Zivildienstleistende und andere "nicht-dauerhaft Hauptamtliche" im Rettungsdienst

    • statusvier schrieb:

      FWDler bleiben den Rettungsdiensten als Aushilfen erhalten

      Nicht nur als "Aushilfen" wie du es hier formulierst, unsere Zivis bleiben oft auch als Sanitäter bei den Vereinen (RK oder ASB)
      gerade bei einem auf freiwilligen aufgebauten System wie bei uns in Niederösterreich (Notruf144 kommt auch aus dem Gebiet) ist dies sehr wichtig.

      Unsere Zivis bleiben uns in der Regel nach dem Zivildienst noch 3 Jahre als freiwillige erhalten sagte mir erst kürzlich einer unserer Hauptamtlichen!

      Natürlich kann man sich jetzt wieder über die sinnhaftigkeit einer "Freiwilligenrettung" streiten, aber dazu gibts einen anderen Threat "Rettungsdienst in Österreich"
    • statusvier schrieb:

      aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele Freiwilligendienstler (die bei uns auch regelhaft RTW fahren) in der Arbeit am Patienten sehr gewissenhaft sind. Viele wollen auch später Medizin studieren und bringen daher großes Interesse für das Fach Notfallmedizin mit, plus Bereitschaft zur regelmäßigen Fortbildung. Warum sollte man deren Arbeit nur aufgrund ihres Personalstatus herabwürdigen?
      Die Frage ist hier mehr, ob diese Budfis, FSJ´ler, usw., sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze blockieren? Gemeinnützigkeit hin oder her...! Aus berufspolitischer Sicht darf man sich dann aber auch nicht wundern, wenn wir Jahrzehntelang keine vernünftige Ausbildung gebacken bekommen haben sowie bis vor kurzem Zivildienstleistende, jetzt Bundesfreiwilligendienstleistende und FSJ´ler, in der Notfallrettung einsetzen, wenn die Bevölkerung immer noch den "Krankenwagenfahrer", "Krankenwärter", "Sancar" und Hobbyrettung im Kopf hat ("sie sind also Sanitäter...haben sie eigentlich auch was richtiges gelernt?")! Und ich bin mir sicher, dass die wirtschaftlichen Interessen der Rettungsdienstbetreiber (auch der Träger?) ein höheres Gewicht haben als die Interessen der Gemeinnützigkeit bei dem Einsatz der Bufdis und FSJ´ler im Rettungsdienst. Was wird hier wohl der wahre Grund sein? Denn wenn es keine wirtschaftlichen Interessen gibt, warum werden FSJ´ler und Bufdis nicht grundsätzlich als 3.tes Besatzungsmitglied auf einen RTW eingesetzt? Damit wäre der Gemeinnützigkeit genüge getan!

      Gruß

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()

    • Nun, ich habe es auch erlebt, dass FSJ´ler/BuFdi´s/(ehem. Zivis) als Fahrer auf dem RTW eingesetzt werden/wurden mit Ausbildung RDH/RS. Das ganze nach ein paar Monaten Dienstzeit nach erwägen des hauptamtlichen Personals. SoSi fahrten wurden dabei jedoch für den Fahrer vermieden. Sprich Anfahrt durch RA und Transport-Fahrt durch RDH/RS. Wobei es beim Transport durchaus passieren kann, dass man SoSi benötigt.
      Das ist natürlich kritisch zu betrachten, weil so ein (ich nenn jetzt stellvertretend für die andern) Zivi nach ein paar Monaten das erste mal als 2. aufm RTW natürlich erstmal blöd kuckt, wenn sich ihm da was kompliziertes (was auch immer das sein mag) darbietet, weil er natürlich nicht die Ausbildung und schon garnicht die Erfahrung dazu hat, eine wirklich komplizierte Situation fachgerecht zu meistern. Hier besteht ganz klar auch die Möglichkeit, dass man als RA im Einsatz dann eine "Vollpfeife" dabei hat und alles alleine machen muss. Selbiges kann einem aber auch mit dem Gelegenheits-Ehrenamtlichen passieren, der alle paar Monate mal fährt. Aber er ist ja RS und darf somit RTW fahren... :|
      Trotzdem finde ich, man kann nicht pauschal sagen, ab dem und dem Zeitpunkt sollte jemand fahren dürfen, schließlich gibts solche, die machen ihre Sache 5 Jahre lang schlecht und lernen nichts dazu und es gibt solche, die nach 3 Monaten und druch Eigeninitiative schon einiges aufm Kasten ham.

      Und das mit den Arbeitsplätzen mag stimmen, dass durch FSJler etc AP eingespart werden, allerdings mag oder kann (ich weiß es nicht, aber ich hab Vermutung ;) ) sich die ein oder andere HiOrg nicht die entsprechende Anzahl an HA-Stellen leisten. Somit stellt sich die Frage, ob ein rein hautp-/nebenamtlicher Rettungsdienst wirklich (für den Patienten) besser wäre, wenn dann statt am Personal dann an der Ausrüstung und an Aus-/Fortbildung gespart wird.
      MfG

      LJT
    • LJT schrieb:

      Und das mit den Arbeitsplätzen mag stimmen, dass durch FSJler etc AP eingespart werden, allerdings mag oder kann (ich weiß es nicht, aber ich hab Vermutung ;) ) sich die ein oder andere HiOrg nicht die entsprechende Anzahl an HA-Stellen leisten. Somit stellt sich die Frage, ob ein rein hautp-/nebenamtlicher Rettungsdienst wirklich (für den Patienten) besser wäre, wenn dann statt am Personal dann an der Ausrüstung und an Aus-/Fortbildung gespart wird.


      Warum kann die eine oder andere HiOrg es sich nicht leisten? Weil sie die FSJ/Bufdis mit ins Budget einplant, damit sie billiger ist, sich ihre Konkurrenz damit aus dem Weg schafft? Sonst fährt plötzlich nicht mehr das DRK, sondern die JUH wenn die nächste Ausschreibung verloren wurde? Oder noch schlimmer: Ein Privater? Wie kommt der "freiwillige" Lohnverzicht der hauptamtlichen Mitarbeiter zustande? Angst vor Arbeitsplatzverlust, weil bei der nächsten Ausschreibung eine andere HiOrg doch noch ein wenig mehr billiger war? Warum kann man nicht nein sagen? Warum können alle kein nein sagen? Die HiOrgs haben sich durch ihr Verhalten in den letzten Jahrzehnten selbst die Weichen gestellt, da viel zu oft das Vereinswohl höher gewertet wurde wie (eine) ihre(r) Aufgabe(n), den Rettungsdienst. Komischerweise gibt es viele Rettungsdienstbereiche in Deutschland, wo der Rettungsdienst komplett ohne FSJ/Bufdis klar kommt, ohne dass diese Kollegen mit Esel und Karre zum Patienten los düsen müssen. Ganz im Gegenteil, denn oft ist es eher so, dass diese mit sehr modernen Fahrzeugen und Gerätschaften helfen können. Und auch an der Aus- und Fortbildung wird nicht gespart! Die HiOrgs selbst haben in den letzten Jahrzehnten viel bewegt, leider aber auch vieles vergeigt. Und die HiOrgs hätten die Lobby um Gesetze zu beeinflussen, in vielen Bereichen haben sie das auch getan, oft aber leider aus Gründen der Vereinsküngelei.

      Gruß
    • @Harris:
      Ich kann gut verstehen, was du meinst und bin auch selbst fest der Meinung, dass Zivis (aufgrund der geringen Ausbildung) nichts in der Notfallrettung verloren haben.

      ABER ich sage es mal bewusst provokativ: In unserem Notarzt-basierten System macht es für das Outcome (also nicht unmittelbar in der Notallsituation, sondern sagen wir mal ein Monat danach) bei nicht notarztpflichtigen Pat. keinen Unterschied, ob er von einem RS-Zivi mit einem Monat Praxis oder einem zehn Jahre dienenden RA versorgt wird.
      Also, warum soll die Gesellschaft für ein teureres berufliches System zahlen, wenn ein (ebenfalls bewusst formuliert) niedrig qualifiziertes System den Zweck genau so erfüllt?
      Vorteile würden sich erst ergeben, wenn die bessere Qaulifikation der Sanitäter die knappe Ressource NA entlastet (bspw. Hypoglycämie wird ohne NA versorgt).
    • Genau deswegen ist Berufspolitik für uns als Rettungsfachpersonal so wichtig! Nicht um die Ärzte zu vertreiben, es kann gerne ein Notarzt-gestütztes-System bleiben, aber die Arbeits-/Vergütungs-, Ausbildungs- und organisatorischen Bedingungen sind überarbeitungsbedürftig. Der Rettungsdienst nimmt immer noch nur einen kleinen Teil des gesamten Gesundheitshaushaltes ein. Leider haben sich HiOrgs in den letzten zwei Jahrzehnten viel zu viel auf ihre vereinspolitischen Interessen konzentriert. Die Unorganisiertheit des Rettungsfachpersonals tut ihren Rest dazu. Warum hat es so lange gedauert die Ausbildung der Rettungsassistenten zu novellieren, wo doch der Bedarf dazu schon in den 90ziger Jahren, also wenige Jahre nach Inkrafttreten des RettAssG, erkannt wurde. Warum machen die HiOrgs den Preiskampf auf den Rücken der Mitarbeiter (Arbeitszeiterhöhung, Lohnkürzungen) und auf Kosten der Qualität (Fahrzeuge und Ausrüstung) überhaupt mit? Sie könnten auch nein sagen und somit die Träger und letztendlich die Politik in Zugzwang bringen. Die Gesellschaft wird diese Bedingungen selbstverständlich weiter ausbeuten, solange man (oder wir) hier keinen Riegel vorschieben. Und das wo der größte Teil aller Rettungsdiensteinsätze ohne Arzt absolviert werden! Vielleicht sollten wir einmal über ehrenamtliche Ärzte und Krankenschwestern in den Krankenhäusern nachdenken? Spart Geld...

      Gruß und Gute Nacht...
    • Harris NRÜ schrieb:

      Genau deswegen ist Berufspolitik für uns als Rettungsfachpersonal so wichtig! Nicht um die Ärzte zu vertreiben, es kann gerne ein Notarzt-gestütztes-System bleiben, aber die Arbeits-/Vergütungs-, Ausbildungs- und organisatorischen Bedingungen sind überarbeitungsbedürftig. Der Rettungsdienst nimmt immer noch nur einen kleinen Teil des gesamten Gesundheitshaushaltes ein. Leider haben sich HiOrgs in den letzten zwei Jahrzehnten viel zu viel auf ihre vereinspolitischen Interessen konzentriert. Die Unorganisiertheit des Rettungsfachpersonals tut ihren Rest dazu. Warum hat es so lange gedauert die Ausbildung der Rettungsassistenten zu novellieren, wo doch der Bedarf dazu schon in den 90ziger Jahren, also wenige Jahre nach Inkrafttreten des RettAssG, erkannt wurde. Warum machen die HiOrgs den Preiskampf auf den Rücken der Mitarbeiter (Arbeitszeiterhöhung, Lohnkürzungen) und auf Kosten der Qualität (Fahrzeuge und Ausrüstung) überhaupt mit? Sie könnten auch nein sagen und somit die Träger und letztendlich die Politik in Zugzwang bringen. Die Gesellschaft wird diese Bedingungen selbstverständlich weiter ausbeuten, solange man (oder wir) hier keinen Riegel vorschieben. Und das wo der größte Teil aller Rettungsdiensteinsätze ohne Arzt absolviert werden! Vielleicht sollten wir einmal über ehrenamtliche Ärzte und Krankenschwestern in den Krankenhäusern nachdenken? Spart Geld...

      Gruß und Gute Nacht...

      Der Arbeitgeber (hier auch die HiOrgs) sind zwar ein 'sozialer' Verrein, wollen aber Geld verdienen. Da sind wir als Arbeitnehmer nur ein Kostenfaktor.
      Am schlimmsten an der ganzen Sache ist und bleibt aber einfach, dass es keine Vertretung für unseren Berufsstand gibt. Da kann man heulen und jammern wie man will, da kann man eben keinen Druck aufbauen...
      Mut ist nicht ein Leben zu leben, sondern eins zu bewahren!

      - Avatar: RTW der Stadt Köln - Fzg Grafik von Leitessen
    • Sweetchuck schrieb:

      Am schlimmsten an der ganzen Sache ist und bleibt aber einfach, dass es keine Vertretung für unseren Berufsstand gibt. Da kann man heulen und jammern wie man will, da kann man eben keinen Druck aufbauen...

      Das würde ich nicht so behaupten. In 3 Sekunden Google Suche habe ich die Gewerkschaft "komba" gefunden die auch die Interressen für FW und RD vertreten. Erst denken, dann posten.
    • Notfallsanitäter hin oder her, in der Notfallrettung wird es nach wie vor die Rolle des 2. Mannes geben, die wahrscheinlich auch in Zukunft in manchen Regionen von einem FSJler/Bufdi ausgeübt werden wird. Natürlich geht es dabei ums Sparen, aber wo der Zivi weggefallen ist und nicht durch andere Freiwilligendienstler ersetzt wurde, wurden häufig halbseidene Konstrukte mit 400€-Jobbern eingeführt.
      Und andernorts werden dafür dann einfach Jahrespraktikanten mit Stundenlöhnen im niedrigen einstelligen Bereich abgespeist, oder ein RTW komplett mit Ehrenamtlichen besetzt, was den Träger dann geschätzte 5€/Stunde kostet während der Standard-Notfalleinsatz mit mehreren Hundert Euro abgerechnet wird. Gutes Geschäftsmodell.
      Es herrscht nun mal politisch gewollt Wettbewerb im Rettungsdienst, und da an Ausrüstung/Fahrzeugen aufgrund DIN und Rettungsdienstgesetz nur bedingt gespart werden kann muss am Personal gespart werden. Ist ja im Bereich Nahverkehr usw. nicht anders, die Deutsche Bahn verliert massenhaft Ausschreibungen an private Anbieter, weil sie ihre Mitarbeiter wesentlich besser bezahlt.
      Und der Geschäftsführer eines konkurrierenden Rettungsdienstes denkt nicht ans große Ganze im Sinne eines deutschlandweit hochqualitativen Rettungsdienstes sondern an das Wohlergehen seines Unternehmens, wenn er einem teureren Mitbewerber wieder eine Wache abluchsen kann.
      Aus diesem Grund wird auch nirgendwo ein FSJler als 3. Rad am Wagen dauerhaft eingesetzt, weil das Unternehmen mehrere tausend Euro in seine Ausbildung investiert hat.
      Die eigentlichen Kosten eines vernünftigen Rettungsdienstes kann man in Regionen sehen, in denen angesichts bevorstehender Ausschreibungen rekommunalisiert wurde.. die so genannten "exorbitanten" Kostensteigerungen von z.T. bis zu 15-20% sind m.M.n. zum größten Teil darauf zurückzuführen, dass (mit Ausnahme von vllt. einem Zivi usw.) nur hauptamtliches Personal mit Bezahlung und Arbeitszeiten im Geltungsbereich des TVÖD beschäftigt wird!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von statusvier ()

    • Sweetchuck schrieb:

      Am schlimmsten an der ganzen Sache ist und bleibt aber einfach, dass es keine Vertretung für unseren Berufsstand gibt. Da kann man heulen und jammern wie man will, da kann man eben keinen Druck aufbauen...

      Das würde ich nicht so behaupten. In 3 Sekunden Google Suche habe ich die Gewerkschaft "komba" gefunden die auch die Interressen für FW und RD vertreten. Erst denken, dann posten.

      Genau - und meinst du ernsthaft, dass dieses "Gewerkschaftchen" mit gerade mal 80k Mitgliedern aus allen Sparten des öffentlichen Dienstes zusammenfewürfelt eine ähnliche Schlagkraft besitzt wie solche Verbände á la DGB, die fast 100x so viel haben?! Träum weiter, mach erst mal deine Schule fertig und dann kannst du in der Welt der Großen mitreden! Und arbeite an deiner Wortwahl - patzige Antworten wie o.g. kannst du dir echt schenken, damit disqualifizierst du dich als ernstzunehmender Diskussionspartner!
      Viele Grüße

      TOM



      - Betreuer offizielle bayerische Leitstellen
      - Besitzer BAMBERG (ID 7190) & ERDING (ID 112)
      - Team NÜRNBERG (ID 73 / 86 / 88 / 89)
      - Team MÜNCHEN (ID 1159)
    • LHA688 schrieb:

      Sweetchuck schrieb:

      Am schlimmsten an der ganzen Sache ist und bleibt aber einfach, dass es keine Vertretung für unseren Berufsstand gibt. Da kann man heulen und jammern wie man will, da kann man eben keinen Druck aufbauen...

      Das würde ich nicht so behaupten. In 3 Sekunden Google Suche habe ich die Gewerkschaft "komba" gefunden die auch die Interressen für FW und RD vertreten. Erst denken, dann posten.

      Genau - und meinst du ernsthaft, dass dieses "Gewerkschaftchen" mit gerade mal 80k Mitgliedern aus allen Sparten des öffentlichen Dienstes zusammenfewürfelt eine ähnliche Schlagkraft besitzt wie solche Verbände á la DGB, die fast 100x so viel haben?! Träum weiter, mach erst mal deine Schule fertig und dann kannst du in der Welt der Großen mitreden! Und arbeite an deiner Wortwahl - patzige Antworten wie o.g. kannst du dir echt schenken, damit disqualifizierst du dich als ernstzunehmender Diskussionspartner!

      Besser hätte ich das nicht ausdrücken können.
      Und wenn hier einer mal erst denken und dann posten sollte dann immer an die eigene Nase fassen...

      Und nur weil es die ein oder andere Gewerkschaft o.ä. gibt, heisst das nich, das die auch meinen Berufsstand vertreten können oder gar spürbare Verbesserungen herbeiführen könnten.
      Mut ist nicht ein Leben zu leben, sondern eins zu bewahren!

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