Angriff auf Kollegen

    • Moin,

      bei uns passiert das leider auch häufiger das man sich plötzlich gegen meist betrunken gegenüber stehst die einem nichts gutes wollen. Zum glück war bisher bei mir immer die Pol rechtzeitig da. Vor ca einem Jahr wurden zwei Kollegen von einer sehr Ländlichen Rettungswache am EO plötzlich mit einer Schusswaffe bedroht und sie konnten sich nur noch hinter ihrem RTW verstecken. Wenn man sich mal mit den Kollegen der Polizei unterhält sind Angriffe gegenüber Einsatzkräften schon fast alltäglich (bei der Pol). Zum glück greifen die Gerichte sehr sträng was Angriffe gegen Einsatzkräften angeht. EIn Arbeitskollege von mir hat vor kurzen 1200€ Schmerzensgeld für ein Faustschlag zugesprochen bekommen
    • Wurde selbst schon angegriffen,ebenfalls in HH, bei einem Notfalleinsatz. Der volltrunkene Freund der Patienten, welche auf den Harleydays am Hafen einen Krampfanfall geschoben hat, hat uns angegriffen,"lasst die Finger von meiner Alten ihr schweine" Nachdem ein Kollege eine gepfeffert bekam, haben 2 rocker, die das mitbekommen haben, den mal kurz auf den Bauch gelegt und sich auf den gesetzt, bis der Michel da war und den Typen einkassiert haben. War heilfroh, das die beiden Rocker da waren und uns geholfen haben.
      Ein anderes mal, Landrettungswache im Raum Mannheim/Heidelberg, wir wurden mit RTW und Notarzt zu einem fraglichen Suizid bei einer türkischen Großfamilie alarmiert, haben eben die männlichen Familienmitglieder nicht so ganz kapiert, das Opi steckensteif und seit ein paar Stundennicht mehr erweckbar ist. Dank Morbus bosporus musste auch hier schleunigst der Trachtenclub Grün-Weiß her, und die Jungs mal runter bringen.

      Wie auch immer, ich sehe das ein wenig kritisch, mit dem einsatz von Selbstverteidigungswaffen. Immerhin sind wir zivile Sanis und tragen ein Schutzsymbol aufm Ärmel.
    • DocMiller schrieb:

      Wie auch immer, ich sehe das ein wenig kritisch, mit dem einsatz von Selbstverteidigungswaffen. Immerhin sind wir zivile Sanis und tragen ein Schutzsymbol aufm Ärmel.
      Da kann ich mich nur anschließen. Ich hatte mal nen Kollegen der hat mehr zur Verteidigung am Gürtel als ein Streifenpolizist. Zum glück wurde das schnell von der Wachenleitung unterbunden.
    • Vor etwa zwei Wochen wurden zwei meiner Kollegen Opfer eines tätlichen Übergriffs durch einen Patienten. 8|

      Gemeldet war eine "bewusstlose Person auf der Straße", Uhrzeit ca 1700. An der Einsatzstelle trafen sie auf einen trotz Schmerzreiz nicht erweckbaren, spontan atmenden jungen Mann um die Zwanzig. Der vorher eingetroffene NA berichtete, daß lt. Zeugenangaben ein Stück weiter vorne eine weitere nicht ansprechbare Person liegen soll, deren Zustand (noch) schlimmer wäre. NA+NEF-Fahrer haben sich zu dieser Person begeben, währenddessen die Kollegen den Bewusstlosen zur näheren Untersuchung auf die Trage umlagerten und ins Auto schoben.

      Im Fz erwachte der "Bewusstlose" auf einmal, begann sich gegen die Tragengurte zu wehren und sie selbständig zu öffnen. Die Kollegen ergriffen sogleich die Flucht aus dem RTW, als sich abzeichnete, daß der Patient sehr aggressiv war, um einem Handgemenge auf engstem Raum zu entgehen und mehr (Aktions-)Spielraum zu haben. Nach kurzer Schubserei mit einem Kollegen ("Was wollt ihr A**löcher von mir") gings dann richtig zur Sache, der Patient - einen Kopf größer - schlug mit beiden Fäusten mehrfach ins Gesicht. Der Kollege hat mehrere Platz-/Schürfwunden und Prellungen im Gesicht sowie an Armen und Oberkörper davon getragen, er war mehrere Tage nicht arbeitsfähig. Nachdem der Patient so brutal losgegangen ist, haben meine Kollegen natürlich nicht zurück gesteckt - ein Volltreffer in den Genitalbereich (mit Sicherheitsschuhen!) blieb ebenso wirkungslos wie ein Sidekick an den Hals! Der Typ flog dabei 2m davon aber hat sich einfach so aufgerappelt und weiter gemacht, als ob nix gewesen wäre! Zu bändigen war er nur durch den mittlerweile herbeigeeilten NA (s.Z. langjähriger Judoka) und NEF-Fahrer sowie zwei ebenfalls eingetroffenen Polizisten! Vermutlich waren da Drogen mit im Spiel, der Täter ist wohl schon einschlägig bekannt gewesen.

      Ich muss sagen, mich hat der Vorfall schon etwas nachdenklich gemacht - ein bißchen ist jetzt schon meine "heile Welt" Landrettung zerstört. Man hört sowas nur immer aus 3. Hand! Ich finde, man geht oftmals viel zu "blauäugig" an unklare Situationen ran, getreu dem Motto "was soll schon passieren?" ...
      Viele Grüße

      TOM



      - Betreuer offizielle bayerische Leitstellen
      - Besitzer BAMBERG (ID 7190) & ERDING (ID 112)
      - Team NÜRNBERG (ID 73 / 86 / 88 / 89)
      - Team MÜNCHEN (ID 1159)
    • LHA688 schrieb:


      Ich muss sagen, mich hat der Vorfall schon etwas nachdenklich gemacht - ein bißchen ist jetzt schon meine "heile Welt" Landrettung zerstört. Man hört sowas nur immer aus 3. Hand! Ich finde, man geht oftmals viel zu "blauäugig" an unklare Situationen ran, getreu dem Motto "was soll schon passieren?" ...
      so schauts aus!
    • LHA688 schrieb:

      Nachdem der Patient so brutal losgegangen ist, haben meine Kollegen natürlich nicht zurück gesteckt - ein Volltreffer in den Genitalbereich (mit Sicherheitsschuhen!) blieb ebenso wirkungslos wie ein Sidekick an den Hals! Der Typ flog dabei 2m davon aber hat sich einfach so aufgerappelt und weiter gemacht, als ob nix gewesen wäre! Zu bändigen war er nur durch den mittlerweile herbeigeeilten NA (s.Z. langjähriger Judoka) und NEF-Fahrer sowie zwei ebenfalls eingetroffenen Polizisten! Vermutlich waren da Drogen mit im Spiel, der Täter ist wohl schon einschlägig bekannt gewesen.
      Ich hab auch nen schwarzen Gürtel, aber beim wegrennen ;)

      LHA688 schrieb:

      Ich muss sagen, mich hat der Vorfall schon etwas nachdenklich gemacht - ein bißchen ist jetzt schon meine "heile Welt" Landrettung zerstört. Man hört sowas nur immer aus 3. Hand! Ich finde, man geht oftmals viel zu "blauäugig" an unklare Situationen ran, getreu dem Motto "was soll schon passieren?" ...
      Das ist leider so, das Gewaltpotential steigt leider. Ich bin sicher nicht alt, aber in meinen Jugendzeiten vor 10, 15 Jahren haben wir uns auch gekloppt. Aber wenn einer dann am Boden lag, haben wir aufgehört, haben dem aufgeholfen und das Problem war erledigt und man ist anschließend zusammen ein Bier trinken gegangen. Heutzutage ist das eher so, das billigend in Kauf genommen wird, dass der Kontrahent dermaßen schwere Verletzungen erleidet, damit er ordentlich Schmerzen hat und lange dran denkt, oder gar stirbt. Ich habe das Gefühl, Waffen wie Messer, Schlagstöcke etc. sind weiter verbreitet als früher.
    • Nochmal zum Mittel der Selbstverteidigung, ich wusste bis zu dem Artikel nicht, dass der Kollege mit Pfefferspray fuhr. Weil KEINER meiner Kollegen hat es offen getragen, wozu haben wir große Jackentaschen und auch große Hosentaschen.
      Und wieviel das Schutzsymbol auf dem Arm bringt sehen wir ja leider, ich bin auch häufig blauäugig in Situationen rein und hab sicherlich auch einige Male die Klappe bissel weiteraufgerissen als ich es sonst tun würde, einfach mit dem Hintergedanken. Hey ich bin Sani da wird schon nichts passieren. Aber im Endeffekt kann man nur nach jeder Schicht das Stück Holz suchen.
    • es fängt schon damit an, das handelsübliches Pfefferspray nicht gegen Menschen eingesetzt werden darf. Steht auf den Flaschen dick und fett drauf. wenn da einer bös will, kann der da nen strick draus drehen.

      Es geht nicht darum, das uns das Schutzsymbol beschützt, sondern wir mit diesem Symbol, egal ob rotes Kreuz, Halbmond, gelbes Kreuz auf rotem Grund oder ein Ordenskreuz die jeweilige Organisation repräsentieren. Egal ob Sanitätshelfer, Rettungshelfer, Rettungssanitäter- oder assistent, unser Job ist es nicht, einen Angreifer kampfunfähig zu machen, sondern anderen zu helfen.

      Zudem sehe ich trotzdem Verteidigungswaffen kritisch. Waffen, egal welcher Art, haben solange wir das Symbol tragen, nichts in unseren Händen zu suchen.

      Es gibt Organisationen, die bieten Deeskalationstrainings speziell für Rettungskräfte an. Wurde bei uns im Kreis mit jedem Rettungsdienstler gemacht. Seit dem hatte ich egal wie aggressiv und blau der "Patient" war, keine Probleme mehr. wenn's gar nicht anders geht, ab ins auto, verriegeln, und die Polizei anfordern. Die können verdammt schnell sein, wenn die hören, das wir in gefahr sind, wirklich.
    • DocMiller schrieb:

      es fängt schon damit an, das handelsübliches Pfefferspray nicht gegen Menschen eingesetzt werden darf. Steht auf den Flaschen dick und fett drauf. wenn da einer bös will, kann der da nen strick draus drehen

      Ganz so einfach ist die rechtliche Situation in D leider nicht. Sog. Pfefferspray (irreführend, da Wirstoff aus Chili gewonnen) darf legal erworben und besessen werden, sofern es als Abwehrmittel von Tieren eingesetzt werden soll. Ein Kauf des Produkts mit dem Vorsatz es gegen Menschen einzusetzen ist dagegen nicht statthaft.

      Hat man nun ein solches Tierabwehrspray in der Tasche wenn man selbst oder ein Kollege angegriffen wird, so liegt die Versuchung nahe dieses Spray zum eigenen, bzw. zum Schutz den Kollegen einzusetzen. Doch Vorsicht, da das Spray ja keine Zulassung zur Anwendung gg Menschen besitzt wäre die Anwendung, auch im Notfall, zunächsteinmal als Körperverletzung zu werten. D.h. sobald die Staatsanwaltschaft hiervon erfährt muß ermittelt werden. Als Rechtfertigungsgrund käme u.U. der entschuldigende, bzw rechtfertigende Notstand in betracht. Aber diese Entscheidung obliegt im Nachhinein der Staatsanwaltschaft oder ggf. einem Gericht.

      Zusammengefasst kann man also sagen daß der Einsatz dieser Sprays immer eine Körperverletzung darstellt, die lediglich im Nachhinein ggf. zu rechfertigen ist. Sollte ein Angreifer durch den Einsatz einen körperlichen Schaden erleiden, z.B. weil er gg den Wirkstoff allergisch reagiert so sind der möglichen Rechtferigung extrem enge Grenzen gesetzt.

      Zur Anwendung gg Menschen (in sehr engen Grenzen) zugelassen ist hingegen CS-Gas, das sich aber beispielsweise beim Angreifer in der Kleidung festsetzen kann und somit auch jeden gefärdet, der den Angreifer im Nachgang versorgt.

      Ich selbst sehe das mitführen jeglicher Waffen bei RD-Personal sehr kritisch. Was passiert wenn der mir körperl. überlegene Angreifer mir die Waffe entreißt und sie gegen mich einsetzt? Die Anwendung von unmittelbarem Zwang ist einfach nicht unser Aufgabengebiet. Meines Erarchtens sind und bleiben Deeskalation, frühzeitiger Rückzug, bzw. frühzeitige Polizeianforderung die Mittel der Wahl. Ggf. muß am Einsatzort das Eintreffen der Polizei abgewartet vwerden bevor mit der Versorgung begonnen werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, daß bewaffnete Kollegen in Konfliktsituationen wesentlich angespannter und agressiver auftreten wie unbewaffnete Kollegen und so wenig zur Deeskalation beitragen zumal ja kaum jemand von uns den Umgang mit solchen Waffen professionell erlernt hat.

      Ausgenommen vom Verbot sog. Pfefferspray gg Menschen einzusetzen sind Polizisten in besonderen Gefärdungslagen, sofern der Einsatz mittels Gesetz oder Verordnung geregelt ist, aber Polizeibeamte dürfen im Gegensatz zu RD-Mitarbeitern im Dienst ja auch Waffen tragen.
    • Aber in dem Fall meines Kollegens war es ja nun mal so, das er das Spray nicht offensichtlich getragen hat, er ist nur zu dem Herren hinten auf dem Tritbrett hingegangen und hat ihn bestimmt aber nicht unhöfflich gebeten dieses sein zu lassen und zu gehen. Und wurde dann ohne weitere Vorwarnung angegriffen. Der Angreifer hat erst durch das Spray von ihm abgelassen.
      Also was hätte da anders laufen können/müssen? Meiner Meinung nach nichts, direkt die Polizei? Weil einer auf deinem Trittbrett steht? Macht euch nicht lächerlich. Mit beiden Kollegen raus? Ist nicht mehr deeskalierend. Solange auf sich einprügeln lassen, bis die Polizei kommt? Was auch wenn sie schnell sind was in solchen Fällen ja der Fall ist immer noch 3-4 Minuten sind.
      Ich bin auch ganz klar gegen offen getragene Waffen im RD und auch gegen Handschellen oder so bei sogenannten Vollzugsbeamten oder wie die auch immer heißen mögen.
      Aber eine Flasche Pfefferspray in den untiefen seiner Jacke oder seiner Hose zu haben, einfach nur für den Fall das sowas unvorhergesehenes passiert find ich nicht verkehrt. Besonders wenn man keine 2x1,5 Meter Kollege ist!
    • DocMiller schrieb:

      wenn's gar nicht anders geht, ab ins auto, verriegeln, und die Polizei anfordern. Die können verdammt schnell sein, wenn die hören, das wir in gefahr sind, wirklich.
      Sorry aber das ist ziemlich blauäugig - zum Einen treten die Situationen ja oft unvermittelt auf und dann soll ich mich ins Auto flüchten und den Kollegen draußen stehen lassen? Na danke ... Anscheinend bist Du eher städtische Gebiete gewöhnt - bei uns liegen die nächsten PI mindestens 15km entfernt, da kann die Zeit bis zum Eintreffen schon ziemlich lang werden ...

      Ich sehe es aber auch so, daß ein Aufrüsten nicht der richtige Weg ist - man kann eigentlich nur der Verlierer sein, entweder am Schauplatz oder dann vor Gericht. Ein Patentrezept zur Prävention gibt es (leider) nicht; die Deeskalationskurse sind sicher eine gute Erfindung, aber bei Psychos oder Drogisten kommste damit keinen Milimeter weit. Leider werden wir auch in Zukunft nicht verhindern können, in brenzlige Situationen zu kommen, aber man kann versuchen, etwas mehr Misstrauen in bestimmten Situationen an den Tag zu legen.
      Viele Grüße

      TOM



      - Betreuer offizielle bayerische Leitstellen
      - Besitzer BAMBERG (ID 7190) & ERDING (ID 112)
      - Team NÜRNBERG (ID 73 / 86 / 88 / 89)
      - Team MÜNCHEN (ID 1159)
    • Habe ich jahrelang genauso gesehen wie du, LH.
      Bis 2009 um genau zu sein. Ich war mir eigentlich sicher ob meiner etwas robusteren Grundnatur (2m bei 105kg und eher "breitere" Schultern) eigentlich meine Ruhe zu haben, außerdem sollte ja das Deeskalationstraining gewirkt haben, außerdem sind die Cops hier im Regelfall in 3 Minuten da.Und schlussendlich dachte ich das ich mit 10 Jahren Kampfsport auch ggf. selber genug Waffe bin.

      Dachte...
      Zuerst ist mir bei einem ganz normalen, unverdächtigen, Einsatz in einer gutbürgerlichen Wohngegend (& am hellichten Tage) ein Patient unvorhersehbar (sprich: von friedlich auf aggressiv in 2sec) mit den Füßen zuerst ins Gesicht gesprungen und hat mich dabei so verletzt das ich erst wieder im Schockraum "voll da war".Mit Deeskalation oder Exekutive nachfordern war da nichts, selbst die Flucht beendete der Täter durch reines "Nachfolgen" nach wenigen Sekunden. Bei diesem Täter fand man nachher ein 25cm langes Kampfmesser Marke "Rambo".
      (Übrigens anbei: Wer in .de einen RettAss für ne Woche in die Klinik bringt, den anderen mit einer Stahlstange nur knapp verfehlt kriegt.... genau.... Ein Wochenende bei der katholischen Jugendfürsorge und 4 Sozialstunden)

      Nur wenige Wochen später war ich dann dabei als ein Kollege einen Stich in den Rücken erhielt. Das ebenfalls unvorhersehbar durch einen Täter mit einer bipolaren Persönlichkeit. Nur durch Sau viel Glück (Jacke getragen und Schulterblatt erwischt) ist da nicht mehr passiert. In Folge solidarisierte sich noch ein Nachbar mit dem Täter und wir waren de facto "eingeschlossen" zwischen zwei Tätern in räumlichen Verhältnissen die keine Flucht möglich werden ließen.
      Wäre nicht die POL durch Zufall (!) schon unterwegs gewesen weiß ich nicht wie es ausgegangen wäre,

      Sicherlich: Ich habe damals (und lange Jahre davor) in einem sozialen Brennpunkt einer Großstadt gearbeitet. Sicherlich: Vielleicht laufen beide Ereignisse auch unter Pech (wobei 2009 hier das "schwarze Jahr" was verletzte Kollegen angeht war...ein Kollege der BF ist immer noch berufsunfähig nach einer Stichverletzung).

      Aber: Die meisten von uns haben Familie und ich will nicht das meine Frau unserem Kind nachher mal sagen muss: "Der Papi hat halt Pech gehabt". Und es ist aktuell nur eine Frage der Zeit bis es einen Kollegen erwischt und das Geschrei groß ist.
      Risikominimierung ist halt das Stichwort. Sprich: Solange wir nicht alles rational machbare ausgenutzt haben um ein "Unglück" zu verhindern sind wir sozusagen "mitschuldig".
      Mittlerweile arbeite ich im Ausland, hier sind Pfefferspray und stichhemmende Westen für den RD Standard (theoretisch haben wir sogar ballistische Westen zur Verfügung), hier gilt aber auch nicht der Berufsethos des "armen Samariters".
      Generell muss man aber mal unterscheiden: Stichhemmende Westen sind reiner Passivschutz (die wenn richtig getragen vom Täter nicht mal bemerkt werden). Was hier dagegen spricht ist höchstens der verminderte Tragekomfort einer Weste (wobei es bei den modernen Westen echt gut geht).
      Reizgas aller Coleur darf -da hast du ja Recht- nicht zum Durchsetzen von "Zwängen" oder dem "auf den Boden bringen" eines Täter dienen. Aber es darf durchaus dazu dienen einen abgeschnitten Fluchtweg durch den entstehenden Ablenkungseffekt (dieser ist übrigens - im Gegensatz zum Kampfunfähigkeitseffekt den die POL ja will- immer vorhanden) bzw. es darf auch einen Täter der den flüchtenden Rettungskräften "nachgeht" soweit verzögern das wir "sicher" den RTW erreichen können.
    • LHA688 schrieb:

      DocMiller schrieb:

      wenn's gar nicht anders geht, ab ins auto, verriegeln, und die Polizei anfordern. Die können verdammt schnell sein, wenn die hören, das wir in gefahr sind, wirklich.
      Sorry aber das ist ziemlich blauäugig - zum Einen treten die Situationen ja oft unvermittelt auf und dann soll ich mich ins Auto flüchten und den Kollegen draußen stehen lassen? Na danke ... Anscheinend bist Du eher städtische Gebiete gewöhnt - bei uns liegen die nächsten PI mindestens 15km entfernt, da kann die Zeit bis zum Eintreffen schon ziemlich lang werden ...
      Ich lass sicher den Kollegen NICHT draussen stehen, beide rein in die Karre und zu klicken.

      Aber schön, dass du mir unterstellst, ohne mich ansatzweise zu kennen, blauäugig zu sein. Na danke.

      Ich habe ein paar Jahre in HH im KV Eimsbüttel ehrenamtlich gerettet, dort war das in der Tat schnell mit den Cops. Hier im Rhein-Neckar-Raum rette ich auf in Hockenheim. Städtisch ist anders. Ein PR ist in Hockenheim, die umliegenden Gemeinden haben keine eigenen Polizeistationen; wir reden hier von maximal 10-15 km bis zu diesem Revier.

      Trotzdem würde mir nicht einfallen eine Verteidigungswaffe mitzuführen.
    • Ich feuere die Diskussion hier noch ein bisschen weiter an... Bei uns im BRK Nürnberg-Stadt haben sich rund 40 Kollegen eine Stichschutzweste zugelegt, bisschen genauer in folgenden beiden Zeitungsartikeln nachzulesen:

      nordbayern.de/nuernberger-zeit…-rettungsdienst-1.1412952
      sueddeutsche.de/bayern/gewalt-…-doch-die-guten-1.1137026

      Meiner Meinung nach ist diese Stichschutzweste nichts weiter als ein Placebo für's Gehirn - man denkt, dass man ein bisschen sicherer ist, ist es aber de facto nicht... Gezielte Schläge, vorzugsweise gegen den Kopf, und die Weste nützt dir garnichts mehr, genauso wenig schützt sie gegen Schusswaffen...
      Natürlich, wenn ich krumel's Beitrag lese, in dem er von einem Messer im Rücken eines Kollegen spricht, da hätte die Weste ihre Funktion garantiert nicht verfehlt... Hätte... Im Nachhinen kann man daran LEIDER nichts mehr drehen, und es tut mir wirklich sehr leid für den Kollegen... Wenn ich höre oder lese, was Kollegen alles ertragen müssen, mache ich mir auch manchmal wirklich Gedanken, wann ich als Nächster dran bin...
      Das Schlimme dabei ist, dass ich mich aufgrund meiner körperlichen Eigenschaften (173cm mit einem Fliegengewicht von 58kg und nicht wirklich muskulös) auch nicht wirklich zur Wehr setzen könnte und in solchen Situationen IMMER auf meine Kollegen angewiesen bin... Wenn ich einen Kollegen mit 206cm und 220kg Kampfgewicht dabei habe, ist das natürlich das Non-Plus-Ultra, aber wenn ich noch so einen Kollegen bzw. eine Kollegin mit ähnlichen Körpereigenschaften habe?
      Ja, das ist Angst, die ich habe, ihr habt richtig gelesen, ich stehe aber auch voll und ganz dazu! Trotzdem bin ich nicht der Typ, der auf Selbstbewaffnung bzw. Eigenpanzerung steht, Deeskalation wird bei mir groß geschrieben, und wenn die nicht so anschlägt, wie ich es mir wünschen würde, kommt Grün-Weiß und ich bin weg, ehe mir etwas passiert... Zwar habe ich eine LED LENSER MT7, die einen Stroboskopblitzer zur Selbstverteidigung hat, aber das Ding sehe ich in keinster Weise als Waffe oder als Instrument zur Selbstverteidigung an, eher als nettes kleines Spielzeug mit vielen verschiedenen, teilweise praktischen Leuchtfunktionen (leider sagt da unser Gesetzgeber etwas anderes und unterbindet den offenen Verkauf in Deutschland, weil ja angeblich als Waffe einsetzbar - wer's glaubt)... Und ich werde mich auch davor Hüten, das Ding in einer Gefahrensituation zu zücken, da werde ich ja noch dazu ausgelacht und erst recht zusammengeprügelt...

      Für mich ist diese ganze Sache mit der Gewaltbereitschaft gegen Helfer kein einfaches Thema... Aber trotzdem versuche ich mir dadurch die Lust, den Leuten zu helfen, nicht verderben zu lassen... Und solange ich nicht in eine solche Extremsituation komme (in brennzligen Situationen war ich schon öfters), hoffe ich, dass das auch so bleibt... Ich weiß aber schon jetzt, dass irgendwann dieser Tag kommen wird... Ob er Morgen oder in 10 Jahren ist, weiß ich nicht... Hoffentlich kommt er garnicht...
    • Naja, sicherlich kann es immer sein, dass dein "Gegner" ein größeres Kaliber auffährt oder dich woanders trifft. Aber: Die Statistik spricht für die Westen, ein Großteil der tödlichen Stichverletzungen sind eben in den durch die Westen abgedeckten Bereichen lokalisiert.

      Ich denke mittelfristig wird sich das auch in .de durchsetzen...Genauso wie der Sicherheitsgurt...(ähnliche Diskussionen führte man nämlich damals auch...)
      ;)
    • Und das Unglück schläft nicht. Gestern Abend würde bei uns mal wieder eine Kollegin angegriffen. Als sie den Pat nach seinem Geb Datum gefragt hat ein Faustschlag ins Gesicht bekommen. Und das aus einer total friedlichen Situation. Jetzt liegt der "Schläger im Fix-Bett auf der geschlossenen.

      Und das schlimmst ist das man hinterher raus bekommt das der "Pat" am Wochenende schon eine Straftat (genaue Umstände nur Gerüchte weise bekannt, deswegen lass ich das mal weg) begangen hat und jetzt auf Psycho macht um eine längere Haft strafe zu entgehen.

      Wenn man drüber nachdenkt wie oft wir als RD Personal alleine in Wohnungen laufen wo niemand weis was uns erwartet. Aus diesem Grund würde ich gerne mal eure Meinung erfahren: Wie ist das bei euch geregelt ist der RTW Nachts immer mit einem männlichen Kollegen besetzt oder kommt es auch vor das zwei Frauen alleine fahren? Bei uns ist das leider ein Streit Thema.

      Gruß Olli
    • Ist jetzt zwar schon mehr als 10 Jahre her, aber ich habe Folgendes erlebt: Wir wurden mit unserem KTW als First Responder zu einem Verkehrsunfall 300 m entfernt gerufen. Ein Kind wurde von einem Oberklasse-Wagen erfasst. Der Kleine ist recht klimpflich davon gekommen (war bei Bewusstsein, Verdacht auf Armfraktur, blaue Flecken). Inzwischen hatte sich aber ein Mob formiert, der den Unfallverursacher lynchen wollte. Deshalb haben wir Kind und Unfallfahrer erstmal in unseren KTW geladen. Daraufhin hat der Mob gegen die Scheiben geschlagen und verlangt, dass wir den Fahrer rausrücken. Zum Glück ist die Pol schnell angekommen und hat für Ruhe gesorgt.

      (Diesen Einsatz habe ich jetzt auch vorgeschlagen)