei Einsätzen dieser Art und Länge leider durchaus üblich werden die ehrenamtlichen Retter, die der Arbeitgeber nicht auf eigene Kosten freistellt, hierfür (unbezahlten) Urlaub nehmen.

      Weitere Infos (relativ gute Zeitungsberichte) zum Einsatz selbst und zur Höhlenrettung in Deutschland findet ihr hier:

      BGLand24

      Merkur online

      Bergwacht Bayern

      BRK - Bilder vom Einsatz

      Höhlenrettungsverbund Deutschland

      Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sargnagel ()

    • FaRa schrieb:

      ...und Tagelang ehrenamtliche Kräfte zu binden erfordert einen kulanten Arbeitgeber :whistling:

      Seit Mai 2013 profitieren die ehrenamtlichen Bergretter zudem von der sogenannten 'Retterfreistellung', indem der Freistaat bei ehrenamtlichen Einsätzen im Rettungsdienst die Kosten für die Lohnfortzahlung und den Dienstausfall erstattet. Dazu Herrmann: "Das sind wir unseren ehrenamtlichen Einsatzkräften schuldig. Sie haben dieser Tage wieder einmal ihre herausragende Einsatzbereitschaft und enorme Tatkraft unter Beweis gestellt."
    • Lumidor schrieb:

      Der Gynäkologe aus dem Riesending :D

      FaRa schrieb:

      "Man, ist das ein riesen Ding"

      Ihr seid U N M Ö G L I C H :thumbsup: :thumbsup:

      Aber Spaß beiseite. Es gibt tatsächlich eine Riesen-Diskussion über die Zahlung des Einsatzes. Außerdem soll es das ein oder andere News-Institut auch nicht richtig verhalten und angeblich die Rettung behindert haben (von wegen Helikopter versperrte den Landeplatz und dergleichen...).

      Dem Forscher geht es allerdings besser.

      Hier mal die aktuelle Berichterstattung